Dritter Stock, Zimmer 28

In Berliner Klinik: Mann (62) belästigt 85-jährigen Patienten sexuell und versucht, ihn zu töten

Gestern begann der Prozess gegen Resul C. – er ist verheiratet und hat vier Kinder

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Tatort:  Auguste-Viktoria-Klinikum an der Rubensstraße in Schöneberg. Hier geschah in der dritten Etage das Unfassbare.
Tatort: Auguste-Viktoria-Klinikum an der Rubensstraße in Schöneberg. Hier geschah in der dritten Etage das Unfassbare.Joko/imago

Ein schwer kranker Patient (85) wurde Opfer eines widerlichen Verbrechens: Resul C. (62) soll einen schlafenden Rentner befummelt, ihm dann ein Kissen auf das Gesicht gedrückt haben. Fünf Monate später der Prozess um die rätselhafte Attacke, die fassungslos macht.

Resul C. sitzt in U-Haft. Angeklagt wegen sexuellen Übergriffs und versuchten Mordes. Ein vierfacher Vater, verheiratet, gelernter Elektriker. Er war kein Mitarbeiter des Krankenhauses, er kannte den Patienten aus Zimmer 28 nicht.

Es war 6.20 Uhr, als er sich am 28. September vorigen Jahres in das Auguste-Viktoria-Klinikum an der Rubensstraße in Schöneberg geschlichen haben soll. Auf einer im dritten Stock gelegenen Station betrat er laut Ermittlungen mehrere Krankenzimmer.

Heinz K. (85): „Ich wurde wach, weil mich jemand anfasste“

Im Zimmer 32 sprach ihn ein Patient an. Da soll C. wortlos verschwunden sein. Der Zeuge beschrieb den Eindringling später: „Mindestens 60 Jahre, nicht sehr groß, normale Figur, weiße Haare, starker Tabakgeruch.“ In Zimmer 28 war Patient Heinz K. (Name geändert) allein. Schwer krank und bettlägerig war der 85-Jährige. Er schlief. Die Anklage: „C. setzte sich auf das Patientenbett.“

Der Angeklagte ließ sich nicht vorführen, nur seine Anwälte waren im Saal.
Der Angeklagte ließ sich nicht vorführen, nur seine Anwälte waren im Saal.Pressefoto Wagner

Der Fremde fasste den Patienten an. Heinz K. einige Wochen nach der Tat in einer richterlichen Vernehmung: „Ich wurde wach, weil mich jemand anfasste.“ Nur schemenhaft habe er die Person gesehen und gedacht: „Das kann kein Doktor sein.“ Erst habe ihn der Mann am linken Arm angefasst, dann an der Hand, schließlich im Genitalbereich.

Ein Kampf begann. Heinz K. wehrte sich nach Kräften, wollte den Notrufknopf drücken. Da soll der Angreifer zum Kopfkissen gegriffen, es dem Patienten aufs Gesicht gedrückt haben. Die Anklage: „Wobei er sich mit seinem Körpergewicht auf K. stützte.“ Der 85-Jährige konnte das Kissen wegdrücken. C. soll das Kabel des Notrufs aus der Wand gerissen haben. K. sei es gelungen, um Hilfe zu rufen.

Heinz K.: „Furchtbar war es. Ich dachte, dass ich ermordet werde. Gott sei Dank kam dann Schwester Marie.“

Resul C. habe den Mann töten wollen, um einer „Entdeckung und Strafverfolgung zu entkommen und unerkannt fliehen zu können“. Nach dem gescheiterten Kissenangriff habe er den Rentner erwürgen wollen. Heinz K. später: „Furchtbar war es. Ich dachte, dass ich ermordet werde. Gott sei Dank kam dann Schwester Marie.“ Sie hatte Hilferufe gehört.

Was geschah, hinterließ bei Heinz K. Schmerzen am Hals und Angstzustände. „Jede Nacht muss ich daran denken“, sagte er bei seiner Vernehmung im letzten November. Inzwischen ist er gestorben.

Als die Schwester das Zimmer betrat, verzog sich der Eindringling. Doch er wurde verfolgt, im Treppenhaus gestellt. Alkoholisiert wirkte er auf Zeugen, behauptete damals: „Der linke Fuß tut mir weh, ich wollte zur Rettungsstelle.“ Wie er in die Klinik gekommen sei, könne er gar nicht sagen. Seine Anwälte kündigten an, dass C. demnächst aussagen wird. Fortsetzung: Donnerstag.