Die Fernsehserie „Zur See“ gehört zu den bekanntesten TV-Produktionen der DDR, viele erinnern sich noch heute gern an die „MS Fichte“ und ihre Besatzung, deren Alltag in der Sendung gezeigt wurde. Doch nicht nur zu Wasser war man in der DDR-Zeit unterwegs! Erinnern Sie sich, dass es auch eine Serie namens „Treffpunkt Flughafen“ gab, die die Zuschauer in die Welt einer Interflug-Besatzung entführte. Eine der Hauptfiguren war Kommandant Werner Steinitz, der von Schauspieler Günter Naumann verkörpert wurde. Doch seine eigene Reise durch die Fernseh- und Filmwelt der DDR endete alles andere als schön. Wir erinnern an den Schauspiel-Star des Ostens und die Serie „Treffpunkt Flughafen“.
DDR-Fernsehen geht in die Luft: „Treffpunkt Flughafen“ begleitete eine Interflug-Crew
„Treffpunkt Flughafen“ wurde bereits in den Jahren 1985 und 1986 produziert, die erste Folge lief dann am 23. Februar 1986 im 1. Programm des DDR-Fernsehens. Die Sendung, die sich den Erlebnissen der Besatzung einer Interflug-Maschine widmet, gilt als Nachfolger der beliebten Serie „Zur See“, die auf dem Schiff „MS Fichte“ spielte. Nach der hohen See wollten die Fernseh-Macher der DDR also auch den Himmel erobern – und das kam beim TV-Publikum des Ostens gut an.
Acht Folgen von „Treffpunkt Flughafen“ wurden produziert und ausgestrahlt. Die erste, die den Titel „Landeanflug“ trug, drehte sich etwa um dem Copiloten Paul Mittelstedt (gespielt von Walter Plathe), der seine Prüfung ablegen muss, um die Pilotenlizenz zu erhalten. Doch gerade erst hat sich seine Verlobte von ihm getrennt. Mit Folgen: Mittelstedt ist unkonzentriert, versemmelt den Landeanflug. Kommandant Werner Steinitz (gespielt von Günter Naumann) fordert daraufhin, dass die Prüfung wiederholt wird, was einen Konflikt zwischen ihm und Mittelstedt auslöst. Wird es für die beiden ein Happy End geben – und wird die Freundschaft wieder gekittet?

Es folgten die Episoden „Heißer Tag in Cojimar“, „Mayday, Mayday“, „Das Lächeln einer Stewardess“, „Italienisches Zimmer – afrikanische Nacht“, „Eine Lektion für Paul“ und „Das Tor in den Wolken“. Mit der Folge „Ein neuer Start“ verschwand die Sendung dann leider wieder von den Bildschirmen. Hier wurde es dafür noch einmal dramatisch: Paul Mittelstedt soll gerade seine Ausbildung zum Kommandanten beginnen, als er sich bei einem Autounfall die Beine bricht. Um sie nicht zu belasten, trennt er sich von seiner Freundin Caroline. Wird der junge Mann jemals wieder als Pilot arbeiten können – und diese furchtbare Krise überwinden?
„Treffpunkt Flughafen“ wurde im Jahr 1986 in der DDR ausgestrahlt
Die Serie wurde nach dem Start im Februar 1986 jeden Sonntag ausgestrahlt, gab den Zuschauern völlig neue Einblicke in das Leben einer Interflug-Crew. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem kubanischen Fernsehen, wurde auch unter anderem in Kuba gedreht. Weitere Orte, an denen Szenen entstanden, waren Vietnam, Angola und natürlich die DDR. Als Nachfolger wurde für das Fernsehen übrigens die Sendung „Flugstaffel Meinecke“ produziert, die sich um eine Agrarfliegerstaffel drehte.
Günter Naumann, der in „Treffpunkt Flughafen“ den Kommandanten Werner Steinitz spielte, taucht gleich in mehreren Episoden der Sendung auf, blieb vielen Zuschauerinnen und Zuschauern im Gedächtnis. Für den DDR-Star war die Flughafen-Serie dabei längst nicht die einzige Produktion, für die er vor der Kamera stand. Er machte als junger Mann eigentlich eine Ausbildung zum Betonbauer, begann nach dem Zweiten Weltkrieg aber mit der Malerei und startete 1950 ein Schauspielstudium in Leipzig. Nach dem Abschluss stand er zuerst in der sächsischen Messestadt auf der Bühne, später auch am Berliner Ensemble. 1970 wechselte er zum Fernsehen.
Vor „Treffpunkt Flughafen“: Günter Naumann wurde mit „Fünf Patronenhülsen“ bekannt
Berühmtheit verschaffte ihm vor allem die DEFA-Produktion „Fünf Patronenhülsen“ und sein Auftritt als Chief in „Zur See“. Weitere Filme, an denen er mitwirkte, waren „Auf der Sonnenseite“, „Königskinder“ und „Die Abenteuer des Werner Holt“. Auch bei „Der Staatsanwalt hat das Wort“ war Günter Naumann vertreten. Ab dem Ende der 80er-Jahre übernahm er dann auch des Hauptmann Beck im „Polizeiruf 110“. Mehrere Fälle konnte er lösen, bis er Mitte der 90er-Jahre in den Ruhestand versetzt wurde – unfreiwillig, wie er selbst in Interviews immer wieder betonte.

Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler übernahmen damals den „Polizeiruf 110“ in Sachsen-Anhalt – offenbar, weil das Ermittlerteam verjüngt werden sollte. Günter Naumann sei gesagt worden, man wolle für ihn eine andere Aufgabe finden. Doch später sagte er: „Davon war plötzlich nicht mehr die Rede.“ Danach wurden die Rollen, die er bekam, weniger. Naumann hätte gern häufiger vor der Kamera gestanden, sein Können gezeigt. Aber: „Die Sender haben mich vergessen“, sagte er laut „SuperIllu“ immer wieder. Seine Frau erinnerte sich später, dass sich zu der Zeit sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte. „Die Arbeit war sein Lebenselixier. Er litt sehr unter der unwürdigen Art, wie man ihn abgeschoben hatte“, sagte sie gegenüber der Zeitschrift.

Star aus „Zur See“ und „Treffpunkt Flughafen“: Günter Naumann starb 2009 in Köpenick
Lange litt Naumann an einer Erkrankung am Herzen, viermal musste er sich Operationen unterziehen, bekam vier Bypässe und neue Herzklappen. Außerdem überstand er eine Krebserkrankung, bekam einen Schrittmacher eingesetzt. Ende Oktober 2009, kurz bevor der DDR-Star seinen 84. Geburtstag gefeiert hätte, ging es ihm plötzlich sehr schlecht. Seine Frau brachte ihn noch ins Krankenhaus. „In den letzten Tagen war er nicht mehr ansprechbar. Die Schwestern und Ärzte kümmerten sich so liebevoll um ihn. Sorgten dafür, dass er keine Schmerzen hat“, sagte seine Frau der „SuperIllu“.