DDR-Bauwerk kommt weg

Abriss Mühlendammbrücke: Hier stehen ab jetzt 75.000 Autofahrer im Stau

Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde gibt den Startschuss für den umstrittenen Abriss der Mühlendammbrücke. Fünf Jahre Stau sind programmiert.

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Berlin: Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU, hinten am Pult) und weitere Offizielle beim Spatenstich zum Baubeginn des Ersatzneubaus der Mühlendammbrücke.
Berlin: Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU, hinten am Pult) und weitere Offizielle beim Spatenstich zum Baubeginn des Ersatzneubaus der Mühlendammbrücke.Jens Kalaene/dpa

Es ist der große Auftakt für eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte Berlins: In Berlin-Mitte fällt an diesem Mittwoch der Startschuss für den Neubau der maroden Mühlendammbrücke. Verkehrschaos inklusive.

Das monumentale Bauwerk, das die Spree zwischen dem Nikolaiviertel und der Fischerinsel überspannt, wird abgerissen und durch eine moderne, zukunftsorientierte Konstruktion ersetzt. Doch was für die Stadt ein Fortschritt ist, dürfte für viele Autofahrer zum Albtraum werden – jahrelange Staus und Behinderungen sind programmiert, schreibt die „Berliner Zeitung“.

Die 116 Meter breite und 45,2 Meter lange Spannbetonbrücke, die zu DDR-Zeiten 1968 entstand, ist in einem desolaten Zustand. Sensoren haben immer wieder Schäden registriert, darunter gerissene Spanndrähte, die für die Stabilität des Bauwerks entscheidend sind. Bereits vor zwei Jahren wurde ein bedrohlicher Riss entdeckt, der die Brücke endgültig zur Baustelle machte. Jetzt steht fest: Es gibt keinen Weg zurück – die alte Brücke muss weg.

Beim symbolischen offiziellen Baubeginn waren am Mittwoch Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) sowie Vertreter der beteiligten Behörden und dem Projekt-Team dabei.

Aber der Neubau kommt nicht ohne Kontroversen. Kritiker bemängeln, dass die neue Brücke trotz moderner Planung zu breit sei und eine einmalige Gelegenheit vertan werde, das historische Zentrum Berlins umwelt- und klimafreundlich zu gestalten.

Nur noch einspurig über die Mühlendammbrücke

Besonders heftig wurde darüber gestritten, ob die Bürger ausreichend einbezogen wurden. Die Befürworter des Projekts sehen aber eine unvermeidliche Notwendigkeit: Täglich nutzen rund 72.800 Autos und mehr als 2500 Lastwagen diese Verbindung. Ein schmaleres Bauwerk sei angesichts dieses Verkehrsaufkommens nicht realistisch.

Über die Mühlendammbrücke fahren jeden Tag 75.000 Autos.
Über die Mühlendammbrücke fahren jeden Tag 75.000 Autos.Schöning/imago

Trotz der Kritik setzt das geplante Design neue Maßstäbe. Die Verkehrsflächen können künftig flexibel angepasst werden. Zwei Fahrstreifen pro Richtung sind zunächst geplant, könnten aber bei sinkendem Verkehrsaufkommen auf eine Spur reduziert werden.

Zentral sind Straßenbahngleise vorgesehen, obwohl diese aufgrund von Sparmaßnahmen vorerst nicht umgesetzt werden. Dafür wird die Brücke mit geschützten Radwegen, breiten Gehwegen und Aufenthaltsbereichen ausgestattet – inklusive Bänken und Pflanzkübeln. Das Ziel: Aus einer reinen Verkehrsschneise soll ein Ort werden, an dem man sich gerne aufhält.

Die Mühlendammbrücke in Berlin-Mitte: Hier gibt es jetzt fünf Jahre lang Stau.
Die Mühlendammbrücke in Berlin-Mitte: Hier gibt es jetzt fünf Jahre lang Stau.Volkmar Otto

Die neue Mühlendammbrücke wird die Berliner Verkehrsinfrastruktur sicher auf Jahrzehnte prägen – für viele Autofahrer und Anwohner aber zu einem hohen Preis. Wo es bisher drei Fahrstreifen pro Richtung gab, steht für Kraftfahrzeuge bis auf Weiteres nur noch jeweils eine Fahrspur zur Verfügung.

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