Mit Cowboyhut und Gitarre stand er immer ein wenig im Hintergrund: Fritz Puppel überließ bei City seinem Sänger Toni Krahl den Vortritt. Dabei hatte er 1972 eine der wichtigsten Rockbands der DDR gegründet, deren größter Hit „Am Fenster“ wurde. Die lauten und besinnlichen Töne waren die Sache von Fritz Puppel, der nun ganz leise von dieser Welt gegangen ist.
Bereits am 10. Februar ist der City-Mitgründer Fritz Puppel im Alter von 79 Jahren gestorben. Das teilte Toni Krahl am Donnerstag mit. „In der Gewissheit, dass seine, unsere Musik, über alles Irdische hinaus Bestand haben wird, verneigen wir uns vor einem ganz, ganz Großen. Fritz, wir danken Dir für Deine Inspiration, Deine Kraft, Deinen Mut und Deine Musik“, schrieb Krahl.
Ex-Puhdy Dieter „Maschine“ Birr trauert um Fritz Puppel: „Wir waren ein Leben lang beste Freunde“
Auch seine engsten Freunde erfuhren erst jetzt vom Tod der DDR-Rock-Legende – wie der einstige Puhdys-Frontmann Dieter „Maschine“ Birr (79). 1963 hatte er mit Fritz Puppel die Band Luniks gegründet. Doch dann wurden beide zur Armee einberufen – die Ära ihrer Band war beendet. Ihre Freundschaft aber hielt. Sie trafen sich noch immer privat, gingen gemeinsam zu Konzerten, etwa zu den Shows ihrer Lieblingsband AC/DC.
„Ich war geschockt, als mich der Sohn von Fritz am späten Mittwochabend anrief und sagte, dass sich Fritz vor Tagen abends ins Bett legte und ganz friedlich eingeschlafen ist“, sagt „Maschine“ dem KURIER. „Fritz und ich – wir waren ein Leben lang beste Freunde.“

Werkzeugmacher wurde er zuerst, dann Gitarrenlehrer. Fritz Puppel wollte immer nur Musik machen. „Weil das für mich die einzige Möglichkeit war, sich in der DDR außerhalb vorgegebener Bahnen zu bewegen“, sagte er. Hätte die Armeezeit nicht dazwischen gefunkt, die ihn von Maschine trennte, „hätte es vermutlich nie die Puhdys und City gegeben“, wie er vor Jahren in einem Gespräch mit dem KURIER erzählte.
Fritz Puppel und City: Ihr Mega-Hit „Am Fenster“ entstand auf einem Dachboden in Adlershof

1972 gründete Puppel mit dem Schlagzeuger Klaus Selmke die Band City. Sie holten einen Organisten, einen Bassisten und einen Sänger hinzu. Ihr erstes Konzert: am 3. Februar 1972. Die Band spielte im Artur-Becker-Club in Köpenick vor 200 Zuhörern Songs der Stones und von Jimi Hendrix.
Als der erste City-Sänger zur Armee musste, kam Toni Krahl. Mit ihm entstand auf dem Dachboden eines Jugendklubs in Adlershof die erste Aufnahme von „Am Fenster“. „Einmal wissen, dieses bleibt für immer. Ist nicht Rausch, der schon die Nacht verklagt“: Mit diesen Zeilen der Lyrikerin Hildegard Maria Rauchfuß katapultierte sich City an die Rockspitze im Osten – und im Westen. Mit dem Album bekamen Puppel und Co. im fernen Griechenland als erste DDR-Band eine „Goldene Schallplatte“.

Ob „Der King vom Prenzlauer Berg“, „Wand an Wand“ oder „Glastraum“: Songs, die zwischen den Zeilen das wirkliche Leben in der DDR zeigten, machten die Band auch im Westen bekannt. Doch das nutzte nichts, als 1989 die Mauer fiel. Musik aus der DDR wollte nun erstmal kaum jemand hören. Doch während viele andere DDR-Musiker in ein Karriere-Loch fielen, standen Puppel und Krahl einfach weiter auf der Bühne – in kleineren Clubs, mit Gastmusikern. Und sie gründeten ihre Plattenfirma K&P Music.
Fritz Puppel: City-Sänger Toni Krahl plant für ihn eine Trauerfeier

Ab 1995 war City dann wieder in der Vor-Mauerfall-Besetzung unterwegs. Jetzt füllten sich auch die großen Konzerthallen wie früher. 2012, beim 40. Bandjubiläum sagte Puppel: „Es ist ein gelebter Traum. Es ist ein Dauertraum.“
Zwei Jahre vor dem 50-jährigen Jubiläum starb Schlagzeuger Klaus Selmke an Krebs. City beschloss, dass die Band aufhört. So war am 30. Dezember 2022 war mit einem Konzert in der Mercedes-Benz-Arena vor Tausenden Fans Schluss. Fritz Puppel ging in Rockerrente: „Ich will mehr joggen und viel verreisen.“ Das war sein Plan.
Jetzt hat seine letzte Reise begonnen. Der Wunsch der Familie ist es, Fritz Puppel im engsten Kreis seiner Angehörigen beizusetzen, teilt Toni Krahl dem KURIER mit. Die Urnenbeisetzung soll auf dem Friedhof in Baumschulenweg stattfinden. Der Band-Sänger sagte: „Im April planen wir in der Feierhalle des Krematoriums eine öffentliche Trauerfeier.“■