Er suchte seine Opfer am See

Schlimmster Kindermörder der DDR: Mario S. (63) in Klinik gestorben

Mario S. tötete innerhalb von einem halben Jahr einen 22 Jahre alten Mann und vier Kinder. Nun wurde bekannt, dass er im Krankenhaus verstorben ist.

Author - Berliner KURIER
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Am Tollensesee in Brandenburg ging Mario S., einer der schlimmsten Kindermörder der DDR, auf die Jagd nach seinen Opfern.
Am Tollensesee in Brandenburg ging Mario S., einer der schlimmsten Kindermörder der DDR, auf die Jagd nach seinen Opfern.Benno Bartocha/dpa-Zentralbild

Er tötete innerhalb eines halben Jahres und brachte einen jungen Mann um, saß für seine grausamen Taten 41 Jahre lang in Haft. Nun wird bekannt: Der wohl schlimmste Kindermörder der DDR ist tot. Mario S. wurde im Alter von 24 Jahren zu einer langen Haftstrafe verurteilt, nachdem er in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg seine Verbrechen begangen hatte. Bereits Ende des vergangenen Jahres sei er im Alter von 63 Jahren in einem Krankenhaus gestorben. Das berichtet die Berliner Zeitung.

Mario S. kam in Ost-Berlin zur Welt, wurde in der Schule gehänselt

Mario S. wurde in Ost-Berlin geboren, wuchs bei seiner Großmutter auf. Laut Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit, die der Berliner Zeitung vorliegen, soll er zu seinem Vater ein gestörtes Verhältnis gehabt haben. Mario S. soll ein schwächlicher Junge gewesen sein, wurde gehänselt, lieferte aber trotzdem gute schulische Leistungen ab. Nach dem Abschluss der polytechnischen Oberschule absolvierte er eine Lehre zum Elektromonteur. Danach verpflichtete er sich für die NVA.

Anfang Mai 1980 wurde er einberufen, später kam er zu den Luftstreitkräften nach Cölpin. Außerdem hatte er eine Einraumwohnung in Berlin, die laut Stasi-Akten „ordentlich eingerichtet ist und sich in einem gepflegten Zustand befindet“. Am 16. Juli 1983 begann dann seine Gewalt-Orgie: Am Tollensesee suchte er offenbar nach Opfern, fand erst am späten Abend einen 22 Jahre alten Mann, der betrunken auf einer Parkbank schlief. Er rammte ihm ein Messer in den Bauch, dann würgte er ihn, stach ihn in Hals und Rücken, zerrte die Leiche in ein dichtes Gebüsch. Sie wurde erst zwei Wochen später gefunden.

Schlimmster Kindermörder der DDR: Am Tollensesee ging Triebtäter Mario S. auf die Pirsch

Nur Tage später, am 26. Juli, die nächste Tat, wieder zog es ihn an den Tollensesee. Mario S. suchte sich ein Versteck, beobachtete badende Kinder. Gegen 17.30 Uhr zog er einen neun Jahre alten Jungen in das Gebüsch, fragte ihn nach Namen, Alter, Adresse und Geschwistern, notierte alles in einem kleinen Buch, fotografierte das Kind und tötete es. Im September packte und fesselte Mario S. in einem Waldstück bei Borgsdorf zwei Jungen, brachte sie um. Fünf Monate später, im Februar 1984, tötete er in einem Plattenbau in Neubrandenburg einen Jungen, nachdem er ihn in den Keller gezerrt hatte.

Der malerische Tollensesee bei Neubrandenburg. Hier suchte sich Mario S., einer der schlimmsten Kindermörder der DDR, seine Opfer.
Der malerische Tollensesee bei Neubrandenburg. Hier suchte sich Mario S., einer der schlimmsten Kindermörder der DDR, seine Opfer.Joana Kruse/imago

Die Behörden ermittelten, allerdings ohne Erfolg. Auch die Öffentlichkeit wurde um Mithilfe gebeten. Nur durch Zufall wurde Mario S. im Juni 1984 geschnappt: Als er am Kiessee bei Schildow einen neun Jahre alten Jungen festhielt, kam dessen Bruder dazu, Mario S. musste das Kind wieder laufen lassen. Wochen später kehrte er zurück, legte sich auf die Lauer, wollte den Jungen wiederfinden und töten. Tatsächlich begegnete er den beiden Brüdern, konnte sie aber nicht schnappen. Sie holten Hilfe bei ihrem Vater, der informierte die Polizei. Mario S. wurde in dem Wald geschnappt.

Mario S. gestand die Taten. Im anschließenden Prozess sollte er zum Tode verurteilt werden, doch dazu kam es nicht. Am 19. November 1985 wurde er wegen „Verbrechens des mehrfachen vollendeten, eines versuchten und des mehrfach vorbereiteten Mordes zu lebenslanger Haft“ verurteilt, berichtet die Berliner Zeitung. Er kam erst ins Gefängnis in Bautzen. Nach der Wende wurde das Urteil überprüft. „Am 23. Oktober 1990 stellte die Staatsanwaltschaft fest, dass die Verurteilung gegen Mario S. nicht zu beanstanden ist“, sagt Michael Petzold, Sprecher der Staatsanwaltschaft Berlin, dem Blatt. Mehrfach beantragte der Kindermörder Bewährung. Erst im vergangenen Jahr wurde die Haft unterbrochen, weil er an einer schweren Erkrankung litt. Mario S. kam in eine Klinik, starb dort am 7. Dezember im Alter von 63 Jahren.