Deutschland ist ein Krimi-Land – und deshalb werden am Samstagabend viele zur Fernbedienung greifen und das ZDF einschalten. Hier flimmert der neue Erzgebirgskrimi über die Mattscheibe, in dem diese Woche nicht nur ein Mordfall gelöst, sondern auch ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte aufgeblättert wird: Die Ermittler kommen in einem Hotel unter, dessen Name weithin gekannt ist: Der Lugsteinhof in Zinnwald im Erzgebirge ist gerade 40 Jahre alt, erfüllte in der DDR aber einen ganz besonderen Zweck: Hier machte die Stasi Urlaub – und verwanzte das Haus selbst!
Haus mit Stasi-Geschichte: Erzgebirgskrimi spielt auch im Hotel Lugsteinhof
In der neuen Ausgabe des Erzgebirgskrimi (Samstag, 20.5 Uhr, ZDF) geht es um einen ganz besonderen Mordfall, der Brücken in die Vergangenheit schlägt: Bei Bauarbeiten in Altenberg wird eine Leiche gefunden, die bereits 30 Jahre alt ist. Die Kommissare Robert Winkler (Kai Scheve) und Karina Szabo (Lara Mandoki) ermitteln gerade an einem anderen Fall – doch dann stellt sich heraus, dass beide Toten ehemalige Grenzsoldaten der DDR sind. Dann verschwindet ausgerechnet Kommissar Winkler. Was geht hier vor – und wird sich auch dieser Mord aufklären?
Besonders spannend ist der Ort, an dem die Kommissare nächtigen: Das Hotel „Steinhof“ ist in Wirklichkeit das berühmte Hotel „Lugsteinhof“, gelegen in 900 Metern Höhe in Zinnwald. Gedreht wurde für den Erzgebirgskrimi draußen und drinnen. Für die Außenaufnahmen wurde das kleine Wörtchen „Lug“ im Namen des Hotels überdeckt, drinnen sind unter anderem Zimmer und das Restaurant des Hauses zu sehen.
Kommissar Winkler ist es, der die Vorgeschichte des Hotels im Erzgebirgskrimi zum Thema macht. „Was für eine Ironie: Die sächsische Polizei übernachtet im ehemaligen Ferienheim der Stasi“, sagt er in dem Film. „Das normale Volk kam hier gar nicht rein. Nur treue Mitarbeiter des MfS, hohe Offiziere der NVA und des KGB. Angeblich hatten die sogar unterm Klodeckel Wanzen.“ Aber: Stimmt das wirklich? Wurde das Hotel tatsächlich für die Mitarbeiter der Stasi gebaut – was ist dran an der Geschichte?

Tatsächlich gab es an der Stelle schon länger ein Hotel: Das frühere Gebirgshotel Lugsteinhof war wesentlich kleiner, beherbergte dafür aber zahlreiche Prominente – hier machte unter anderem Max Schmeling Urlaub. 1975 wurde es gesprengt. Danach errichtete man auf dem Grundstück ein Ferienheim für die Mitarbeiter des DDR-Geheimdienstes. Am 11. Oktober 1978 wurde es eröffnet, damals unter dem Namen „Am Lugstein“. „In diesem Haus werden sich unsere Genossinnen und Genossen, dessen bin ich mir sicher, stets wohlfühlen und neue Kräfte schöpfen für den erfolgreichen Kampf gegen den Klassenfeind“, schrieb damals ein Generalmajor.
Nach dem Ende der DDR wurde das Hotel Lugsteinhof von der Treuhand verkauft
Nach der Wende wurde es von der Treuhand verkauft, geriet in private Hände, wird seitdem wieder als Hotel betrieben. Während früher nur Stasi-Leute hier nächtigen und ihren Urlaub verbringen durften, ist das Haus nun für jedermann offen. Früher hatten hier nur die Mitarbeiter der Bezirksverwaltungen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) Zugang. In der Nachbarschaft gab es allerdings noch das Heim „Lug ins Land“ – hier kamen Offiziere und Generäle des MfS und des russischen Geheimdienstes KGB, sagte der ehemalige Geschäftsführer Jochen Löbel vor Jahren der Sächsischen Zeitung.

Selbst die Mitarbeiter des Hotel Lugsteinhof wussten nichts von der Überwachung
„Um beide Heime war ein Zaun errichtet, selbst die Schneise 30 von der Wetterwarte bis zum Kahleberg wurde verlegt, um die Abgeschiedenheit nicht zu stören“, verriet er. Die Gäste des Ferienheims verbrachten dort 14 Tage Urlaub, wurden dabei mit Vollverpflegung bewirtet. Und im Lugsteinhof gab es noch allerlei andere Annehmlichkeiten. „Frisör, Arzt, Schwimmhalle, Sauna, Kegelbahn. Sie mussten also das Gelände nicht groß verlassen“, sagte Löbel.