Es geht immer brutaler zu

Brutale Gewalttaten: Richter redet Klartext! „Messer ersetzt 1000 Worte“

Immer wieder kommt es auf den Straßen Deutschlands zu verheerenden Messerangriffen. Die Rufe nach Waffenverboten werden immer lauter.

Author - Florian Thalmann
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Immer wieder kommt es an öffentlichen Orten zu brutalen Messer-Attacken. Inzwischen werden auch die Rufe nach Messerverboten immer lauter.
Immer wieder kommt es an öffentlichen Orten zu brutalen Messer-Attacken. Inzwischen werden auch die Rufe nach Messerverboten immer lauter.Detlef Heese/epd

Überall in Deutschland gibt es immer wieder verheerende Messerattacken. Erst am vergangenen Wochenende schockte eine Tat in Hamburg das ganze Land. Eine Frau verletzte mit einem Messer 15 Menschen, vier davon schwer – die 39 Jahre alte Täterin kam in eine psychiatrische Klinik. In der vergangenen Woche schockten zudem mehrere Messer-Taten unter Kindern und Jugendlichen, unter anderem an einer Grundschule im Berliner Bezirk Spandau. In einem Prozess um Messergewalt sprach ein Richter jetzt Klartext.

Gewalt-Prozess in Bonn: Richter schickt Messertäter ins Gefängnis

Der Fall: In Bonn saßen jetzt Mohammad I. (25) und Ibrahim H. (28) auf der Anklagebank – die beiden Männer aus Syrien verletzten im vergangenen Jahr in Reichshof in NRW einen Mann lebensgefährlich. Die Rede ist von 17 Messerstichen. Die Anklage lautete im Fall von Ibrahim H. auf versuchten Totschlag, er bekam eine Haftstrafe von sieben Jahren. Mohammad I. wurde wegen gefährlicher Körperverletzung zu einem Jahr und sechs Monaten verurteilt.

Das Opfer überlebte die Attacke nur knapp, kassierte Stiche in Lunge, Bauch und Arme – und konnte laut dem Vorsitzenden Richter nur knapp gerettet werden. „Ohne die Hilfe der Nachbarn und der Ärzte wäre der Mann tot und wir hätten hier im Saal bei der Nebenklage einen leeren Platz“, sagte Richter Klaus Reinhoff bei der Begründung seines Urteils. Reue erkannte er bei den Tätern nicht, obwohl der Grund für den Angriff einfach unglaublich ist: Sie fühlten sich wohl provoziert, weil das Opfer sie fragte, warum sie um 1 Uhr nachts vor seinem Haus herumlungerten.

Richter zu Messerangriffen: „Ein Messer in der Hand ersetzt 1000 Worte“

Aufsehen erregt vor allem eine Äußerung des Richters: Klaus Reinhoff äußerte laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung Unverständnis über die brutalen und blutigen Messerangriffe. „Inzwischen bekommt man das Gefühl, dass fast jeder ein Messer bei sich führt“, sagte er bei der Begründung seines Urteils. „Wozu werden sie draußen gebraucht? Man will ja unterwegs nicht die Äpfel schälen. Nein, ein Messer in der Hand ersetzt inzwischen 1000 Worte.“

Ein Bundespolizist zeigt ein Messer, das am Berliner Bahnhof Ostkreuz sichergestellt wurde. Im Juni gelten an zahlreichen Bahnhöfen in der ganzen Stadt Waffenverbote.
Ein Bundespolizist zeigt ein Messer, das am Berliner Bahnhof Ostkreuz sichergestellt wurde. Im Juni gelten an zahlreichen Bahnhöfen in der ganzen Stadt Waffenverbote.Paul Zinken/dpa

Den Eindruck bekommen viele: Immer wieder kommt es zu brutalen Angriffen mit Messern. Die Gewalttaten stoßen auch aktuell wieder zahlreiche Debatten an. Politiker der Grünen fordern beispielsweise, dass die Polizeipräsenz an öffentlichen Orten, an denen es besonders häufig zu solchen Attacken kommt, ausgebaut werden muss. „An besonderen Gefährdungsorten wie Flughäfen und Bahnhöfen braucht es die Präsenz von ausreichend Polizistinnen und Polizisten“, sagte der Vize-Fraktionsvorsitzende Konstantin von Notz dem „Stern“.

Forderungen nach Messerverboten werden lauter, Berlin verbietet Waffen!

An anderer Stelle werden Forderungen nach Messer-Verboten lauter. Etwa bei der SPD: „Wir brauchen ein bundesweites Messerverbot in Deutschland“, sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Sebastian Fiedler, in einem Interview. Man müsse erreichen, dass auf den Straßen weniger Messer getragen werden. In den Bundesländern gebe es aber auch dazu unterschiedliche Regelungen. Beispiel Berlin: Hier ernannte die Bundespolizei jetzt mehrere Areale zu Waffenverbotszonen, eine Maßnahme, die bis Ende Juni gelten soll.

Betroffen sind demnach der Hauptbahnhof, die Bahnhöfe Zoologischer Garten, Friedrichstraße, Alexanderplatz, Gesundbrunnen, Spandau, Ostbahnhof, Warschauer Straße, Ostkreuz, Lichtenberg, Neukölln und Südkreuz. Verboten sind hier Feuerwaffen jeglicher Art, Scheren mit einer Klingenlänge von mehr als sechs Zentimetern, Beile und Hackmesser, Schwerter, Eispickel, Baseballschläger, Knüppel, Brecheisen und weitere gefährliche Gegenstände. Durch das Verbot sollen Gewalttaten verhindert werden.