Wohnzimmer im Kiez

Wegen Lärm: Nächste Kiezkneipe in Pankow vor dem Aus

Vermieterin verlängert den Vertrag für die Maxim Sportsbar in Pankow nicht. Die Gäste sind verzweifelt.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Die Sportsbar Maxim  soll schließen. 
Die Sportsbar Maxim soll schließen. Markus Wächter

Fußball gucken, Bierchen trinken. Mit Gleichgesinnten oder Fremden gemeinsam übern Tellerrand blicken. So etwas geht in Berlins Kiezkneipen. Seit mehr als 100 Jahren wird im Maxim gequatscht, getrunken, gefeiert, gelebt. Nun soll Schluss sein. 

Die Fußballkneipe Maxim in der Maximilianstraße in Berlin-Pankow muss zum 31. März schließen. Die Eigentümerin möchte den Mietvertrag nicht verlängern, sagt die Frau hinterm Tresen, Antje Böhm, der Berliner Zeitung. Seit etwa 110 Jahren befindet sich in dem Haus ein Lokal. Immer unter dem Namen Maxim, mit wechselnden Betreibern.

Gut gehende Kneipe muss schließen

„Der Mietvertrag läuft aus, dabei läuft es eigentlich richtig gut. Dass ein so gut gehender Laden einfach zumacht, da bin ich völlig platt. Ich bin seit 45 Jahren in der Gastronomie. So etwas habe ich noch nie erlebt“, erzählt Antje Böhm, die seit zehn Jahren im Maxim angestellt ist.

Seit 100 Jahren befindet sich in der Maximilianstraße eine Kneipe. 
Seit 100 Jahren befindet sich in der Maximilianstraße eine Kneipe. Markus Wächter

Nach Angaben ihres Chefs Rainer Kant ist der Eigentümerin, die das Haus von ihrer Mutter vor drei Jahren geerbt hat, der Fußballkneipen-Trubel zu laut. Die Mutter habe mit der Kneipe kein Problem gehabt, die Tochter schon, sagt Rainer Kant der Berliner Zeitung.

Die Vermieterin schildert gegenüber dem Blatt, wie schlimm der Kneipenlärm vom Maxim aus ihrer Sicht sein kann und wie sehr sich Anwohner und die Mieter im Haus gestört fühlten. Im Gespräch mit der Berliner Zeitung berichtet sie von einem Abend am vergangenen Frauentag. „Bis tief in die Nacht wurde gefeiert. Immer wieder riefen Anwohner und Mieter an, um sich zu beschweren. Ich konnte nicht schlafen. Mitten in der Nacht habe ich dann entschieden, den Mietvertrag nicht zu verlängern,“ sagt sie. „Die Leute hatten ihren Spaß und jetzt ist Schluss.“

Kant betreibt das Maxim seit zehn Jahren. Er habe versucht, der Vermieterin in Gesprächen entgegenzukommen. Der Wirt wollte sogar die Öffnungszeiten der Kneipe verkürzen, im Sommer ab 21 Uhr die Terrasse dichtmachen, er wollte mehr Miete zahlen. Doch die Hauseigentümerin ließ sich nicht überzeugen. Ihr Entschluss: Sie will keine Fußballkneipe im Haus. 

„Wenn die Kneipe schließt, reißt das den Kiez auseinander“, sagt Rainer Kant der Berliner Zeitung weiter. Seine Angestellte Antje Böhm ergänzt: „Es ist ihr Hab und Gut. Doch hier sind Strukturen gewachsen mit Leuten, die sich seit Jahrzehnten kennen. Wir haben Gäste jeden Alters, von 18 bis über 80. Es ist jammerschade.“

Doch ganz aufgegeben hat Kant noch nicht. Er sucht Hilfe bei Pankows Bürgermeisterin Cordelia Koch. In der Bezirkspolitik macht man sich für den Erhalt von Kiezkneipen stark. Bei privaten Eigentümern sind aber die Handlungsmöglichkeiten begrenzt. ■