Immer mehr Fälle

Ist ein Berliner Arzt einer der schlimmsten Serienmörder aller Zeiten?

Der Berliner Palliativmediziner könnte mehr Patienten getötet haben als bislang bekannt wurde. 40 weitere Patientenakten werden überprüft.

Teilen
Palliativmediziner sollen eigentlich Schmerzpatienten helfen und nicht töten.
Palliativmediziner sollen eigentlich Schmerzpatienten helfen und nicht töten.Chromorange/imago

Ein Berliner Palliativmediziner, der seit Monaten in Haft sitzt, könnte weit mehr Patienten getötet haben als bisher bekannt. Offiziell geht die Staatsanwaltschaft derzeit von mindestens acht Opfern aus. Doch Ermittler prüfen mittlerweile über 40 weitere Patientenakten, wie durch neue Informationen bekannt wurde.

Die Berliner Mordkommission hat speziell für diesen Fall eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Hinweise, unter anderem von Pflegediensten, führten dazu, dass potenzielle weitere Opfer identifiziert wurden. Noch sind die Prüfungen nicht abgeschlossen, wie die Staatsanwaltschaft erklärte. Man arbeite weiterhin an der Sichtung von Akten, um das tatsächliche Ausmaß der mutmaßlichen Mordserie zu ermitteln.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz drängt auf eine vollständige Aufklärung. Hinterbliebene hätten ein Recht darauf, zu erfahren, was wirklich geschehen ist, erklärte der Stiftungsvorstand.

Der 40-jährige Johannes M., der für einen Pflegedienst tätig war, sitzt seit August wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Ursprünglich war er beschuldigt worden, vier ältere Frauen in deren Wohnungen getötet zu haben. Mittlerweile wirft die Staatsanwaltschaft ihm jedoch vor, mindestens acht Menschen ermordet zu haben. Das Motiv: pure Mordlust.

Das Motiv des Arztes: pure Mordlust

Palliativärzte sind eigentlich dafür zuständig, schwerkranken Menschen Schmerzen zu nehmen. Doch nach Angaben der Ermittler waren die betroffenen Patienten des Arztes zum Tatzeitpunkt nicht in einer akuten Sterbephase. Um die Taten zu verschleiern, soll der Arzt Brände gelegt haben. Diese führten letztlich zur Aufdeckung der mutmaßlichen Verbrechen.

Ende Juli kam eine 72-jährige Seniorin in ihrer Wohnung in der Neuen Krugallee in Plänterwald in Berlin ums Leben. Der inzwischen 40-jährige Arzt soll auch hinter dieser Tat stecken.
Ende Juli kam eine 72-jährige Seniorin in ihrer Wohnung in der Neuen Krugallee in Plänterwald in Berlin ums Leben. Der inzwischen 40-jährige Arzt soll auch hinter dieser Tat stecken.Feuerwehr Berlin

Die Ermittlungen starteten zunächst mit vier Todesfällen zwischen Juni und Juli 2024. Durch die Auswertung weiterer Patientenunterlagen und Untersuchungen von Exhumierungen stieg die Zahl der Opfer auf mindestens acht. Johannes M. wird vorgeworfen, die Patienten mit einer tödlichen Mischung verschiedener Medikamente getötet zu haben.

Krass: 2012 verfasste Johannes M. seine Dissertation mit dem Titel „Tötungsdelikte in Frankfurt/Main: ein Überblick von 1945 bis 2008“. Darin geht es nur um Mord und Totschlag. Ab Seite 57 um „Tötungsdelikte an alten Menschen“.

Fälle wie dieser werfen ein düsteres Licht auf das Gesundheitssystem. Immer wieder erschüttern Mordserien in Pflegeeinrichtungen die Öffentlichkeit. Der Fall erinnert an den Ex-Pfleger Niels Högel, der 2019 für 85 Morde in Niedersachsen zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Ob der Berliner Fall ähnliche Dimensionen erreicht, bleibt abzuwarten. ■