Unterschätzte Krankheit

Verdacht auf Lipödem: Arzt, Behandlung, Kosten – DAS müssen Sie wissen

Es ist eine der am meisten unterschätzen Krankheiten, meist bleibt ein Lipödem lange unentdeckt. Welcher Arzt der richtige ist und was man sonst wissen muss – KURIER klärt auf.

Teilen
Lipödem: Die chronische Fettverteilungsstörung führt zu massiver Volumenzunahme vor allem an Beinen, und auch Armen, und geht meistens einher mit Schmerzen.
Lipödem: Die chronische Fettverteilungsstörung führt zu massiver Volumenzunahme vor allem an Beinen, und auch Armen, und geht meistens einher mit Schmerzen.Carina Gorny Fotografie/Lipödem-Gesellschaft/dpa

Betroffene leiden – lange und oft schwer! Die Diagnose Lipödem wird bei den allermeisten Frauen – wenn überhaupt – erst nach Jahren der Verzweiflung gestellt. Viele zu wenige wissen von der Krankheit, bei der es zu einer unproportionalen Vermehrung des Fettgewebes kommt, insbesondere an den Beinen, Hüften und oft auch an den Armen. KURIER klärt auf und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist ein sogenanntes Lipödem?

Es ist eine schwere, unheilbare Erkrankung, die nahezu ausschließlich Frauen trifft und oft eine massive Volumenzunahme vor allem an Beinen und Armen sowie Dauerschmerzen bedeutet. Das Lipödem ist weitverbreitet, bleibt aber häufig unerkannt oder wird mit Adipositas verwechselt. Die Ursachen der chronischen Krankheit, bei der es zu einer drastischen Vermehrung und Vergrößerung von Fettzellen kommt, sind noch immer weitgehend unklar.

Es kann bei Lipödemen zu orthopädischen Begleiterkrankungen wie einer Fehlstellung der Beinachsen oder Gelenkverschleiß kommen. Auch die seelischen Belastungen sind schwer. Verlauf, Ausmaß und Dynamik variierten.

Warum ist ein Lipödem oft unerkannt?

Der Direktor der Klinik für Plastische Chirurgie am Uniklinikum Münster, Tobias Hirsch, spricht von einem „Diagnose-Gap“ von oft rund 20 Jahren, bis das Lipödem richtig erkannt werde. „Wir wissen zu wenig über diese Krankheit und was genau im Körper passiert.“ Klare Zahlen zu Betroffenen gebe es nicht, die Dunkelziffer sei hoch.

Was sind die Risikofaktoren für ein Lipödem?

Unstrittig: „Ein relevanter Teil der weiblichen Bevölkerung ist betroffen“, erklärt Mediziner Tobias Hirsch. Meistens trete das Lipödem in Pubertät, Schwangerschaft oder Menopause auf.

„Wir gehen von einer genetischen Veranlagung und hormonellen Triggern aus, und dass das Lipödem in hohem Maße Diät-resistent ist.“ Trotzdem spiele Ernährung eine Rolle. Manchmal komme Adipositas noch obendrauf.

Lipödeme treffen fast ausschließlich Frauen. Oft sind vor allem die Beine betroffen.
Lipödeme treffen fast ausschließlich Frauen. Oft sind vor allem die Beine betroffen.David Inderlied/dpa

Wie viele Menschen leiden unter Lipödemen?

Claudia Effertz von der Lipödem-Gesellschaft (LipöG) schätzt, dass bundesweit bis zu vier Millionen Frauen vom Lipödem betroffen sind, sehr viele das aber nicht wissen.

Was hilft gegen Lipödeme?

Kompressionswäsche und Lymphdrainage helfen, die Beschwerden zu lindern. Auch eine Liposuktion – operatives Fettabsaugen – kann Linderung bringen, wird aber oft nicht von der Krankenkasse bezahlt. Eine Liposuktion gehe mit recht wenigen Risiken und Komplikationen einher, sagt Mediziner Hirsch. „Wir haben bislang keine Alternative bei schweren Fällen. Die Frauen profitieren erheblich. Die Operation macht nicht gesund, aber sie hat sehr viele Vorteile.“ Schmerzen und Körperumfang würden deutlich reduziert, ebenso orthopädische Schädigungen oder auch psychische Belastungen. „Je früher operiert wird, desto besser.“

Was kostet eine OP bei Lipödemen?

Die Kosten variieren von Arzt zu Arzt und von Klinik zu Klinik. Mit rund 3000 bis 5000 Euro sollte man für eine Operation bei Lipödemen aber rechnen. Bei stark ausgeprägtem Lipödem können zwei oder mehr Eingriffe nötig sein.

Welcher Arzt ist bei Lipödemen der richtige?

Wenn der Verdacht auf ein Lipödem besteht, ist es ratsam, dass betroffene Patientinnen sich an einen Facharzt für Venenheilkunde (Phlebologie), einen Gefäßspezialisten oder einen Lymphologen wenden. Zusätzlich haben sich einige Spezialisten im Bereich Plastische und Ästhetische Chirurgie auf die Diagnose und Behandlung von Lipödemen spezialisiert.