Seit 20 Jahren kann man in Berlin-Hellersdorf eine Zeitreise unternehmen. Die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land GmbH unterhält in einem Plattenbau in der Hellersdorfer Straße 179 eine Wohnung im originalen Einrichtungszustand wie im Jahr 1986. Man tritt durch die braune Papptür prompt in ein vergangenes Leben.
Neubau, nicht Platte
„Wir haben Neubau gesagt, nicht Platte“, sagt Wolfgang Sawatzki. Der 77-Jährige lebte selber in einer ganz ähnlichen Wohnung, bis zur Rente war er Hausmeister bei der landeseigenen Stadt und Land Wohnbauten-Gesellschaft mbH. Heute betreut Sawatzki die DDR-Museumswohnung in Berlin-Hellersdorf. Vor 20 Jahren, am 16. Februar 2004, wurde sie eröffnet.

Platte in Berlin-Hellersdorf. Miete: 109 Ostmark
Die Warmmiete für die drei Zimmer auf 61 Quadratmetern betrug bis zum Jahr 1989 nur 109 Mark im Monat beziehungsweise umgerechnet knapp 28 Euro. Mehr als 40.000 solcher Wohnungen wurden in serieller Bauweise in Hellersdorf aus dem Boden gestampft. Gerade einmal 18 Stunden dauerte der Ausbau einer Wohnung dieses Typus. Heute schaut man sich wieder viel von dem Konzept des seriellen Bauens ab.
Dass sich die Wohnungen in den vielen Etagen der Neubauten auch im Einrichtungsstil glichen, war den stolzen Mietern egal. Mit viel Liebe stellten sie ihre Schätze aus Porzellan in die Schrankwand, deckten in der Küche den Frühstückstisch. Die genormten Grundrisse trafen auf genormte moderne Möbel. Vorbei war das Kohlenschleppen oder der Gang zur Toilette auf halber Treppe. Der Alltag mit eigenem Bad, Warmwasser und Fernheizung war ein Fortschritt.

In der Museumswohnung ist vom Fernseher über die Heizkörper und Lampen hin zu Salzstreuer und Schrankwand alles Original-DDR. Mieter der Stadt und Land spendeten für die Ausstattung der Räumlichkeiten eigenes Mobiliar, Geräte, Bilder, Bücher und mehr.

„Ich wollte mit der Wohnung auch die Zeit festhalten“, sagt Wolfgang Sawatzki. Dass das gelingt, sieht man daran, dass die Wohnung gern für Filmdrehs genutzt wird. In den letzten Jahrzehnten waren schon Michael Gwisdek, Devid Striesow und Eva Padberg da. „Einmal war einer von Take That in der Wohnung“, erzählt Sawatzki, wer, weiß er aber nicht mehr. ■
Museumswohnung WBS 70, Hellersdorfer Straße 179, So 14–16 Uhr und nach Absprache unter Tel.: (0151) 16 11 44 47, Eintritt frei