DDR-Rezepte

Ohne „Flotte Lotte“ ging bei uns gar nichts

Das DDR-Museum hat zwei kleine Bände mit den beliebtesten DDR-Rezepten herausgegeben. Von Soljanka bis Selterskuchen ist alles dabei, was dem Osten noch immer schmeckt.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Simone Uthleb, hier in der Museumsküche des DDR-Museums in Berlin, hat die Rezepte für das DDR-Kochbuch zusammengestellt, ihre Kollegin Alexandra de Leon sammelte die Rezepte für das DDR-Backbuch.
Simone Uthleb, hier in der Museumsküche des DDR-Museums in Berlin, hat die Rezepte für das DDR-Kochbuch zusammengestellt, ihre Kollegin Alexandra de Leon sammelte die Rezepte für das DDR-Backbuch.Sabine Gudath

Heute gehen wir in den Supermarkt und können nahezu alles kaufen, worauf wir Appetit haben. Am Abend Vietnamesisch, oder doch zum Italiener? Kein Problem. Ganze Regalreihen in der Buchhandlung werden von Rezeptbüchern gefüllt. Vom heutigen Überfluss konnten die Menschen in der DDR nur träumen. Man musste schon einige Kreativität entwickeln, um der Familie eine schmackhafte Mahlzeit auf den Tisch zu zaubern.

Und trotzdem sind das genau die Gerichte unserer DDR-Kindheit, die uns auch heute noch ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Denn nicht nur Liebe, auch Erinnerung geht durch den Magen. Ob Kesselgulasch oder Klopse, ob LPG-Kuchen oder Kalter Hund. Die Gerichte der Vergangenheit sind auch heute wieder gern servierte Klassiker.

DDR-Rezepte: Leckere Speisen für einen kleinen Geldbeutel

Das DDR-Museum hat daher mit zwei neuen Büchern „Unser DDR Backbuch“ und „Unser DDR Kochbuch“ die Rezepte für die beliebtesten Gerichte und Kuchen aus der DDR zusammengetragen. „Wir möchten nicht nur Kindheitserinnerungen wachrufen, sondern auch zeigen, dass mit wenigen Zutaten und einem kleinen Geldbeutel eine abwechslungsreiche und leckere Speise auf den Tisch kommen kann“, schreibt Herausgeberin Simone Uthleb.

Und so liest sich das Kochbuch wie das Who’s who der beliebtesten Gerichte in der DDR, von der Ostsee bis zum Thüringer Wald: Von Goldbroiler, Jägerschnitzel, Heringssalat, Kohlroulade, Karlsbader Schnitte über Schaschlik bis zur Toten Oma und Eiern in Senfsoße ist alles dabei.

In die echte Thüringer Rinderroulade kommt weißer Speck, viel Senf, Gurke und Zwiebeln. Die Soße darf mit Rotwein gekocht werden, das Gemüse wird durch die Flotte Lotte gedreht. 
In die echte Thüringer Rinderroulade kommt weißer Speck, viel Senf, Gurke und Zwiebeln. Die Soße darf mit Rotwein gekocht werden, das Gemüse wird durch die Flotte Lotte gedreht. imago images/Shotshop

Was die Gerichte in der DDR gemeinsam hatten? Es wurde saisonal gekocht. Grundzutaten wie Butter, Brot, Eier oder Milch waren immer erhältlich und wurden vom Staat subventioniert. Daraus und aus Zutaten aus dem eigenen Garten oder der eigenen Schlachtung wurden Gerichte gekocht, die uns noch heute das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. 

Die Rezepte in den beiden Büchlein sind allesamt leicht nachzukochen, auch von denen, die die DDR selbst gar nicht mehr erlebt haben. Die Oma wird staunen, wenn der Enkel auf einmal mit Schmorgurken – die sind sogar vegetarisch und damit enkeltauglich – aus der Küche kommt. 

Bodenständige Küche anstatt ausgefallener Gemüse

„Anstelle von Südfrüchten und ausgefallenen Gemüsen gab es in der DDR einfache und bodenständige Gerichte“, sagt Simone Uthleb, die die beiden Bände herausgegeben hat. Ausgebackener Blumenkohl etwa, Erbsensuppe oder Schopska-Salat. Um eine Auswahl der beliebtesten DDR-Gerichte zu ermitteln, hat sie die Kollegen und Kolleginnen im DDR-Museum befragt.

Außerdem ist die Thüringerin selber leidenschaftliche Köchin. „Ohne Flotte Lotte ging bei uns zu Hause in der Küche gar nichts“, sagt Simone Uthleb. Sowohl die Oma als auch ihre Mutter machten dem Ruf Thüringer Köche alle Ehre. „Ich habe dort viel gelernt und mitgekocht. Mein absoluter Favorit sind Thüringer Rinderrouladen“, verrät Simone Uthleb. Auch das Rezept für die Rouladen fand den Weg ins Buch. „Dazu gibt es bei uns traditionell einen Rohkostsalat aus Rotkohl mit Schmand und Walnüssen.“

Die Flotte Lotte diente dazu, Früchte wie Pflaumen zu Mus zu verarbeiten. Aber auch gekochtes Suppengrün wurde durchgedreht und verfeinerte Soßen. 
Die Flotte Lotte diente dazu, Früchte wie Pflaumen zu Mus zu verarbeiten. Aber auch gekochtes Suppengrün wurde durchgedreht und verfeinerte Soßen. DDR Museum Berlin

Eine weitere kulinarische Köstlichkeit, an die sich wahrscheinlich jeder erinnert, ist der Kalte Hund zum Kindergeburtstag. Neben Bienenstich, Plinsen, LPG-Kuchen, Prasselkuchen oder Eierschecke findet das Rezept im zweiten Band, der sich komplett ums Backen dreht, Platz. Ob Quarkkuchen von Oma Christa, Mohnstollen oder Schneewittchenkuchen – hier findet jeder die passende Süßigkeit. 

Die Bücher „Unser DDR Backbuch“ und „Unser DDR Kochbuch“ sind für jeweils fünf Euro im Museumsshop des DDR-Museums erhältlich. Bei einem Besuch kann man sich gleich noch einmal historisches Wissen und authentisches DDR-Gefühl in der interaktiven Ausstellung abholen. Das Museum ist täglich ab 9 Uhr bis 21 Uhr geöffnet. Das Tagesticket kostet online 13,50 Euro, ermäßigt 8 Euro.  ■