Gene Hackmans Frau starb daran

Hanta-Virus: Diese Maus überträgt auch bei uns die gefährliche Krankheit

Der Tod von US-Schauspieler Gene Hackman und seiner Ehefrau gab viele Rätsel auf. Eine Rolle spielten wohl Hanta-Viren. Die gibt es auch in Deutschland – wie man sich schützen kann

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Die Rötelmaus übertragt in Deutschland das gefährliche Hanta-Virus.
Die Rötelmaus übertragt in Deutschland das gefährliche Hanta-Virus.Imagebroker/imago

Der einsame und mysteriöse Tod von US-Schauspiellegende Gene Hackman und seiner Frau machte weltweit Schlagzeilen. Jetzt ist das Todesrätsel geklärt. Hackman und Ehefrau Betsy Arakawa sind Ermittlern zufolge eines natürlichen Todes gestorben. Er starb an einem Herz-Kreislaufversagen, sie bereits Tage zuvor an einer akuten Infektion mit Hanta-Viren. Klingt exotisch, ist es aber nicht. Hanta-Viren werden durch Mäuse und Ratten übertragen – und die gefährlichen Viren gibt es auch in Deutschland. Wie man sich davor schützen kann.

Hantaviren werden über Nagetiere wie Mäuse oder Ratten auf Menschen übertragen. Das spezielle Sin-Nombre-Hantavirus, das zum Tod von Betsy Arakawa führte, gelangt meistens von Hirschmäusen (Peromyscus maniculatus) auf Menschen. Diese kleinen Nagetiere leben in Nord- und Mittelamerika. In Deutschland werden andere Virustypen übertragen, hauptsächlich über die Rötelmaus und die Brandmaus.

Hanta-Virus: Hunderte Erkrankungen in Deutschland

Hierzulande werden jedes Jahr Dutzende bis Hunderte Erkrankungen mit dem Virus gemeldet. In den USA sind es weniger – die meisten Meldungen kommen aber aus dem Bundesstaat New Mexico, wo Hackman und Arakawa im Santa Fe County lebten. Von dort wurden in den vergangenen Jahren jeweils ein bis sieben Fälle pro Jahr gemeldet.

Das Sin-Nombre-Hantavirus führe zunächst zu grippeähnlichen Symptomen, erklärt die leitende Gerichtsmedizinerin in New Mexico, Heather Jarrell. Schließlich könnten Kurzatmigkeit sowie Herz- und Lungenversagen folgen. „Die Sterblichkeitsrate des Hanta-Virus-Typs im Südwesten liegt bei 38 bis 50 Prozent.“

 Gene Hackman und seine Frau Betsy Arakawa lernten sich in den 80er Jahren kennen.
Gene Hackman und seine Frau Betsy Arakawa lernten sich in den 80er Jahren kennen.Ralph Dominguez/Media Punch/imago

Menschen können sich mit dem Virus infizieren, wenn sie aufgewirbelten Staub einatmen, der Urin, Kot oder Speichel der Tiere enthält. Das kann etwa beim Putzen passieren. Auch über einen Biss der Tiere oder Verletzungen in der Haut, in die verunreinigte Erde gelangt, ist eine Ansteckung möglich. Von Mensch zu Mensch werden die Viren nicht übertragen. „Die meisten Übertragungen finden im Umfeld des Wohnorts oder des Arbeitsplatzes des Patienten statt“, erklärt die staatliche Tierärztin Erin Phipps.

Hantaviren sind weltweit verbreitet. Der Name leitet sich vom koreanischen Grenzfluss Hantan ab. Während des Koreakrieges Anfang der 50er-Jahre erkrankten mehr als 3000 Soldaten an einem schwer verlaufenden hämorrhagischen (mit inneren und äußeren Blutungen einhergehenden) Fieber. Das Virus wurde erstmals 1977 isoliert, erklärt das in Greifswald ansässige Friedrich-Loeffler-Institut – das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit.

Hanta-Virus: Wie man sich infizieren kann

Wie steckt man sich an? Die natürlichen Wirte der Hantaviren sind Mäuse und Ratten. Die Viren werden von infizierten Nagern über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden. Der Mensch infiziert sich über den Kontakt mit Ausscheidungen von infizierten Nagern, wenn kontaminierter Staub aufgewirbelt und die Erreger eingeatmet werden. Die Viren sind in der Umwelt relativ stabil. Daher ist zur Ansteckung kein direkter Kontakt mit den Nagern notwendig. Eine Infektion durch Bisse von infizierten Nagern ist ebenfalls möglich.

Welche Tiere übertragen in Deutschland das Hanta-Virus? Krankmachende Hantaviren werden vor allem von Rötelmäusen und Brandmäusen auf den Menschen übertragen. Gefährlich sind auch Gelbhalsmaus, Feldmaus, Erdmaus und die Wanderratte.

Wo kommen in Deutschland Infektionen mit Hanta-Viren vor? Zu den Gebieten, in denen ein erhöhtes Risiko besteht, sich zu infizieren, gehören: die Schwäbische Alb, der Raum Osnabrück, Unterfranken, der Odenwald, Oberschwaben, die Fränkische Alb, der Bayerische Wald, Osthessen und West-Thüringen. Neben diesen überwiegend ländlichen Regionen gibt es auch einzelne städtische Gebiete, wo in einzelnen Jahren Hantavirus-Infektionen gehäuft aufgetreten sind. Auch in Berlin gab es schon Fälle.

Welche Symptome gibt es bei einer Erkrankung? Eine Krankheit durch die in Mitteleuropa vorkommenden Hantavirus-Typen verläuft zunächst grippeähnlich, mit über drei bis vier Tage anhaltendem hohen Fieber (über 38 Grad Celsius) sowie Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen. In nächsten Krankheitsphase können Blutdruckabfall und schließlich Nierenfunktionsstörungen bis zum akuten Nierenversagen auftreten. Die in Mitteleuropa vorkommenden Hantavirus-Typen führen nur selten zu Erkrankungsbildern mit Beteiligung der Lungen oder deutlich sichtbaren, äußeren Blutungen.

Wann besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko? Die Infektionen treten ganzjährig auf. Besonders hoch ist die Infektionsgefahr jedoch in den Frühjahrs- und Sommermonaten von Mai bis September.

Wer ist besonders gefährdet? Männer im mittleren Alter sind häufiger betroffen als Frauen. Das größte Infektionsrisiko besteht, wenn man Kontakt mit Nagern oder deren Ausscheidungen hat. Zu den Tätigkeiten mit besonderem Infektionsrisiko gehören:

+ Arbeiten in der Forstwirtschaft oder im Bauwesen

+ Reinigung von Scheunen, Schuppen, Ställen oder Häusern, in denen Nager vorkommen oder vorkamen.

+ Aktivitäten im Freien, die zum Kontakt mit Nagern und/oder deren Ausscheidungen führen können (Gartenarbeiten, Holzschlagen, Jagen, Joggen, Zelten).

Um Infektionen zu vermeiden, sollte man verhindern, dass Nager in den Wohnbereich oder die nähere Umgebung eindringen können.

Gene Hackman starb eine Woche nach seiner Frau

Die Ermittler in den USA teilten mit, dass die 65-Jährige Betsy Arakawa vermutlich breits am 11. Februar an einer durch sogenannte Hantaviren ausgelösten Erkrankung gestorben war. Die Erreger befallen die Atemwege. Hackman selbst sei wahrscheinlich eine Woche später, am 18. Februar, einer Herz-Kreislauf-Erkrankung erlegen. Gefunden wurden beide am 26. Februar, als ein besorgter Nachbar die Behörden gebeten hatte, nach deren Befinden zu schauen.

Die Untersuchungen hätten auch die fortgeschrittene Alzheimererkrankung des 95-Jährigen bestätigt. „Er war in einem sehr schlechten Gesundheitszustand und hatte eine schwere Herzkrankheit. Und ich glaube, das war letztlich die Ursache für seinen Tod“, schloss medizinische Ermittlerin Heather Jarrell.

Adan Mendoza, der Sheriff des Santa Fe Countys, und die medizinische Ermittlerin Dr. Heather Jarrell teilen bei einer Pressekonferenz die Todesursachen von Gene Hackman und seiner Frau mit.
Adan Mendoza, der Sheriff des Santa Fe Countys, und die medizinische Ermittlerin Dr. Heather Jarrell teilen bei einer Pressekonferenz die Todesursachen von Gene Hackman und seiner Frau mit.Eddie Moore/The Albuquerque Journal/AP

Wegen der ungewöhnlichen Todesumstände und Prominenz des Paares war eine umfassende Untersuchung eingeleitet worden. Während Arakawas Leiche im Badezimmer auf dem Boden lag, wurde Hackmans lebloser Körper im Eingangsbereich des Hauses gefunden. Neben dem toten Hund fanden die Ermittler zwei weitere Hunde, die noch am Leben waren.

Hackman galt als einer der herausragendsten Schauspieler seiner Generation. Der zweifache Oscar-Preisträger erlangte mit Filmen wie „French Connection“ (1971), „The Conversation“ (1974) und „Erbarmungslos“ (1992) Weltruhm. In den frühen 2000er Jahren zog er sich schließlich aus dem Rampenlicht zurück. ■