Auch in der Weihnachtsbranche herrscht Fachkräftemangel. Weihnachtsmann-Darsteller sind rar und auch bei Engeln ist die Personaldecke dünn – Vermittlungsagenturen in Berlin und Brandenburg suchen deshalb aktiv mit unterschiedlichen Strategien. Nur im brandenburgischen Himmelpfort geht alles seinen gewohnten Gang. Hier hat der Weihnachtsmann knapp sechs Wochen vor Heiligabend wieder seine Wunschzettel-Filiale eröffnet.
In Berlin gibt es in Sachen Weihnachtsmann große Probleme. Früher rannten Studenten den Agenturen, die die Bescherung per Weihnachtsmann oder -engel anboten, die Bude rein. Das ist heute anders, der Nachwuchs, der Kinder leuchtende Augen beschert, wird verzweifelt gesucht.
500 Euro und mehr kann ein Weihnachtsmann an einem Abend verdienen
„Ich spreche Frauen, die engelhaft wirken, direkt auf der Straße an oder frage auch Schauspiel-Kolleginnen“, sagt Angela Jehring, selbst Schauspielerin und Inhaberin der Agentur „Engel in Berlin“. Bei Weihnachtsmännern setze sie gern auf Empfehlungen aus dem Bekanntenkreis. Sowohl bei den Engeln als auch bei den Weihnachtsmännern könnte der Personalpool aus ihrer Sicht größer sein, denn die Nachfrage sei da. „Es passiert immer wieder, dass auch Engel eine Familie gründen und Weihnachten nicht mehr zur Verfügung stehen“, so Jehring.
Auch Tobias Groß von der Weihnachtsvermittlung „Weihnachtsmann2Go“ setzt auf die persönliche Suche: „Wir gehen in Mensen von Berliner Hochschulen und sprechen Studenten direkt an“, erzählt Groß. Auf diese Weise sei auch er selbst einst als Weihnachtsmann rekrutiert worden. Im persönlichen Gespräch könne man den potenziellen Kandidaten auch gut vermitteln, dass nicht nur die sehr gute Bezahlung ein Argument für den Job als Weihnachtsmann sei.
„Es ist auch eine Riesenbereicherung und eine tolle Erfahrung für die Weihnachtsmänner selbst“, sagt Groß. Man bekomme einen sehr persönlichen Zugang zu Familien und erlebe viele tolle Momente. „Es ist einfach eine unvergleichliche Arbeit“, sagt er. Und man verdient gutes Geld. 500 Euro und mehr kann man als Weihnachtsmann an einem einzigen Abend verdienen, heißt es auf der Website von „Weihnachtsmann2Go“.
Monika Kubau von der Berliner Weihnachtsmannzentrale hofft, ihren Personalstamm an Weihnachtsmännern mit dem Schalten von Anzeigen aufstocken zu können. „Vorerfahrung ist eigentlich nicht nötig, etwas schauspielerisches Talent sollten die Weihnachtsmänner aber mitbringen“, sagt sie. Um möglichst viele Kinderaugen zum Leuchten zu bringen, sei es auch nötig, dass die Weihnachtsmänner mit einem Auto mobil seien, so die Vermittlerin aus Hohen Neuendorf.
Ganz anders in Brandenburg: Das ist ein Weihnachtsmann schon im Dienst. Knapp sechs Wochen vor Heiligabend wurde in Himmelpfort wieder seine Wunschzettel-Filiale eröffnet. Der Heilige Mann mit dem Rauschebart reiste am Dienstag umweltfreundlich mit einem gelben Elektro-Transporter der Deutschen Post an. Er musste den Transporter nicht selbst steuern, sondern wurde von einem Chauffeur vor der Filiale abgesetzt und begeistert von Erst- und Zweitklässlern der Grundschule Bredereiche empfangen.

Grundschülerin Merle drückt dabei dem Weihnachtsmann ihren umfangreichen Wunschzettel persönlich in die Hand. Sie wünscht sich unter anderem eine DVD und „Kleidung von Union Berlin“. Ihre Klassenkameradin Emma hat aus einem Katalog gleich ihre Wunschpuppe samt Preisangabe ausgeschnitten und auf ihren Wunschzettel geklebt. Andere Grundschüler wünschen sich Kuscheltiere, ganz praktisch einen Pullover für die kalte Jahreszeit oder etwa einen Arztkoffer.
In Himmelpfort sind bereits 10.000 Wunschzettel von Kindern aus dem In- und Ausland eingetroffen
Ein Mädchen nennt als obersten Wunsch „Frieden“ – und dann noch ein Puzzle. Und der kleine Heinrich hatte ganz besondere Bitten: „Ich wünsche mir Legosteine und einen Zauberstab. Damit verwandele ich meinen Bruder in eine Kröte“, sagt er lachend.
In der Weihnachtspostfiliale Himmelpfort sind bereits rund 10.000 Wunschzettel von Kindern aus dem In- und Ausland eingetroffen. Die Filiale ist nach der Zahl der eingehenden Briefe die größte ihrer Art in Deutschland. Im vergangenen Jahr gingen rund 310.000 Briefe von Kindern aus 60 Ländern ein. Davon kamen rund 16.000 aus dem Ausland – darunter stammten mit mehr als 9000 die meisten Wunschzettel aus China.
Viele Kinderbriefe an den Weihnachtsmann sind mit kleinen Kunstwerken verziert – etwa mit liebevoll geschmückten Tannenbäumen, Rentieren aus Papier oder mit Bildern des Weihnachtsmanns. „Die Weihnachtsschreibaktion dokumentiert den besonderen Wert eines selbst gestalteten Briefes in Zeiten der Digitalisierung und ist für alle Postmitarbeiter und die Menschen in der Region eine echte Herzensangelegenheit“, sagt der Niederlassungsleiter der Deutschen Post in Hennigsdorf, Norbert Will.

Die Antwortbriefe des Weihnachtsmanns und seiner 20 Weihnachtsengel werden über das Briefzentrum Hennigsdorf mit einem Sonderstempel in alle Welt verschickt. Die Briefe der Kinder werden in der Weihnachtspostfiliale in einer Vier-Tage-Woche von Donnerstag bis Sonntag von 11 Uhr bis 17 Uhr bearbeitet. Die Wunschzettel sollten in diesem Jahr bis zum 2. Advent (10. Dezember) eintreffen, damit die Antwort noch bis Heiligabend auf den Weg gebracht werden kann.
Zwei Kinder aus Berlin und Sachsen hatten 1984 die ersten Briefe an den Weihnachtsmann geschickt
Die Weihnachtspostfiliale feiert im kommenden Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Zwei Kinder aus Berlin und Sachsen hatten im Jahr 1984 Briefe nach Himmelpfort an den Weihnachtsmann geschickt. Die Postmitarbeiterin konnte diese Briefe in Himmelpfort nicht zustellen, wollte sie aber auch nicht mit dem Vermerk „Empfänger unbekannt“ zurückschicken.
So beantwortete sie die Kinderbriefe selbst – und das habe sich wohl herumgesprochen, so die Deutsche Post. Bis 1989 mussten die Mitarbeiter der Filiale in jedem Herbst rund 75 Kinderbriefe beantworten. Und nach der Wende schwoll die Briefflut ungemein an. 1995 stellte die Post zum ersten Mal zwei Weihnachtshelfer ein, um die Briefberge zu beantworten – inzwischen sind es schon 20 „Weihnachtsengel“, die dem Weihnachtsmann zur Seite stehen.