Die Geheimnisse der Ostrock-Legenden

Schluss nach 50 Jahren? So denken City wirklich über ihren Abschied und lassen die Fans hoffen

Die Band will nach 2022 nicht mehr auf die Konzertbühne, aber ein Album oder TV-Auftritte wären später möglich, sagen die Musiker Fritz Puppel und Toni Krahl. 

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Fritz Puppel und Toni Krahl: Im kommenden Jahr wollen sie den 50. Bandgeburtstag von City feiern und Abschied von der Bühne nehmen.
Fritz Puppel und Toni Krahl: Im kommenden Jahr wollen sie den 50. Bandgeburtstag von City feiern und Abschied von der Bühne nehmen.imago

Die Geheimnisse der Ostrock-Legenden: Auch die City-Musiker Toni Krahl (71) und Fritz Puppel (76) könnten viel aus der 50-jährigen Geschichte ihrer Band ausplaudern, deren Ende sie jetzt planen. Doch wird das wirklich ein Abschied für immer? Denn im neuen Buch des Berliner Musik-Journalisten Christian Hentschel (54) „Das jetzt wirklich allerletzte Ostrock-Buch“, das gerade im Verlag Neues Leben erschienen ist, machen die beiden Rocker geheimnisvolle Andeutungen, die die Fans ein wenig hoffen lassen.

Es ist noch nicht so lange her, als City („Am Fenster“) ankündigten, im kommenden Jahr Schluss zu machen. 2022 wollen sie noch einmal kräftig rocken, um den 50. Bandgeburtstag zu feiern. „Die letzte Runde“ heißt die Tour und auch ein Doppelalbum, das erscheinen soll. Dann werden Toni Krahl (71), Fritz Puppel (76), Georgi Gogow (73) und Manfred Hennig (69) für immer die Bühne verlassen. So ist ihr Plan, so haben sie es ihrem Schlagzeuger Klaus Selmke versprochen, der vor einem Jahr mit 70 Jahren an Krebs starb.

„Der Tod unseres Schlagzeugers Klaus hatte uns sehr aus der Bahn geworfen“, sagt Gitarrist Fritz Puppel. „Wir wussten zwar, dass er seit einigen Jahren Krebs hat, waren aber auch Meister im Verdrängen. Das klappte wohl auch deshalb gut, weil Klaus sich nicht permanent krank fühlte. Das kam immer nur in Schüben, dann wurde er von Nicki oder Roger vertreten, und sobald er wieder fit war, saß er am Schlagzeug. So rechneten wir auch beim letzten Krankenhausaufenthalt damit, dass er zu uns zurückkehrt.“

Die Band City mit Manfred Hennig, Fritz Puppel, Georgi Gogow, Toni Krahl und ihrem Schlagzeuger Klaus Selmke (r.), der vor einem Jahr an Krebs starb. Das Foto entstand 2017.
Die Band City mit Manfred Hennig, Fritz Puppel, Georgi Gogow, Toni Krahl und ihrem Schlagzeuger Klaus Selmke (r.), der vor einem Jahr an Krebs starb. Das Foto entstand 2017.dpa

„Der Tod unseres Schlagzeugers hat uns aus der Bahn geworfen“

Der Tod des Schlagzeugers trifft Fritz Puppel schwer. Denn die beiden Musiker hatten 1972 City gemeinsam gegründet. „Klaus und ich hatten uns immer versprochen, gemeinsam über die Ziellinie zu gehen. Also mindestens 50 Jahre City, und vielleicht hätten wir danach sogar weitergemacht“, sagt Puppel in dem Buch. „Andererseits ist so ein großes Jubiläum prädestiniert für einen Abschied. Es gibt viele Musiker, denen man wünscht, sie hätten einen gewissen Punkt nicht überschritten. Wir wollen nicht zu denen gehören, die ihr eigenes Vermächtnis zerstören. Und bekanntlich soll man ja aufhören, wenn es am schönsten ist. Wenn wir uns verabschieden, dann mit Pauken und Trompeten. Es soll was Großes, Repräsentatives sein. Wir spielen nicht für Geld, sondern wollen in den Rockolymp.“

Wird es bei City dann genauso wie bei den Puhdys sein, die nach dem Band-Aus 2016 dann als Solisten wieder auf der Bühne standen? „Ehrlich gesagt habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht“, sagt Sänger Toni Krahl. „Ich bin gerade so sehr im Tunnel der letzten Runde gefangen, dass für Gedankenspiele kein Raum bleibt. Aber sicher bin ich weiterhin ein Musiker mit dem Drang, extrovertiert Leute zu entertainen.“

„Wir verstehen den Abschied von den Bühnen nicht als Auflösung der Band“

Fritz Puppel wird da deutlicher. Er schlägt offenbar noch nicht alle City-Türen endgültig zu. „Wir werden nicht schummeln und plötzlich zurückkehren“, sagt er. „Aber wir verstehen unseren Abschied von den Bühnen nicht als Auflösung der Band. Es kann also durchaus passieren, dass es uns noch einmal ins Studio treibt oder dass wir bei irgendeiner TV-Geschichte dabei sind. Diese Gedanken trösten ein bisschen.“ Worte, die nicht nur trösten, sondern auch bei den Fans für Hoffnung sorgen werden, City irgendwann mal wieder zu hören und zu sehen.

Auf ihrer „Die letzte Runde“-Tour werden City mit den Berliner Symphonikern auftreten. Das allerletzte Konzert soll am 30. Dezember 2022 in Berlin stattfinden. 
Auf ihrer „Die letzte Runde“-Tour werden City mit den Berliner Symphonikern auftreten. Das allerletzte Konzert soll am 30. Dezember 2022 in Berlin stattfinden. imago

„Die letzte Runde“-Tour startet City zusammen mit den Berliner Symphonikern und vielen Überraschungsgästen am 13. Juli 2022 in Chemnitz. Zweimal werden sie auch in Berlin auftreten: am 23. Juli in der Parkbühne Wuhlheide und am 30. Dezember in der Mercedes-Benz-Arena, das letzten Live-Konzert der Band. So ist es jedenfalls geplant.

Das Buch „Das jetzt wirklich allerletzte Ostrockbuch“ von Christian Hentschel ist im Verlag Neues Leben erschienen (320 Seiten, 22 Euro).
Das Buch „Das jetzt wirklich allerletzte Ostrockbuch“ von Christian Hentschel ist im Verlag Neues Leben erschienen (320 Seiten, 22 Euro).Neues Leben

Dazu kommt die Rock-Legenden-Tour vom 19. Februar bis 22. Mai 2022, bei der City mit Silly und Ex-Puhdy Dieter „Maschine“ Birr auftreten werden. Das Berlin-Konzert wird am 22. Mai 2022 in der Max-Schmeling-Halle stattfinden.