Der klare KURIER-Kommentar

Infekt-Welle: Bringt endlich die Krankschreibung per Telefon zurück!

Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin will die telefonische AU zurück, denn die Infekt-Welle hat die Arztpraxen voll erfasst.

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Er hustet und niest, steckt am Ende in der Arztpraxis noch andere PAtienten an.
Er hustet und niest, steckt am Ende in der Arztpraxis noch andere PAtienten an.Rolf KRemming/imago

Es hustet und schnieft an allen Ecken – und längst haben die zuständigen Stellen bestätigt, dass Deutschland mitten in einer echten Infekt-Welle steckt. Nicht nur die klassischen Erkältungen machen uns zu schaffen, auch Corona-Viren mischen sich unter das Volk, bescheren vielen von uns Schmerzen, kratzige Hälse und steigendes Fieber. Die Grippe-Welle soll erst noch kommen. Und die Arztpraxen kommen schon jetzt mit dem Behandeln der Patienten kaum hinterher.

Kassenärzte fordern: Krankschreibung per Telefon muss zurückkehren!

Berlins Kassenärzte sprechen sich deshalb nun dafür aus, dass die telefonischen Krankschreibungen zurückkehren. Während der Pandemie war es für Menschen mit Atemwegsinfekten möglich, sich per Telefon krankschreiben zu lassen. Burkhard Ruppert, der Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin, hätte die Regelung gern zurück – und zwar „nicht erst in vielen Wochen“, sagte er in einem Interview.

Auch Gesundheitsminister Lauterbach hat Pläne, die AU-Bescheinigung per Anruf dauerhaft möglich zu machen. Voraussetzung soll aber sein, dass es um Erkrankungen ohne schwere Symptome geht und man bei dem Arzt oder der Ärztin schon aus früheren Behandlungen bekannt ist. Die genaue Regelung dazu soll der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Kassen und Kliniken erarbeiten. Unter Berufung auf das Bundesgesundheitsministerium hieß es nun im RBB, dass der Gemeinsame Bundesausschuss den gesetzlichen Auftrag „mit dem Ziel einer Beschlussfassung noch im Dezember 2023“ bearbeitet werde.

Ich frage mich nur: Warum dauert das so lange? Und: Was spricht überhaupt dagegen?

Während der Corona-Pandemie gab es die KRankschreibung auch per Telefon.
Während der Corona-Pandemie gab es die KRankschreibung auch per Telefon.Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Zum einen sollte man zu Hause bleiben, um andere nicht anzustecken – aktuell könnte man sich vermutlich nicht einmal die Grippeschutz-Impfung holen, ohne gleich ein Virus mitzubringen. Es ist jedenfalls einer der Gründe, warum ich mich noch nicht habe impfen lassen: Ich habe schlichtweg keine Lust, mich ins überfüllte Wartezimmer zu setzen und mich anhusten zu lassen. So geht es bestimmt auch anderen Patienten - ich denke da nur an all die älteren Menschen, die beispielsweise für regelmäßige Blutuntersuchungen in meine Hausarzt-Praxis kommen, die dabei aber jedes Mal Gefahr laufen, sich einen neuen Infekt zu holen.

Telefonische Krankschreibung: Wer richtig krank ist, ist froh, wenn er nicht vor die Tür muss

Die telefonische Krankschreibung könnte aber nicht nur Patienten schützen, sondern auch das Personal in den Arztpraxen entlasten. Und ganz davon abgesehen: Als ich im Februar zum ersten Mal Corona hatte, war ich froh, die ersten Tage nicht vor die Tür zu müssen. Denn ich konnte mich kaum auf den Beinen halten, schon der Weg vom Bett ins Bad war eine Herausforderung.

Natürlich wird es immer Menschen geben, die so eine Möglichkeit schamlos ausnutzen, um ihrem Doktor am Telefon buchstäblich „was zu husten“ und dann ein paar Tage blau zu machen. Aber: Durch die AU am Telefon können viele Patienten in den Hausarztpraxen vor Ansteckungen bewahrt werden. Und deshalb ist sie in der Erkältungs-Saison ein überfälliger Schritt. ■