Nur 14,7 km/h schnell

Die lahmste Tramlinie Berlins: So will der Senat die M10 flottmachen

Zu viel Verkehr: Auf der zehn Kilometer langen Strecke zwischen Warschauer Straße und Turmstraße ist die Straßenbahn im Schnitt nur mit 14,7 km/h unterwegs. Das soll sich nun ändern.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Die Straßenbahnlinie M10 startet am Hauptbahnhof. Doch auf ihrer Strecke nach Moabit kommt sie oft ins Stocken.
Die Straßenbahnlinie M10 startet am Hauptbahnhof. Doch auf ihrer Strecke nach Moabit kommt sie oft ins Stocken.Andreas Gora/imago

Sie ist eine der längsten und wichtigsten Straßenbahnlinien von Berlin, aber auch die lahmste: die M10, die den S- und U-Bahnhof Warschauer Straße in Friedrichshain mit dem U-Bahnhof Turmstraße in Moabit verbindet. Laut Fahrplan braucht die Tram für die zehn Kilometer lange Strecke 43 Minuten. Doch in der Realität braucht sie länger. Nun will der Senat die lahme Straßenbahn schneller machen.

Die M10, die im Durchschnitt täglich von 113.000 Fahrgästen genutzt wird, ist im öffentlichen Nahverkehr ein Ärgernis. Oft müssen die Berliner an Haltestellen lange warten, bis ihre Bahn endlich kommt.

Eine Untersuchung ergab, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 auf 14,7 Kilometer pro Stunde sank. Damit ist die M10 die lahmste BVG-Tramstrecke in der Stadt. Zum Vergleich: Die schnellste Straßenbahnverbindung, die Linie 18 zwischen Hellersdorf und Friedrichshain, ist mit 21,6 km/h unterwegs.

Die Grünen-Abgeordnete Oda Hassepaß fragte nun bei der Senatsverkehrsverwaltung an, warum die M10 so eine Trödelbahn ist – und was die Behörde dagegen unternehmen will. Die Antwort: Der Grund, warum die M10 nicht richtig in die Gänge kommt, ist das große Verkehrsaufkommen auf der Strecke.

Die Verkehrsverwaltung erklärt:  Die größten durchschnittlichen Verlustzeiten von zwei bis vier Minuten je Richtung treten laut Auskunft der BVG auf folgenden Abschnitten auf: zwischen Lesser-Ury-Weg und Hauptbahnhof, zwischen U-Bahnhof Bernauer Straße und Wolliner Straße, zwischen U-Bahnhof Eberswalder Straße und Husemannstraße, an der Ecke Prenzlauer Allee und Danziger Straße in Richtung Winsstraße, an der Ecke Landsberger Allee und Petersburger Straße zur Straßmannstraße sowie zwischen Bersarinplatz und U-Bahnhof Frankfurter Tor.

Eine Straßenbahn der M10 auf der Warschauer Straße: Oft müssen Fahrgäste lange warten, bis eine Tram kommt.
Eine Straßenbahn der M10 auf der Warschauer Straße: Oft müssen Fahrgäste lange warten, bis eine Tram kommt.Frank Sorge/imago

Lahmste Straßenbahn: Neue Ampelschaltungen sollen M10 schneller machen

Hier will nun der Senat eingreifen, um die Straßenbahnlinie etwas flotter zu machen. Offenbar mit ganz einfachen Mitteln soll dafür gesorgt werden, dass die Fahrzeuge schneller durch den Stadtverkehr kommen.

Dazu sollen die Ampelzeiten an den Kreuzungen an der Straßenbahn-Neubaustrecke Turmstraße I sowie an der Ecke Invalidenstraße/ Chausseestraße zugunsten der M10 nachjustiert werden. Gleiches soll nach dem barrierefreien Umbau der Haltestellen im Bereich Eberswalder Straße, Schönhauser Allee, Danziger Straße „als längerfristige Maßnahme“ geschehen. Dazu sind neue verkehrsabhängige Steuerungen am Frankfurter Tor sowie die Anpassung und der Umbau von drei Ampelanlagen auf der Warschauer Brücke geplant.

Die M10 unterwegs durch Berlin. Im Schnitt ist sie mit 14,7 Kilometern pro Stunde unterwegs. 
Die M10 unterwegs durch Berlin. Im Schnitt ist sie mit 14,7 Kilometern pro Stunde unterwegs. Jürgen Heinrich/imago

Laut der Senatsverwaltung hat auch die BVG Pläne, um die lahmste Straßenbahnlinie der Stadt zu beschleunigen. So regen die Berliner Verkehrsbetriebe an, zusätzlich zu den bereits geplanten Maßnahmen die Steuerung weiterer Ampelanlagen an Kreuzungen verkehrsabhängig zu optimieren. Allerdings weist der Senat darauf hin, dass die Umsetzung mit Rücksicht auf den querenden Fuß- und Radverkehr nicht überall möglich ist.

Auch andere Vorschläge der BVG, die M10 verkehrsunabhängiger und damit schneller zu machen, stoßen offenbar auf Probleme – wie die Einrichtung einer eigenen Straßenbahn-Fahrspur auf der Bernauer und der Eberswalder Straße in Richtung Warschauer Straße. Aber: „Auf Basis bisheriger Prüfungen durch den Senat ist eine Abmarkierung des Gleisbereiches auf der Warschauer Brücke möglich, die noch in 2024 umgesetzt werden soll“, teilte die Senatsverkehrsverwaltung mit.