367 Menschen suchen neue Bleibe

Köpenicker Flüchtlingsheim wird dichtgemacht – DAS ist der Grund

Es war das erste Containerdorf für Flüchtlinge in Berlin, nun muss es nach fast zehn Jahren schließen. Für die Bewohner ist das ein Problem.

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Berlins erstes Containerdorf für Flüchtlinge im Allende-Viertel in Köpenick steht vor dem Aus.
Berlins erstes Containerdorf für Flüchtlinge im Allende-Viertel in Köpenick steht vor dem Aus.IMAGO/Thomas Lebie

Köpenick, Allende-Viertel, Alfred-Randt-Straße 19: Das ist das Zuhause von 367 Menschen. Sie alle haben eins gemeinsam. Sie sind Flüchtlinge, die in Deutschland, in Berlin, in Köpenick Schutz gefunden haben. Die meisten sind aus der Ukraine, 88 von ihnen sind Kinder. Und nun müssen sie wohl alle umziehen. Berlins erstes „Containerdorf“ steht vor dem Aus.

Der Hintergrund ist pragmatisch: Die maximale Nutzungsdauer ist erreicht. Natürlich gebe es Verschleißerscheinungen. Und ja, auch hygienische Mängel kann man nicht wegdiskutieren. Der Hauptgrund ist aber eben ein anderer.

Containerdorf in Köpenick macht im Sommer dicht

Die baurechtliche Laufzeit der Gemeinschaftsunterkunft wurde seit Beginn mindestens zweimal verlängert. Dennoch sagt man diesen Provisorien nur eine maximal zehnjährige Nutzbarkeit nach, wie Gregor Postler, Beauftragter für Partizipation und Integration des Bezirks, im Tagesspiegel erklärt.

Und Sascha Langenbach, Sprecher des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF), bestätigt, dass „die Unterkunft im Sommer, das heißt Juli oder August, schließen“ muss „und im Herbst an die BIM übergeben wird, um die Container abbauen zu lassen“.

Allerdings wird derzeit noch eine Verlängerung der Nutzung bis 30. September 2024 geplant, wie die Senatsverwaltung auf Anfrage des Abgeordneten Martin Sattelkau (CDU) gegenüber Cöpenick-Watch mitteilt.

Ob Juli oder September: Für die Bewohner ist das freilich ein Problem. In der nahen Umgebung kennen sie Menschen, haben Freunde gefunden. Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren gemeinsame Feste auf dem Gelände der „Bude“, wo Menschen unterschiedlichster Herkünfte und Kulturen zusammengekommen sind.

In Köpenick suchen fast 400 Flüchtlinge aus dem Containerdorf in der Alfred-Randt-Straße ein neues Zuhause.
In Köpenick suchen fast 400 Flüchtlinge aus dem Containerdorf in der Alfred-Randt-Straße ein neues Zuhause.IMAGO/Jürgen Heinrich

Köpenicker Flüchtlingsunterkunft muss Schul-Neubau weichen

Wo sollen sie nun hin? „An erster Stelle versucht man über die Belegungssteuerung, Plätze in den nächstgelegenen Unterkünften zu bekommen. Leider klappt das nicht immer“, erklärt Gregor Postler. Da wäre zum Beispiel die Gemeinschaftsunterkunft (GU) an der nahe gelegenen Salvador-Allende-Straße. Aber Platz für alle ist da lange nicht. Die Chancen auf eigene Wohnungen sind bei der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt in Berlin auch nicht berauschend.

Und die Kinder? Die meisten gehen in die nahe gelegene Müggelschlößchen-Grundschule, werden im Sommer also vermutlich aus ihrem Umfeld gerissen. Zumindest die, die keinen Platz in einer Unterkunft in der Nähe bekommen. „Bei der Auswahl der Plätze ist die Belegungssteuerung im Austausch mit dem Betreiber, um insbesondere Schul- und Kita-Plätze erhalten zu können“, versichert Sascha Langenbach.

Bleibt die Frage, was auf dem Gelände in Zukunft passieren soll. Nachdem alle Bewohner ausgezogen sind, soll die Anlage geräumt und rückgebaut werden. Das Bezirksamt Treptow-Köpenick plant auf dem Gelände den Bau einer Turnhalle sowie eines Ergänzungsbaus für die Müggelschlößchen-Grundschule. Die Übergabe des Grundstücks an das Bezirksamt soll spätestens zum 30. Juni 2025 erfolgen.