Bangen in Grünheide

Tesla-Absturz: Was wird aus den Jobs in der Gigafactory von Elon Musk?

Aktie und Tesla-Verkäufe im Keller, die Aussichten sind mies – und trotzdem schreibt die Gigafactory in Grünheide neue Jobs aus. Was wird aus dem Unternehmen, dessen Autos derzeit kaum jemand kaufen will?

Author - Joane Studnik
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Bei einer Kundgebung gegen Tesla in New York hält ein Demonstrant ein Schild hoch, auf dem Teslas als „Swasticars“ bezeichnet werden. Hinter einem Tesla-Fahrzeug reckt Unternehmenschef Elon Musk die Hand zum Hitlergruß hoch, darüber der zynische Slogan: „von null auf 1939 in drei Sekunden“.
Bei einer Kundgebung gegen Tesla in New York hält ein Demonstrant ein Schild hoch, auf dem Teslas als „Swasticars“ bezeichnet werden. Hinter einem Tesla-Fahrzeug reckt Unternehmenschef Elon Musk die Hand zum Hitlergruß hoch, darüber der zynische Slogan: „von null auf 1939 in drei Sekunden“.AFP/Leonardo Munoz

Nicht erst seit Anfang 2025 geht in der einzigen Tesla-Gigafactory Europas in Grünheide nahe Berlin die Angst um: Die Konzernspitze hatte schon 2024 den weltweiten Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt, doch weiterhin ist unklar, wie es weitergeht mit dem Werk in Grünheide südlich von Berlin. Die schlechten Nachrichten mehren sich, doch das Unternehmen von Elon Musk mauert.

Doch an der Börse befindet sich die Aktie des Unternehmens in einer schwindelerregenden Talfahrt, deren Ende kaum absehbar ist: Von einem Höchststand nahe 460 Euro am 17. Dezember 2024 ist der Wert auf inzwischen nur noch 260 Euro geschrumpft. Hunderte Milliarden an Unternehmenswert haben sich damit förmlich in Luft aufgelöst.

Weiterhin sucht die Tesla-Gigafactory Fachleute

Weiterhin sucht Tesla auf seiner Karriereseite Fachkräfte, unter anderem für die Bereiche Montage, Logistik, Finanzen. Wenig lässt nach außen auf die Krise schließen, in die Unternehmenschef Elon Musk den erfolgsverwöhnten Elektroauto-Bauer gesteuert hat.

Jüngste Zahlen und Experteneinschätzungen lassen keine Hoffnung auf eine Trendwende aufkeimen, im Gegenteil: Auch im Februar sind die Verkaufszahlen nicht nur in Europa dramatisch eingebrochen. In dem für Tesla überlebenswichtigen China-Markt gingen die Verkäufe im Februar im Jahresvergleich um 50 Prozent zurück. In Europa und den USA wirkt die politische Rolle von Unternehmenschef Elon Musk als Unterstützer faschistischer Parteien in Deutschland, England und der ganzen Welt nicht eben als Verkaufsbooster für die inzwischen als „Swasticars“ verhöhnten E-Fahrzeuge – Swastika ist die im Englischen gebräuchliche Bezeichnung für das Hakenkreuz.

Tesla-Scham: Promis verkaufen ihre Autos der Musk-Firma

Promis wie die Rocksängerin Sheryl Crow haben sich einer US-Kampagne angeschlossen, ihre Teslas zu veräußern und das Geld Betroffenen von Donald Trumps Kahlschlag-Politik zu spenden.

Sheryl Crow: “My parents always said you are who you hang out with. There comes a time when you have to decide who you are willing to align with. So long Tesla. Money donated to NPR, which is under threat by President Musk, in hopes the truth will…find its way to those willing to know [it].”

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— Yashar Ali 🐘 (@yasharali.bsky.social) February 15, 2025 at 5:47 AM

Crow spendete das Geld an das öffentlich-rechtliche Nachrichtensender-Netzwerk NPR, für das in den USA keine Rundfunkgebühren erhoben werden. Auch in Deutschland macht sich Tesla-Scham breit: Fahrer beteuern auf Stickern, sie hätten das Auto gekauft, als sie noch nicht wussten, dass Elon Musk verrückt sei. Andere überklebten gleich das Tesla-Logo mit dem anderer Hersteller, als wären es Mazdas, Hondas oder Toyotas.

Darüber könnten die Tesla-Manager lachen, wenn nicht inzwischen auch zahlreiche Unternehmen Tesla-Fahrzeuge aus ihren Flotten genommen und Pensionsfonds Tesla-Aktien aus dem Portfolio geworfen hätten. Das drückt derzeit den Kurs an den Börsen massiv. Doch Experten verweisen auf weitere wichtige Kennzahlen: Der Profit pro verkauftem Fahrzeug sinkt bei Tesla seit 2022 kontinuierlich. Technologisch droht Tesla den Anschluss zu verlieren und baut keine besseren Fahrzeuge mehr als chinesische Hersteller, die vor allem daheim deutlich günstiger angeboten werden. Doch selbst gegen die weiterhin teuren deutschen E-Autos kommt Tesla inzwischen nicht mehr an: Inzwischen ist die Skepsis der Deutschen gegenüber E-Autos gewichen, die gegenüber Tesla aber massiv gewachsen.

Tesla-Experten sehen die Zukunft der Musk-Autofirma nüchtern

In den USA macht sich Tesla Hoffnungen, mit einem Robotaxi-Dienst gegen den Anbieter Waymo, ein Google-Unternehmen, Boden zu gewinnen. Tesla verspricht günstigere Kosten, doch gerade mit Sicherheitsproblemen bei selbstfahrenden Autos ist die Musk-Firma immer wieder in den Schlagzeilen.

Eine neue Einschätzung von Reuters sieht die Zukunft Teslas nicht mehr als Wunderfirma, sondern als ganz normalen Autohersteller wie General Motors (GM), einstmals Mutterkonzern der deutschen Marke Opel. Die Aktie des wenig innovativen GM-Konzerns mit den einstigen Kult-Marken Cadillac und Chevrolet hat sich über viele Jahre erstaunlich stabil gehalten. Schaut man genauer hin, gibt es jedoch einen fundamentalen Unterschied zu Tesla.

Dessen Kurs wird etwa 184-mal so hoch bewertet wie der Gewinn. Diese für Anleger wichtige Kennzahl, das Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt bei GM gerade mal 9: So überschaubar bewerten Investoren die Aussichten für ein traditionelles Industrieunternehmen. Würde man diesen Maßstab an Tesla ansetzen, läge der faire Wert einer Aktie bei etwa 1,30 Euro. Den Rest könnte man wahlweise als Glaube an die Zukunft oder als heiße Luft verbuchen. ■