Mit ihrem Song „Jugendliebe“ gelang ihr ein Mega-Hit – und auch heute darf das Lied auf keiner Hochzeit, auf keiner Faschingsparty und auf keiner Ostrock-Sause fehlen. Doch Ende 2023 verabschiedete sich die Sängerin von der Bühne, weil sie an Parkinson erkrankt war. Nun meldet sich Ute Freudenberg wieder zu Wort, berichtet im Podcast „Muckefuck und Fernsehfunk“ aus ihrer Vergangenheit. Vor allem ein Thema dürfte viele Fans bewegen: Die Sängerin schildert, wie sie 1984 in den Westen floh – direkt nach einer Fernsehaufzeichnung.
Im April 1984 blieb Ute Freudenberg nach einem TV-Auftritt im Westen
Gastgeber Jürgen Karney, der in der DDR die berühmte Musikshow „Bong“ moderierte, bringt in dem Gespräch ein Thema auf den Tisch, das sicherlich auch viele Fans von Ute Freudenberg beschäftigt haben dürfte: ihre Flucht in den Westen. „Ich habe dich wirklich vermisst, bei ‚Bong‘“, sagt er. Dort sollte Ute Freudenberg eine Auszeichnung erhalten. „Aber dann kam unsere Musikredakteurin und sagte: Ute wird nicht kommen. Ute ist nicht mehr da, Ute ist im Westen.“ Im April 1984 blieb die Sängerin nach einem TV-Auftritt in Hamburg. Alle bei der TV-Sendung seien sehr traurig gewesen, hätten unendlich viele Fragen gehabt.
„Ihr habt ja mein Leben nicht gekannt“, sagt Freudenberg. „Ihr wusstet ja nicht, was mit mir gemacht worden ist, wie ich bekämpft und beschnitten wurde.“ Für sie persönlich habe es in diesem Moment keinen anderen Ausweg gegeben. „Ich war Anfang der 80er-Jahre mehrfach im Westen und hatte dann mit einem Schlag über zwei Jahre lang Reiseverbot.“ Doch das Schicksal wendete sich: Eines Tages habe plötzlich ein Zettel in ihrem Briefkasten gelegen – mit einer Einladung zur Sendung „Die aktuelle Schaubude“. Ute Freudenberg warf den Zettel weg, weil solche Einladungen monatlich kamen, sie und ihre Band aber nie fahren durften. Dieses Mal klappte es aber doch – und Ute Freudenberg nutzte die Chance, der DDR den Rücken zu kehren.

Das ging nicht spurlos an ihr vorbei. „Was ich da gedacht habe und was da in meinem Körper los war, das kann sich kein Mensch vorstellen. Ich wusste für mich: Ich muss dieses Land verlassen, um zu überleben.“ Doch viel habe sie zurücklassen müssen, auch ihre riesige Fangemeinde. „Mein ganzes Leben, meine Heimatstadt Weimar, meine Familie, meine Freundinnen und Freunde.“ Es habe Momente gegeben, in denen sie dachte, ihr Körper löse sich auf. „Das war mein Weg. Und ich finde, dass ich sehr viel Mut bewiesen habe, dass ich diesen Weg gegangen bin.“

Ute Freudenbergs Flucht in den Westen: „Dann fährst du um dein Leben“
Eine Freundin, die sie Jahre zuvor am Balaton kennengelernt hatte, schickte ihren Mann, um Ute Freudenberg in Hamburg abzuholen. Ihre Kollegen gingen nach der Fernsehshow auf die Reeperbahn, sie wartete auf den Fahrer. Als er kam, verriet sie ihm ihren Plan. „Da habe ich gesagt: Wolfgang, du gehst jetzt raus mit meinem Kosmetikkoffer, setzt dich ins Auto – und wenn ich angerannt komme, muss der Motor schon laufen. Dann knalle ich die Tür zu und dann fährst du um dein Leben.“ Als er nach dem Warum fragte, antwortete sie: „Weil du jetzt mit mir zusammen abhaust.“
Die Entscheidung, sich von der DDR abzuwenden, hat Ute Freudenberg nie bereut
Das sei ein Moment gewesen, den man nicht beschreiben könne. „Man lässt sein ganzes Leben hinter sich – und man weiß auch bis zum Auto nicht, ob es funktioniert.“ Doch es klappte – und sie habe die Entscheidung nie bereut, sagt Ute Freudenberg.