Ohnmacht, Notarzt, Krankenhaus – die Folgen des Konsums einer neuartigen Droge, die sich vor allem bei Kindern und Jugendlichen offenbar großer Beliebtheit erfreut, sind dramatisch. Dabei ist das Zeug, dass da im Umlauf ist, von Eltern und Lehrern oft kaum zu erkennen. Jetzt warnt das Bezirksamt vor allem in Köpenick: „Snus“ oder „Pouches“ sind illegal, gefährlich – und neun von zehn Jugendlichen hatte trotzdem schon Kontakt damit.
Es ist eine unfassbare Quote, von der der Jugendschutzbeauftragte des Ordnungsamtes Treptow-Köpenick berichtet. 80 bis 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler, mit denen er im vergangenen Jahr im Rahmen von mehr als 90 Präventionsveranstaltungen Kontakt hatte, haben die Droge gekannt, viele hatten auch schon selbst Erfahrungen damit gemacht.
Nikotinvergiftung nach „Pouches“-Konsum
„Snus“ oder „Pouches“, das sind auf den ersten Blick unscheinbare weiße Beutelchen. Tatsächlich handelt es sich beim herkömmlichen „Snus“ um ein orales Nikotinprodukt, das Tabak enthält und seinen Ursprung in Schweden hat. Dort sowie in nicht zur Europäischen Union gehörenden Ländern wie der Schweiz oder Norwegen darf das Produkt legal vertrieben und verkauft werden. In der EU ist es bereits seit 1992 verboten.
Im Unterschied dazu stehen die tabakfreien Nikotinbeutel, sogenannten Pouches. Sie bestehen unter anderem aus Wasser, Füll- und Feuchthaltemitteln, Aromen, Salz und Nikotin. Sie sind in Deutschland illegal. Wer die tabakfreien Nikotinbeuteln verkauft, begeht eine Straftat.
Ob es Unwissenheit ist oder Trotz – viele Jugendliche schrecken vor der Droge nicht zurück. Erste Eindrücke erhalten viele der Schülerinnern und Schüler über die sozialen Medien wie TikTok. Schon in 7. Klassen gab es Berichte über den Konsum der tabakfreien Nikotin-„Pouches“, die zum Bewusstseinsverlust und einem Notarzteinsatz führten.
Besonders gefährlich macht die „Pouches“ vor allem die verhältnismäßig hohe Menge an Nikotin, die über die Mundschleimhäute aufgenommen wird: Bereits ein Beutel kann den Nikotingehalt von drei bis sechs Zigaretten enthalten. Neben der potenziellen Suchtgefahr besteht auch die Gefahr einer akuten Nikotinvergiftung, die sich durch Übelkeit und Erbrechen sowie Schwindel bis hin zur Ohnmacht äußern kann.
Köpenicker Jugendschutzbeauftragter warnt vor „Pouches“
„Aus unserer Sicht problematisch wird es vor allem dann, wenn erziehungsberechtigte Personen erstens nicht wissen, was ihre Kinder in den sozialen Medien konsumieren, und zweitens weder Lehrkräfte noch Schulsozialarbeiter oder die Eltern diese neuartigen Produkte kennen oder einordnen können“, gibt der Jugendschutzbeauftragte zu bedenken.