Hertha BSC vor vier Monaten: Die Mannschaft war wegen knallharten Sparkurses noch nicht zusammengestellt, nach drei Saison-Pleiten waren die Blau-Weißen mit null Punkten Tabellenletzter der Zweiten Liga. Trotz des Fehlstarts behielten alle die Ruhe. Nach dem Ende der Transferperiode Anfang September sagte Sportdirektor Benjamin Weber: „Jetzt haben wir einen Neustart, jetzt beginnt die Saison erst richtig für uns.“ Wenn es denn so ist, der KURIER rechnet die Tabelle mal neu, streicht die ersten drei Spieltage. Überraschung: Hertha BSC ist demnach auf klarem Aufstiegskurs.
Berechnet man nur die letzten 13 Spieltage, belegen die Blau-Weißen jetzt schon Relegationsplatz 3 mit 24 Zählern (33:21 Tore) vor den punktgleichen Fürthern (19:16). Nur St. Pauli (27) und Holstein Kiel (26) wären besser. Hinter Hertha würden im Aufstiegsrennen Düsseldorf (23) und Elversberg (23) sein. Der HSV (21) wäre nur Tabellensiebter. Ausgerechnet die Hamburger, die im August die noch instabile blau-weiße Truppe mit 3:0 auseinanderspielten, aber vergangene Woche im Pokalachtelfinale mit 6:8 nach Elferkrimi verloren.
Hertha auf Platz 3, HSV nur Siebter

Da sagte schon Trainer Pal Dardai: „Das Pokalspiel jetzt zeigt, dass wir uns als Team weiterentwickelt haben. Damals wurden wir vom HSV noch auseinandergenommen.“ Der Trend geht für Hertha eindeutig nach oben. Seit sechs Liga-Spielen, seit dem 1:3 in Nürnberg am 22. Oktober, gab es keine Niederlage mehr. Drei Siege (3:1 gegen Paderborn, 5:1 gegen Elversberg, 2:1 in Kaiserslautern) und drei Unentschieden (0:0 in Rostock, 2:2 gegen den KSC, 2:2 in Hannover).
Letztere wurmen Dardai noch immer: „Da haben wir Siege in der zweiten Halbzeit verschenkt. Tja, das wären sechs Punkte mehr gewesen. Und Hertha würde auch in der realen Tabelle mit 30 Punkten auf Platz 3 stehen. Doch auch das scheint langsam behoben zu sein. Zuletzt gab es zwei schlechte erste Halbzeiten, aber starke zweite Spielhälften bei den Siegen gegen Elversberg und in Lautern.
Herthas Dardai: „Wir sind drei Punkte im Minus“

Jetzt endlich mal über 90 Minuten volle Pulle gegen den Tabellenletzten VfL Osnabrück am Sonnabend (13 Uhr), dann wäre Dardai wirklich richtig glücklich. Der Trainer hat seine ganz eigene Tabellenrechnung, um die er bis jetzt ein Geheimnis macht. Vergangenes Wochenende sagte er nach dem Sieg auf dem Betzenberg: „Wir sind drei Punkte im Minus, die müssen wir jetzt am letzten Hinrunden-Spieltag gegen den VfL Osnabrück holen. Dann können wir zufrieden sein.“
27 Punkte zu Weihnachten, Hertha würde Platz 3 in der Wunschtabelle (Spieltag 4 bis 17) behaupten und in der echten Tabelle ist sogar Platz 5 drin, wenn die Konkurrenten Düsseldorf in Magdeburg und Hannover bei Holstein Kiel patzen. Wunsch und Realität nähern sich immer mehr an.
Die Blau-Weißen rollen das Feld auf alle Fälle von hinten auf. Publikumsliebling Fabian Reese sagt: „Man sieht, wie wir immer mehr als Team zusammenwachsen. Der Glaube ist zurück und wir machen es immer besser.“ Nach der Winterpause soll es dann den nächsten Entwicklungsschritt geben. Vielleicht dann wirklich doch mit dem sofortigen Wiederaufstieg … ■