Umfassendes Kriegsrisiko

Außenministerin Annalena Baerbock will Bundeswehr in die Ukraine schicken

Wird es bald Bundeswehr-Truppen auf ukrainischem Boden geben? Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) brachte genau das ins Gespräch.

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Außenministerin Annalena Baerbock will Bundeswehr in die Ukraine schicken
Außenministerin Annalena Baerbock will Bundeswehr in die Ukraine schickenAndy Wong/AP

Kommt die Bundeswehr in die Ukraine? Experten zweifeln an der Verwirklichung eines riskanten Plans von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Sie konterkariert damit übrigens auch den Gesprächsvorstoß von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei Kreml-Machthaber Putin.

Ein möglicher Waffenstillstand zwischen Moskau und Kiew sorgt für neue Diskussionen: Wird es bald internationale Truppen auf ukrainischem Boden geben? Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) brachte genau das ins Gespräch. Sie sprach laut „Bild“-Zeitung von einer „internationalen Präsenz zur Absicherung eines Waffenstillstandes“ und betonte Deutschlands Unterstützung für jede Maßnahme, die Frieden fördern könnte.

Doch Experten schlagen Alarm: Der Vorschlag sei kaum realisierbar und extrem riskant.

Die Idee hängt von einem zentralen Szenario ab: Donald Trump (78), der ab dem 20. Januar als US-Präsident zurückkehrt, soll Moskau und Kiew an den Verhandlungstisch bringen. Erwartet wird, dass Russland das Feuer einstellt und die Ukraine Gebiete abtritt. Als Gegenleistung könnte Kiew Sicherheitsgarantien erhalten – ohne die Aussicht auf einen Nato-Beitritt.

Hier kommt die internationale Truppe ins Spiel. Ihre Aufgabe: den Frieden sichern und Russland abschrecken. Doch was auf dem Papier nach einer Lösung klingt, wird von Sicherheitsexperten als gefährliches Unterfangen bezeichnet.

Experten bezweifeln Durchschlagskraft der Bundeswehr

Zwei führende Experten aus Deutschland, mit denen die „Bild“-Zeitung sprach, äußerten massive Zweifel.

▶︎ Carlo Masala (54), Professor für internationale Politik an der Bundeswehr-Uni München, betonte die immensen Anforderungen: Eine solche Mission würde zehntausende Soldaten benötigen, allein um die über 1200 Kilometer lange Frontlinie im Osten und Südosten der Ukraine zu sichern. Das würde die Ostflanke der Nato massiv schwächen, so Masala.

Der Militär-Experte Carlo Masala warnt vor Baerbocks Bundeswehr-Plan.
Der Militär-Experte Carlo Masala warnt vor Baerbocks Bundeswehr-Plan.HMB-Media/imago

Doch damit nicht genug: Die Truppe müsste auf einen umfassenden Krieg mit Russland vorbereitet sein. Sie bräuchte ein robustes Mandat, das es erlaubt, umfassend gegen Russland vorzugehen, wenn Moskau die Truppen testet. Leichte Bewaffnung reiche nicht. Vielmehr seien Panzer, Artillerie und Luftunterstützung nötig – eine voll ausgestattete europäische Armee also.

Masala bezweifelt jedoch, dass EU-Staaten bereit wären, ein solches Risiko einzugehen. Die Idee sei nicht umsetzbar, lautet sein klares Urteil.

▶︎ Thomas Jäger (64), Professor für Außenpolitik an der Universität Köln, sieht es ähnlich: Die europäischen Streitkräfte seien nicht in der Lage, Russland militärisch abzuschrecken – weder personell noch materiell. Ohne die USA sei eine solche Mission zum Scheitern verurteilt.

Jäger macht klar: Das Problem liege allein in Washington. „Ohne die USA gibt es keine Abschreckung gegen Russland“, sagt Jäger zu „Bild“. EU-Politiker hätten hier keinen Einfluss.

Beide Experten sind sich einig: Eine Bundeswehr-Entsendung in die Ukraine sei weder realistisch noch sinnvoll. Jäger geht sogar so weit, die Debatte als reine Profilierung abzutun. Sein Urteil: Keine Substanz, reine Scheindiskussion.

Ob Annalena Baerbock ihre Pläne angesichts dieser Kritik weiterverfolgt, bleibt abzuwarten. Die Idee eines internationalen Militäreinsatzes in der Ukraine dürfte jedenfalls in Europa auf Widerstände stoßen. Wobei Frankreich, Polen und Großbritannien hinter den Kulissen bereits ebenfalls Bodentruppen ins Spiel gebracht haben sollen.

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