Skandal an der Uni

Sexueller Übergriff: Professor kehrt trotz schwerer Vorwürfe zurück

Die Berliner Universität suspendierte den Professor im Juni, nachdem eine Autorin in einem Buchbeitrag einen Übergriff geschildert hatte.

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Der Sex-Skandal um den Professor spielt an der HU in Berlin.
Der Sex-Skandal um den Professor spielt an der HU in Berlin.Jürgen Ritter/imago

Ein Professor der Berliner Humboldt-Universität (HU), der wegen Vorwürfen sexualisierter Gewalt suspendiert worden war, ist zurück im Dienst – und das sorgt für mächtig Wirbel. Wie der „Tagesspiegel“ (Bezahlschranke) berichtet, verdankt der umstrittene Akademiker seine Rückkehr einem Eilbeschluss des Berliner Verwaltungsgerichts.

Seit dem 2. Dezember darf er wieder die Uni betreten, ab April sogar wieder Vorlesungen halten. Doch die Vorwürfe gegen ihn sind längst nicht ausgeräumt.

Der Fall schlägt hohe Wellen: Die Universität hatte den Professor im Juni suspendiert, nachdem eine Autorin in einem Buchbeitrag einen Übergriff schilderte. Der Vorfall soll sich auf einem Sommerfest zugetragen haben, wo der Professor die Frau gegen ihren Willen angefasst und geküsst haben soll. Mit Mühe habe sie sich aus seiner Umklammerung befreit und sein Büro fluchtartig verlassen, heißt es in dem Buch.

Die Autorin nannte keinen Namen, doch an der Uni kursierten schnell Gerüchte, dass es sich um den besagten Professor handeln könnte. Er bestreitet die Vorwürfe vehement. Wie der „Tagesspiegel“ erfuhr, gab es schon 2017 ähnliche Anschuldigungen: Bei einer Weihnachtsfeier soll er eine Doktorandin massiv bedrängt haben. Augenzeugen beschrieben ihn damals als betrunken und übergriffig. Auch diesen Vorwurf weist der Professor von sich.

Nach seiner Suspendierung ging der Professor in die Offensive und beantragte selbst ein Disziplinarverfahren, um die Vorwürfe aus der Welt zu schaffen. Doch der Eilbeschluss des Berliner Verwaltungsgerichts bringt jetzt alles ins Wanken: Das Gericht setzte die Suspendierung aus und kritisierte die Ermittlungen der Humboldt-Universität als ungenügend und einseitig.

Anwalt wertet Rückkehr des Professors als Erfolg

Die Freistellung war unzulässig, erklärte der Anwalt des Professors dem „Tagesspiegel“, die Rückkehr seines Mandanten wertet er als Erfolg. Laut Gesetz darf ein Beamter nur dann suspendiert werden, wenn die schwerstmögliche Sanktion droht – im Fall des Professors sah das Gericht diese offenbar nicht gegeben.

Julia von Blumenthal, die Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin, muss den Professor wieder arbeiten lassen.
Julia von Blumenthal, die Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin, muss den Professor wieder arbeiten lassen.Funke Foto Services/imago

Die Entscheidung sorgt für Aufregung an der HU: Einige seien gar nicht glücklich damit, dass er jetzt zurückkomme, berichtete eine Mitarbeiterin. Allerdings: Der Professor darf Studierende und Doktorandinnen nur noch in Begleitung einer dritten Person treffen.

Dieser Fall ist nicht der erste seiner Art: Bereits früher hatte die HU einen Dozenten mit ähnlichen Auflagen belegt. Nach Berichten über jahrzehntelange Belästigungsvorwürfe wurde dieser schließlich entlassen. Ob es für den nun zurückgekehrten Professor ähnlich endet, bleibt abzuwarten – das Disziplinarverfahren läuft weiter. ■