Erinnern Sie sich noch?

Alltag der DDR: Kennen Sie die WM 66? Das Geheimnis der Waschmaschine

Viele Haushaltsgeräte der DDR haben Kultstatus erlangt. Erinnern Sie sich noch an die WM 66? Wir verraten, was das Gerät so besonders machte.

Author - Florian Thalmann
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Die Waschmaschine WM 66 sorgte in der DDR für strahlend saubere Wäsche. Noch heute erinnern sich viele an das kultige Gerät, in dem man sogar Bockwürste warmmachen konnte.
Die Waschmaschine WM 66 sorgte in der DDR für strahlend saubere Wäsche. Noch heute erinnern sich viele an das kultige Gerät, in dem man sogar Bockwürste warmmachen konnte.Frank Sorge/imago, DDR Museum Berlin

Der Alltag in der DDR war oft auch bestimmt von der Mangelwirtschaft – nicht alles war jederzeit verfügbar. Doch aus der Not machten viele damals eine Tugend: Noch heute gibt es viele verrückte Geschichten, die zeigen, wie erfinderisch die Menschen in der DDR waren. Eine besondere Story ist die der Waschmaschine WM66. Das besondere Gerät war in zahlreichen Haushalten zu finden, galt damals als modern, ist mit heutigen Standards kaum zu vergleichen. Aber: Wussten Sie, dass die Waschmaschine auch für ganz andere Zwecke eingesetzt wurde als zum Waschen von Wäsche? Wir erinnern an das kultige Haushaltsgerät der DDR.

Legendäre Waschmaschine WM 66: Erinnern Sie sich an das Kult-Gerät aus der DDR?

Wer sich an die Haushaltsgeräte der DDR erinnert, dem kommen unterschiedliche Maschinen in den Sinn. Etwa das Handrührgerät AKA electric RG28, das mit seinem leuchtenden Orange noch heute in vielen Küchen des Ostens verwendet wird. Oder der Toaster „LAVA“ bei dem das Toastbrot nicht oben, sondern an der Seite ausgegeben wurde. Eines der am meisten verbreiteten Haushaltsgeräte der DDR war aber sie: Die Waschmaschine WM66 wurde zu DDR-Zeiten millionenfach produziert, war in vielen Haushalten zu finden, wurde aber auch exportiert.

„WM“ stand in dem Fall nicht für Waschmaschine, sondern für Wellenradwaschmaschine. Das namensgebende Wellenrad befand sich am Boden des Gerätes. Mit heutigen Maschinen ist die WM66 allerdings kaum zu vergleichen. Das DDR-Gerät verfügte beispielsweise nicht über einen eigenen Wasseranschluss. Heißt: Wer sie bedienen wollte, musste das Wasser per Hand oder mit einem Schlauch in die Maschine füllen. Was erst einmal nervig klingt, hatte aber auch Vorteile: Die WM66 konnte auch dort betrieben werden, wo es keinen Wasseranschluss gab, etwa im Kleingarten oder beim Camping.

Wer in der DDR Wäsche waschen wollte, kam an der WM 66 nicht vorbei. Der Waschgang dauerte nur fünf bis sechs Minuten, doch das Weichspülen musste per Hand erledigt werden.
Wer in der DDR Wäsche waschen wollte, kam an der WM 66 nicht vorbei. Der Waschgang dauerte nur fünf bis sechs Minuten, doch das Weichspülen musste per Hand erledigt werden.Frank Sorge/imago

In die 23 Kilogramm schwere, 60 Zentimeter hohe und 45 Zentimeter breite Maschine passten etwa 1,5 Kilogramm Wäsche. Ein Waschgang dauerte gerade etwas mehr als fünf Minuten. Dann war aber auch Schluss: Wer die Wäsche danach noch spülen wollte, musste das mit der Hand machen, beispielsweise in der Badewanne. Auch abpumpen konnte die WM66 nicht, stattdessen wurde ein Schlauch genutzt, um das Wasser nach dem Waschgang ablaufen zu lassen. Außerdem hatte die WM66 keinen eigenen Temperaturregler. Die Temperatur des Wassers wurde an einem Thermometer angezeigt. Sie musste per Hand heruntergeregelt werden, wenn der gewünschte Wert erreicht war.

Bockwurst in der Waschmaschine: DAS machte die WM 66 zum Kult aus der DDR!

Diese Kleinigkeit sorgte dafür, dass die WM66 nicht nur zum Reinigen der Wäsche benutzt wurde – die Menschen in der DDR verwendeten Sie auch für einen ganz anderen Zweck: Sie kochten damit Wäsche aus, sterilisierten Gegenstände oder kochten sogar Lebensmittel ein. Denn das Wasser in der Maschine ließ sich bis zum Siedepunkt erwärmen. Und nicht nur das: Die Waschmaschine WM66 war ein beliebtes Gerät zum Erwärmen von Bockwürsten. Kein Scherz: Zu DDR-Zeiten wurden damit auch Bockwürste und Wiener erwärmt. Eine urbane Legende?

Die Waschmaschine WM 66 war Kult in der DDR. Allerdings bot sie längst nicht den Komfort der heutigen Haushaltsgeräte.
Die Waschmaschine WM 66 war Kult in der DDR. Allerdings bot sie längst nicht den Komfort der heutigen Haushaltsgeräte.DDR Museum Berlin
Die Waschmaschine WM 66 war zu DDR-Zeiten in vielen Haushalten zu finden. Heute ist sie reif für das Museum: Dieses Exemplar kommt aus dem DDR Museum Berlin.
Die Waschmaschine WM 66 war zu DDR-Zeiten in vielen Haushalten zu finden. Heute ist sie reif für das Museum: Dieses Exemplar kommt aus dem DDR Museum Berlin.DDR Museum Berlin

DDR-Starkoch erinnert sich an die berühmten Bockwürste aus der Waschmaschine

Nein! Koch Herbert Frauenberger, der zu DDR-Zeiten unter anderem im Hotel Metropol in Berlin und auf dem DDR-Luxusliner MS Arkona arbeitete, berichtet in seinem Buch „Bockwurst. Einfach Kult!“ von der berühmten Bockwurst in der Waschmaschine. Bei einem Sommerurlaub auf der Insel Rügen mit seiner Familie wollte er in der Nähe des Kap Arkona in einer Gaststätte einkehren. Fisch gab es gerade nicht, aber Bockwurst. „Unsere Augen wollten es kaum glauben, die Würste schwammen in einer handelsüblichen Waschmaschine Marke WM 66“, schreibt er. „Nutzte man nur die Heizfunktion und setzte das Wellenrad nicht in Betrieb, dann konnte man die als sehr robust mit langer Lebensdauer bekannte Maschine durchaus so zweckentfremden.“

Robust war sie tatsächlich, die Waschmaschine WM66. Die im VEB Waschgerätewerk Schwarzenberg herstellten Geräte hielten oft Jahrzehnte. Und blieb auch nach der Wende so populär, dass eine Firma eine modernisierte Version der Maschine noch bis in die 2000er-Jahre verkaufte. Und auch heute rumpeln die Maschinen ganz bestimmt noch in einigen Haushalten, auf Campingplätzen und in so mancher Laubenkolonie, nicht nur im Osten.

Haben auch Sie noch eine Waschmaschine WM66 – oder nutzen Sie andere Haushaltsgeräte aus der DDR? Lassen Sie es uns wissen! Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften unter wirvonhier@berlinerverlag.com.