Trotz des großen Aufschreis im Kiez – es gab sogar eine Petition – wurde die Kneipe Höher’s Eck in der Gleimstraße dichtgemacht. Der KURIER berichtete bereits. Die Hausverwaltung wollte die Institution nach Beschwerden aus der Nachbarschaft nicht mehr im Haus haben und verlängerte den Mietvertrag nicht. Die Konsequenz: Nach 100 Jahren voller feuchtfröhlicher Abende schloss die Gastwirtschaft ihre Tür am 5. Oktober für immer. Das dachte man zumindest! Doch die Kneipe konnte glücklicherweise gerettet werden, ausgerechnet von einer Kleingartenkolonie.
Die Kneipe Höher’s Eck zieht um!

Es ist die Rettung für das Höher’s Eck! Die Traditionsgaststätte aus Prenzlauer Berg zieht zum neuen Jahr um: Die Kneipe wird etwas nördlicher neu eröffnen – und zwar in den Räumlichkeiten des Ausflugs- und Gartenlokals Bauernstube der Bornholmer Gärten (Bornholmer Straße). Das teilte die Kleingartenanlage Bornholm I e.V. jetzt mit. Der Pachtvertrag wurde am Samstag auf der Vollversammlung des Vereins unterzeichnet.
„Die Kleingärten gehören genauso zu Berlin wie die Kiezkneipen“, betont Robert Ide, ehrenamtlicher Vorsitzender des Kleingartenvereins, in einer Mitteilung. „Wir öffnen uns als Bornholmer Gärten schon seit langem für die Stadt. Mit unserem neuen Gartenlokal heißen wir unsere Besucherinnen und Besucher ganzjährig mit Berliner Gastlichkeit willkommen. Und wir eröffnen den drei Betreiberinnen einen Neuanfang in ihrem und unserem Kiez.“
Die Bauernstube in den Bornholmer Gärten wird künftig von der Gastronomin Andrea Dürre gemeinsam mit ihrer Tochter Athina und deren Frau Sonja betrieben, die zuvor das Höher’s Eck geführt hatten. „Wir sind glücklich und bedanken uns beim Vorstand der Kleingartenanlage, dass uns die Bauernstube für die nächsten Jahre anvertraut wird“, freuen sich die Gastronominnen. „Unser Wunsch ist es, dass wir die Bauernstube als Ort erhalten, der seit über 125 Jahren besteht, und für unsere Gäste ein neues Wohnzimmer schaffen, das mit Herz und Seele geführt wird“, erklären die neuen Betreiberinnen. „‚Come as friends and leave as family‘ war schon unser Motto, als wir das Höher’s Eck bewirtschaftet haben. So soll es bleiben.“
Die Bauernstube wurde öffentlich ausgeschrieben

Aber wieso ist die Bauernstube eigentlich verfügbar, fragt man sich. Die bisherigen Pächter Marion und Holger Gerber verabschieden sich nach mehr als 20 Jahren in den Ruhestand! „Wir als Verein danken Marion und Holger von Herzen, die mit ihrer Herzlichkeit und viel Herzblut unserem Gartenlokal eine unverwechselbare Seele gegeben haben“, beteuert Robert Ide. „Wir sind sicher, dass Andrea, Athina und Sonja das Gartenlokal mit ebenso viel Charme weiterführen und weiterentwickeln werden.“
Dem Pächterwechsel war eine öffentliche Ausschreibung des Kleingartenvereins vorausgegangen, hier hatten sich auch die Frauen vom Höher’s Eck beworben. Aus zuletzt „fünf ernsthaften Bewerbungen“ habe eine ehrenamtliche Auswahlkommission des Vereins in Gesprächen und Verhandlungen schließlich die drei neuen Betreiberinnen ausgewählt.
Nach Renovierungsarbeiten soll die Neueröffnung der Bauernstube im März 2024 mit einer Festwoche gefeiert werden. Geplant seien dabei Lesungen und Konzerte. Das Ausflugslokal inmitten der Kleingartenanlage Bornholm I werde danach ganzjährig Speisen und Getränke in den gemütlichen Kaminräumen und im vereinseigenen Biergarten anbieten – sowie die öffentlichen Kiez- und Vereinsfeste der Bornholmer Gärten ausrichten. Dazu gehören die Saisoneröffnung mit Tanz in den Mai, die Fête de la Musique und das traditionelle Erntedankfest.
Größte Gartenanlage der Berliner Innenstadt

Gewusst? Die Bornholmer Gärten in Prenzlauer Berg sind die größte Gartenanlage in der Berliner Innenstadt – und haben viel Geschichte: An der historischen Bösebrücke, wo am 9. November 1989 die Mauer fiel, öffnete die Kolonie vor über 125 Jahren ihre Tore. Teil der Anlage ist inzwischen der Schleifengarten auf dem ehemaligen DDR-Garagengelände an der Straßenbahnschleife. In einem berlinweiten Pilotprojekt wurde die Fläche durch die Kleingartenanlage Bornholm I zu einem Gemeinschaftsgarten umgewandelt. ■