Warten auf Rettungsflüge

Deutsche sitzen im Israel-Krieg fest: Bitte holt uns hier raus!

Unter den 150 Geiseln der Terrororganisation Hamas sind mindestens fünf Deutsche. Die Bundesregierung plant Rettungsflüge erst Donnerstag und Freitag.

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Pia Staigmüller aus Ulm will das Kriegsgebiet mit Tochter und Mann schnellstmöglich verlassen.
Pia Staigmüller aus Ulm will das Kriegsgebiet mit Tochter und Mann schnellstmöglich verlassen.Ilia Yefimovich/dpa, Pia Staigmüller/dpa

Bei ihrem Großangriff auf Israel haben Hamas-Terroristen mindestens fünf Deutsche entführt. Eine deutsche Geisel wurde getötet, berichtet das ZDF. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) versicherte in den „Tagesthemen“, dass ihr Amt rund um die Uhr an der Befreiung der Entführten arbeite. Tausende sitzen zudem in den Kriegswirren fest, wollen das Land unbedingt verlassen. 

Während einige europäische Staaten ihre Bürger zum Teil mit der Luftwaffe aus Israel ausfliegen oder bereits Sondermaschinen geschickt haben, warten viele Deutsche in Israel weiter auf einen Flug. Dafür wird das Auswärtige Amt und Baerbock scharf kritisiert. Viele Gestrandete beklagten, dass sie vom Auswärtigen Amt und anderen deutschen Stellen wenig Hilfe bekommen.

Laut dem Auswärtigen Amt haben sich 4500 Deutsche in die Listen zur Krisenvorsorge eingetragen. Es dürften deutlich mehr sein, die aus Israel raus wollen. Die Lufthansa soll am Donnerstag und Freitag mehrere Sonderflüge zur Evakuierung von Deutschen aus Israel machen. Laut Auswärtigem Amt sollen vier Flüge pro Tag aus starten, laut dem Nachrichtenportal „The Pioneer“ könnte die private Airline pro Tag rund 1000 Personen ausfliegen. 

Nach Angaben von Außenministerin Annalena Baerbock haben bereits Tausende Deutsche das Land verlassen. Darunter seien auch 17 Schulklassen, sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch bei der Regierungsbefragung im Bundestag. Die Schulklassen seien auf unterschiedlichen Wegen zuerst aus Israel gebracht worden, da es keine Direktverbindungen gegeben habe. Manche seien mit Bussen nach Jordanien gebracht worden und von dort aus nach Deutschland geflogen. Andere Schulkinder seien über Island ausgereist.

Die Lufthansa hatte am Samstag nach dem ersten Angriff alle Flüge nach Israel eingestellt. Das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amts hat offenbar länger mit privaten Airlines verhandeln müssen, Israel anzufliegen. Viele Deutsche sitzen im Land fest. „Bitte holt uns hier raus“, ist bei Social Media zu lesen. Eine Familie berichtet: „Wir sitzen seit Samstag in unserem Hotel in Tel Aviv fest. Wir erleben hier Raketenangriffe, sitzen dann im Treppenhaus, weil da die dicksten Wände sind.“ Immer wieder werden Flüge gestrichen.

Jasmin E., eine junge Deutsche, sitzt in Tel Aviv fest – und berichtet darüber bei X (früher Twitter).
Jasmin E., eine junge Deutsche, sitzt in Tel Aviv fest – und berichtet darüber bei X (früher Twitter).X

Jasmin E., eine junge Frau aus Deutschland, reiste zur Hochzeit ihrer jüngeren Schwester nach Israel und sitzt dort jetzt fest. Am Flughafen von Tel Aviv wurde sie zunächst abgewiesen, berichtete sie auf X (früher Twitter).  Am Mittwoch Mittag hieß es, sie sei mit ihrer Familie auf dem Weg nach Italien. Die Familie will von dort aus weiter nach Deutschland.

Pia Staigmüller und Tochter. Die Frau aus Ulm wohnt seit dreieinhalb Jahren mit ihrem Mann und dem Mädchen in Tel Aviv und will das Land jetzt verlassen.
Pia Staigmüller und Tochter. Die Frau aus Ulm wohnt seit dreieinhalb Jahren mit ihrem Mann und dem Mädchen in Tel Aviv und will das Land jetzt verlassen.Pia Staigmüller/dpa

„Wir haben jetzt drei Plätze über Istanbul am Samstag“, berichtet die Deutsche Pia Staigmüller (44) in Tel Aviv. Sie schaue ständig, ob sie noch auf der Liste stehe. Die meisten Ausländer in Tel Aviv wollten unbedingt raus. Die westliche Metropole wird seit Tagen von Raketen aus dem Gazastreifen getroffen.

„Ich habe mich auf den Krisenlisten des Auswärtigen Amtes eingetragen, aber bislang habe ich nur Mails bekommen mit Hinweisen und ein paar Tipps“, so Staigmüller. Am Dienstagabend kam die gute Nachricht aus dem Auswärtigen Amt: Die Lufthansa fliegt Donnerstag und Freitag vier Sonderflüge pro Tag, um Deutsche endlich aus dem Krisengebiet zu holen.

Vier Rettungsflüge pro Tag nach Frankfurt und München geplant

Laut der Deutschen Presse-Agentur sind pro Tag je zwei Rettungsflüge nach München und zwei nach Frankfurt vorgesehen. Die Abflüge sind jeweils um 13.30 Uhr, 14.30 Uhr, 16.00 Uhr und 17.00 Uhr geplant. Es wird weiter damit gerechnet, dass die Flüge pro Tag insgesamt etwa 1000 Menschen transportieren können.

Für die Teilnahme an den Sonderflügen wird nach dem sogenannten „Landsleutebrief“ eine Gebühr von 300 Euro pro Person fällig, die bei der Buchung des Fluges eingezogen werde.

Nach Angaben des Auswärtigen Amts prüft die Lufthansa weiterhin, ob von Sonntag an wieder Linienflüge möglich seien. Auch die Fluggesellschaft EasyJet prüfe, ob sie in den nächsten Tagen wieder Flüge ab Tel Aviv anbieten kann.

Auch die Bundeswehr ist nach den Worten von Verteidigungsminister Boris Pistorius darauf vorbereitet, sich an der Evakuierung von Menschen aus Israel zu beteiligen. „Wir stehen jederzeit bereit zu tun, was zu tun ist“, sagte er in Berlin. Die Organisation der Evakuierungen liege aber in den Händen des Auswärtigen Amtes.