Für das Elektroauto-Unternehmen Tesla und seinen schillernden Chef Elon Musk droht es nun ganz dicke zu kommen: Finanzexperten senken den Daumen, die Verkäufe brechen massiv ein, Mitarbeiter bangen um Jobs. Hat sich Musk mit seinem politischen Engagement für die Trump-Regierung und rechtsextreme Politiker weltweit verzockt – oder schafft er mit seinem Unternehmen doch noch die Wende?
Es sind dramatische Zahlen, die das Kraftfahrtbundesamt (KBA) diese Woche veröffentlichte: Zwar sind die Zulassungszahlen für E-Autos wie im Januar auch im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat kräftig angestiegen, doch so gut wie niemand will mehr Teslas haben: Um sage und schreibe 76 Prozent brachen die Zulassungszahlen für den früheren E-Auto-Überflieger in Deutschland ein, während die chinesischen Konkurrenten BYD, Polestar sowie Lynk & Co. mit teils vierstelligen Zuwächsen prahlen können.
Tausende Mitarbeiter der Tesla-Gigafactory lesen jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit neue Hiobsbotschaften über das Unternehmen auf ihren Handys, fragen sich: Wie geht es weiter, hat der Job noch eine Zukunft?
„Tesla-Crash“: Steht das Schlimmste für Musks Autofirma noch bevor?
An der Börse verdichtet sich die Auffassung, dass der Tesla-Chef seinem Unternehmen mit seinem exaltierten Polit-Aktivismus in einer Weise schadet, die sogar die Zukunft des weiterhin hoch bewerteten Autokonzerns infrage stellt. Eine neue Analyse auf dem Börsenportal Seeking Alpha (Bezahlschranke) bewertet die Verluste der Tesla-Aktie von 40 Prozent seit ihrem Höhenflug im Dezember als „Crash“ – und dieser sei noch längst nicht vorbei. „Strong Sell“ lautet die jüngste Einschätzung zur Tesla-Aktie. Folgen ihr noch mehr Anleger, geht es noch weiter mit dem Kursrutsch.
Neben den schlechten Verkaufszahlen und laut Analysten zu geringer Produktivität pro verkauftem Auto steht zunehmend Unternehmenschef Elon Musk im Vordergrund. Mit seiner schillernden Persönlichkeit und Versprechen zu autonomem Fahren und Robotaxis hatte er den Börsenkurs lange Zeit beflügelt, doch nun entziehen Börsianer und Unternehmer ihm das Vertrauen: Fondsmanager trennen sich von Tesla-Anteilen, Unternehmen misten Teslas aus ihren Fuhrparks aus.
Die Folge: Das Image der Automarke ist in einer Weise beschädigt, die der Begriff „Tesla-Scham“ am besten trifft. Inzwischen stehen nicht nur zahlreiche Tesla-Neuwagen, sondern auch Gebrauchte auf Halde, die von Unternehmen massenhaft auf den Markt geworfen wurden. Deutlichen Preissteigerungen bei Tesla-Neuwagen stehen nun purzelnde Preise bei Gebrauchten gegenüber.
Tesla-Absturz: Auf dem Gebrauchtmarkt gibt es jetzt Schnäppchen
Wem der Hohn von Musk-Verächtern egal ist, der könnte nunmehr auf dem Gebrauchtmarkt durchaus ein Schnäppchen machen. Autoexperten empfehlen den Kauf eines gebrauchten Tesla S oder Y bei deutlichem Abschlag mit dem Argument, man bekomme bei gebrauchten Teslas viel Auto fürs Geld. Allerdings profitieren von attraktiven Lockangeboten des Musk-Unternehmens wie kostenlosem „Supercharging“ an den Ladesäulen des Konzerns nur Erstbesitzer. Gebrauchtwagenkäufer werden zur Kasse gebeten.
Auch die anderen Zukunftspläne von Elon Musk rund um Robotaxis und eine eigene Tesla-Ladeinfrastruktur überzeugen die Börsenexperten nicht mehr: Sie halten die Tesla-Aktie für grotesk überbewertet. Finanzexperte Eugenio Catone hält sogar einen „quasi unbegrenzten Einbruch“ des Unternehmenswertes für möglich.