Neuer Film „Adams Acht“

Geheimer Spionagesee der DDR: Hier kam schon die Stasi ins Rudern!

Rund um Ratzeburg wird gerade der Kinofilm „Adams Acht“ gedreht. Der Ratzeburger See spielte auch in der Geschichte der Stasi eine spannende Rolle.

Author - Florian Thalmann
Teilen
Aktuell werden die Seen rund um Ratzeburg zur Filmkulisse. Früher betrieb Erich Mielkes Ministerium für Staatssicherheit hier eine Operative Grenzschleuse.
Aktuell werden die Seen rund um Ratzeburg zur Filmkulisse. Früher betrieb Erich Mielkes Ministerium für Staatssicherheit hier eine Operative Grenzschleuse.Hans Blossey/imago, photothek/imago

Die Geschichte der Spionage steckt voller spannender Geheimnisse. Immer wieder haben sich Agenten und Geheimdienste neue Methoden überlegt, um den „Feind“ auszuspionieren. Wussten Sie, dass die DDR sogar einen eigenen Spionagesee hatte? Kein Scherz: Der Ratzeburger See wurde in der DDR von Stasi-Agenten genutzt, um in den Westen zu gelangen. Jetzt wird der Naturpark Lauenburgische Seen in Schleswig-Holstein, in dem sich das Gewässer gefindet, zum Filmstar, weil hier der Hollywood-Streifen „Adams Acht“ gedreht wird.

Küchensee wird für den Film „Adams Acht“ zur Filmkulisse

Gleich drei Seen gibt es rund um Ratzeburg – den Ratzeburger See, den Domsee und den Küchensee. Im Sommer sind sie beliebt bei Badegästen und Schwimmern, im Herbst gut geeignet für lange Wanderungen. Und nun wird zumindest einer der Seen, der Küchensee, zur Filmkulisse: Über mehrere Tage werden hier Szenen für den Streifen „Adams Acht“ gedreht. Er dreht sich um eine Rudergruppe aus acht Männern, die sich zusammen mit ihrem Steuermann aus der deutschen Provinz auf den Weg nach Rom machen. Das Ziel: Sie wollen die olympische Goldmedaille im Rudern holen.

Es handelt sich dabei um die wahre Geschichte von Karl Adam, einem Rudertrainer aus Ratzeburg. Insgesamt sieben Titel bei Welt- und Europameisterschaften heimsten die Boote ein, die Adam trainierte. Und: Der Ruder-Achter, von dem auch im Film die Rede ist, holte bei den Olympischen Spielen im Jahr 1960 die Goldmedaille in Rom. Wie es dazu kam, erzählt der Film, der 2026 ins Kino kommen soll. Für die Dreharbeiten kann der See tageweise nicht genutzt werden, verschiedene Liegewiesen und Zufahrtsstraßen sind abgesperrt – und Badende dürfen teilweise keine Schwimmhilfen nutzen.

Der Ratzeburger See bietet viel Natur und wundervolle Aussichten aufs Wasser. Früher wurde hier aber nicht nur gebadet, sondern auch spioniert!
Der Ratzeburger See bietet viel Natur und wundervolle Aussichten aufs Wasser. Früher wurde hier aber nicht nur gebadet, sondern auch spioniert!alimdi/imago

Der Ratzeburger See spielt eine Rolle in einem spannenden Kapitel der Stasi-Geschichte

Was viele nicht wissen: An den Seen spielte sich nicht nur die Geschichte von Rudertrainer Karl Adam ab, sondern noch ein ganz anderes Kapitel deutscher Geschichte. Während der Ratzeburger See im Norden heute ein beliebtes Ausflugsziel ist, half er in der DDR vor allem dem Ministerium für Staatssicherheit von Erich Mielke. Der Grund: Der See war eine sogenannte „operative Grenzschleuse“ (OGS), die es zu Zeiten des Kalten Krieges an der innerdeutschen Grenze gab. Mit Motorbooten kamen die Agenten laut Berichten auf die andere Seite. Laut einem Informationszentrum zur innerdeutschen Grenze zog sich der Grenzverlauf entlang der beiden Flüsse Trave und Wakenitz im Norden bis zum Ratzeburger See. Während auf der DDR-Seite alles abgeriegelt und mit Sperranlagen versehen war, seien die Uferbereiche auf der bundesdeutschen Seite nicht abgesperrt gewesen.

Mit diesem besonderen Zweck ist der Ratzeburger See nicht allein: Solche operativen Grenzschleusen wurden von der DDR vielfach eingerichtet, dienten verschiedenen Zwecken: Manche waren als Materialschleuse gedacht, hier konnten beispielsweise Dokumente zwischen Agenten der Geheimdienste aus Ost und West ausgetauscht werden. Personenschleusen dienten den Stasi-Agenten dazu, auf die andere Seite zu gelangen. Die Zahl der Grenzschleusen wird auf etwa 60 geschätzt – sie lagen unter anderem in Wäldern oder bei Orten, die verdeckte Zufahrtsstraßen zu den Grenzzäunen hatten, die nicht einsehbar waren.

Auf dem Ratzeburger See wird schon lange gerudert. Hier: Ein Doppel-Vierer der Rudernationalmannschaft beim Training.
Auf dem Ratzeburger See wird schon lange gerudert. Hier: Ein Doppel-Vierer der Rudernationalmannschaft beim Training.Agentur54Grad/imago

Stasi-Agenten sollten sich an den Grenzschleusen im Harz wie Wanderer kleiden

Es gab auch Übergänge über Flüsse, etwa den Übergang „Weißwasser“, der sich im Fluss Werra befand. Mehrere Grenzschleusen gab es im Harz, etwa die Personengrenzschleusen „Wurzel“ und „Zwerg“. Laut einer wissenschaftlichen Arbeit, die sich mit den Grenzschleusen in der DDR beschäftigt, gab es einen Hauptmann namens Gerd Reißaus. Er empfahl, dass die Agenten Wanderausrüstung tragen, damit sie einen Ausflug in den Naturpark vortäuschen können. „Das Mitführen von Speisen und Getränken“ könne die Legende der Tageswanderung unterstützen.