Am Hamburger Hauptbahnhof verletzte am Freitagabend eine Frau mit einem Messer 18 Bahnreisende. Und auch in Berlin werden an Bahnhöfen immer öfter Messer, Schlagring oder Schreckschusspistole gezückt. Die Bundespolizei zieht deshalb jetzt die Reißleine.
Wegen der hohen Zahl gewalttätiger Vorfälle auf Bahnhöfen und der zunehmenden Brutalität greift die Bundespolizeidirektion Berlin durch. Mit einer neuen Ordnungsverfügung wird das Mitführen gefährlicher Gegenstände an mehreren zentralen Bahnhöfen der Hauptstadt zeitweise verboten.
Zwischen dem 26. Mai und 30. Juni 2025 dürfen Fahrgäste also täglich von 14 Uhr bis 4 Uhr morgens keine potenziell gefährlichen Objekte wie Messer, Reizgas oder Schlagwerkzeuge mit sich führen. Das Verbot endet am 30. Juni um Punkt 4 Uhr früh.
Betroffen sind die großen Verkehrsknotenpunkte: Hauptbahnhof, Zoologischer Garten, Friedrichstraße, Alexanderplatz, Gesundbrunnen, Spandau, Ostbahnhof, Warschauer Straße, Ostkreuz, Lichtenberg, Neukölln und Südkreuz. Die unterirdischen U-Bahnhöfe bleiben von der Regelung ausgenommen.
Zum Hintergrund der Maßnahme: Immer wieder kommt es auf diesen Bahnhöfen zu Angriffen, bei denen gefährliche Gegenstände eingesetzt werden. Die Polizei will mit dem Verbot sowohl Fahrgäste als auch Einsatzkräfte besser schützen und die Gefahr von Eskalationen im Keim ersticken.
Stellt sich die Frage, warum die Maßnahme bis 30. Juni befristet ist und nicht dauerhaft läuft. Bundespolizeisprecherin Juanne Krüger sagte dem KURIER: „Sie ist befristet, weil wir rechtlich keine Handhabe haben, sie länger durchzuführen.“ Aus dem Grund habe es immer wieder solche zeitlich befristeten Verfügungen gegeben. Zum Beispiel zur Fußball-EM im vergangenen Jahr. Oder auch zum Jahreswechsel.

Die Einhaltung der neuen Regeln soll streng kontrolliert werden: Gegenstände werden sofort sichergestellt, und es drohen empfindliche Zwangsgelder. Die Bundespolizei appelliert an alle Reisenden, sich an das Verbot zu halten – für mehr Sicherheit auf Berlins Bahnhöfen.
124 Mal Messer auf Bahnhöfen in Berlin eingesetzt
Für den Berliner Bahnbereich weist die Polizeiliche Statistik der Bundespolizei für das Jahr 2024 insgesamt 4184 Delikte (2023: 3936) aus. Dies stellt im Vergleich der Jahre 2023 und 2024 einen Anstieg von ca. 6 Prozent dar, im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 (2753 Delikte) sogar von 52 Prozent. Der Anteil an Körperverletzungsdelikten (für die Berichtsjahre 2019 bis 2024) sei auf gleichbleibend hohem Niveau, so die Bundespolizei, und beträgt für 2024 rund 63 Prozent. Gewaltdelikte erfasst die Bundespolizei am häufigsten auf Bahnhöfen/S-Bahn-Haltestellen/Haltepunkten (2024: 3450 Delikte, 82,5 Prozent).
Die Täter hatten im Jahr 2024 bei 577 Gewaltdelikten Gegenstände wie Waffen (7), Messer (124), Pyrotechnik (20), Reizgas (93) und sonstige gefährliche Gegenstände (333) bei sich oder eingesetzt. Das stellt im Vergleich zum Vorjahr mit 451 Delikten (10 Waffen, 92 Messer, 65 Reizstoffe, 284 sonstige gefährliche Werkzeuge) eine Steigerung um 27,9 Prozent dar. 24,4 Prozent dieser Gewaltdelikte wurden unter Alkohol- oder Drogeneinfluss begangen.
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