Die DDR ist seit rund 35 Jahren Geschichte – und nach dem Fall der Mauer konnten es einige gar nicht erwarten, die vermeintlich alten Dinge aus dem DDR-Alltag wegzuwerfen und Platz für Neues aus dem Westen zu schaffen. Die meisten Relikte aus Honeckers Zeiten scheinen heute reif fürs Museum. Doch in vielen Haushalten gibt es sie noch, die kleinen Erinnerungsstücke an die Zeit vor der Wende. Ob nun das Rührgerät RG 28, das beim Kuchenbacken noch immer treue Dienste leistet - oder die Waschmaschine WM 66, die früher nicht nur zum Wäschewaschen genutzt wurde. Eines der bekanntesten Kult-Objekte aus der DDR ist ein echter Design-Klassiker: Der Eierbecher „Huhn“ ist noch heute begehrt – und Originale aus der DDR erzielen im Internet ordentliche Preise!
Eierbecher Huhn aus der DDR ist noch heute ein Design-Klassiker
Es gibt wohl kaum ein Produkt aus der DDR, das sich so ins Gedächtnis eingebrannt hat wie dieser Eierbecher. Ein kleines Tellerchen aus Plaste, darauf ein Becher, der nach vorn und hinten verlängert ist – auf der einen Seite in Form eines Hühnerkopfes, auf der anderen Seite werden die Schwanzfedern dargestellt. Ein Stück Design-Geschichte der DDR, nur wenige Gramm schwer und erhältlich in verschiedenen Farben. Das ist der berühmte Eierbecher „Huhn“! Auf vielen Frühstückstischen in der DDR war das schöne Stück zu finden.
Hergestellt wurde der Eierbecher „Huhn“ seit den 70er-Jahren. Gestalter Josef Böhm entwickelte ihn für die Marke „Sonja Plastic“, deren Produkte in der Kleinstadt Wolkenstein in Sachsen hergestellt wurden. Das Unternehmen aus dem Erzgebirge war einst eine Knopffabrik, spezialisierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg aber zunehmend auf Haushaltswaren. 1972 wurde die Firma zum VEB Plaste und Chemie Wolkenstein.

Der Eierbecher „Huhn“ war eigentlich gar nicht für die DDR gedacht
Besonders am Eierbecher: Er sollte eigentlich gar nicht für die DDR sein, sondern exportiert werden. Und doch erfreute sich das Plaste-Hühnchen für den Frühstückstisch auch in der DDR selbst immer größerer Beliebtheit. Vielleicht, weil dieses Huhn gegen den Strom schwamm: Während in der DDR viele Dinge sehr schlicht, sachlich und so praktisch wie möglich gestaltet waren, überzeugte der Eierbecher mit Witz. „Sie sind eigentlich nicht wirklich funktional“, sagte Axel Driescher vom Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in einem Interview gegenüber „Deutschlandfunk Kultur“.

Die Eierbecher „Huhn“ seien „nicht stapelbar, man kann sie nicht vernünftig abwaschen, sie sind nicht spülmaschinenfest, also fast sieht es aus wie ein amerikanisches Produkt“. Verkauft wurden die Eierbecher in der DDR übrigens für 0,82 Mark – bis zu 50.000 Stück gingen pro Jahr über die Theke. Und: Der Eierbecher gehört zu jenen Produkten aus der DDR, die auch die Wende überlebten. Nach 1990 wurde das Unternehmen zur Wilibald Böhm GmbH, die Marke Sonja Plastic blieb bestehen. Heute werden die Produkte vom Unternehmen reifra Kunststofftechnik GmbH vertrieben.
Unfassbare Summen! So viel Geld wird im Netz für die Eierbecher aus der DDR verlangt
Und nicht nur neuwertige Eierbecher sind auf dem Markt. Bei Verkaufsplattformen wie eBay werden die Eierbecher ebenfalls angeboten – manche für kleine Beträge, andere für unerwartete Summen: Ein Verkäufer hat sechs gelbe Hühner-Eierbecher im Sortiment, bezeichnet sie als „true vintage“ – und verlangt satte 59 Euro! Doch es kommt noch heftiger: Sogar ein Dreier-Set mit Eierbechern in verschiedenen Farben wird angeboten. Der Preis: 135 Euro!
Doch selbst ohne solche Summen wird für die Eierbecher noch ordentlich geblecht: Je nach Zustand werden auf Ebay oft zwischen 25 und 35 Euro benutzt. Wer die Becher also aussortieren will, der sollte einen Blick ins Netz riskieren, bevor er sie in die Mülltonne wirft. Denn sie finden garantiert Abnehmer. Und übrigens: Nicht nur auf dem Frühstückstisch, sondern auch in Deutschlands Museen hat der Eierbecher „Huhn“ einen festen Platz. Mehrere Exemplare finden sich unter anderem im Fundus des DDR Museum Berlin, das eine feste Ausstellung in der Karl-Liebknecht-Straße in Mitte betreibt.