Auch mit 80 hat Dagmar Frederic ihre große Klappe nicht verloren. Im großen Geburtstags-Interview spricht sie über Stress und die Liebe, die DDR und Erich Honecker. Und über Schönheitsoperationen: „Bevor ich einen Schönheitschirurgen bezahle, versaufe ich das Geld lieber“, sagt die Sängerin und Moderatorin, die heute am Dienstag Geburtstag feiert.
Dagmar Frederic wurde schon in der DDR zu einem Star der Unterhaltungsmusik wurde. Zu ihren bekannten Schlagern gehören Titel wie „Was halten Sie vom Tango“ und „Lass die Rosen nicht verblüh’n“. Als Dagmar Elke Schulz wurde sie am 15. April 1945 als Tochter des Tierpark-Direktors von Eberswalde geboren – kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs.
Dagmar Frederic: Entdeckt wurde sie von Heinz Quermann
Der legendäre Showmaster und Talentesucher Heinz Quermann entdeckte sie 1966 bei einem Casting für die Fernsehreihe „Herzklopfen kostenlos“. 1967 erhielt sie ein erstes Engagement am Berliner Friedrichstadtpalast.
An den Wänden ist kaum noch Platz, so viele Bilder von ihren Auftritten hängen bei Dagmar Frederic zu Hause. Auf den Aufnahmen lächeln neben ihr der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, und Boxer Henry Maske. Viele Show-Größen, darunter der junge Florian Silbereisen, sind bei ihr daheim zu sehen.
Die Entertainerin ist immer noch ein Energiebündel. „Das Wort Stress gibt es für mich nicht und freie Tage – drei, vier hintereinander – gefallen uns nicht.“ Bis Ende des Jahres seien 40 Auftritte geplant, sagt die Sängerin, die unter anderem bei Festen singt. Bühnenauftritte etwa in Dresden, Erfurt und an der Ostsee stehen bevor. Mit ihrem fünften Ehemann Klaus Lenk lebt Frederic in Berlin-Rahnsdorf.

Und der Umgang mit dem Alter? „An mir ist noch alles echt“, sagt sie lachend. Sie greift sich an die grauen Haarspitzen und die Wangen, meint dann ungeniert: „Bevor ich einen Schönheitschirurgen bezahle, versaufe ich das Geld lieber.“
Die Karriere der schlagfertigen wie eleganten Künstlerin, die erst eine Lehre als Apothekenhelferin in Eberswalde absolvierte und dann Musik an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin studierte, nahm nach ihren ersten Auftritten im Friedrichstadtpalast Fahrt auf. Jahrelang sang Frederic auch im Ausland Schlagerhits im Duett mit Siegfried Uhlenbrock („Du hast gelacht“, 1968) und spielte Musical-Rollen.
Heute ist sie „Daggi aus Deutschland“
Im DDR-Fernsehen moderierte sie ab 1973 populäre Unterhaltungssendungen, darunter mehrmals „Ein Kessel Buntes“ und „Serenade bei Kerzenschein“. Auch nach der Wiedervereinigung nahm sie CDs auf, moderierte TV-Shows im MDR und der ARD, lachte vom Cover der Zeitschrift „Super IIlu“.
„Dagmar Frederic gehört zu den großen Damen der deutschen Unterhaltungsszene. Gern wurde sie immer wieder als die Caterina Valente Ostdeutschlands bezeichnet“, sagt der Sänger und Moderator Wolfgang Lippert über sie.
Frederic steht zu ihrer Karriere in der DDR und Auftritten auch bei Staatsakten. Doch 35 Jahre nach der Wende sei sie heute doch die „Daggi aus Deutschland“ statt die „Valente des Ostens“.

Immer wieder wurde die Künstlerin mit dem Vorwurf der Staatsnähe in der DDR konfrontiert, gelegentlich wurde sie „auf persönlichen Wunsch von Erich Honecker“ besetzt. „Wir haben hier gelebt, wir haben hier gearbeitet, wir sind hier geblieben (...)“, sagt Opernsänger Jochen Kowalski in der MDR-Sendung „Legenden – Ein Abend für Dagmar Frederic“ anlässlich ihres 80. Geburtstags. „Dass sie bei Honecker besonders beliebt war, da kann sie ja nichts dafür.“
Nach einem Auftritt 2014 im Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds, bei dem die Entertainerin neben dem früheren DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker salutierte, hagelte es Kritik. Die Pose sei als Veralberung gemeint gewesen, hatte die Künstlerin damals betont. Zu der Zeit in der DDR sagt sie heute unter anderem: „Das war die Hälfte meines Lebens, und da stehe ich ja auch dazu.“
Zu Hause bewegt sich Dagmar Frederic meist barfuß
Zu Hause in Berlin-Rahnsdorf ist Frederic, die auf der Bühne hohe Schuhe und gern mal Pailletten trägt, nach wie vor meist barfuß. Auf der Treppe zum bunt geschmückten Garten zeigt sie auf ein Paar Schuhe – die einzigen flachen, die sie habe, sagt Frederic, die für Modedesigner Harald Glööckler vor Jahren in eleganter Robe und mit großem Hut auf dem Laufsteg posierte.
Zum 80. Geburtstag, den sie jetzt mit vielen Gästen aus Politik und Showbusiness feiern will, würdigt auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke ihre Karriere. „Bei Ihren Auftritten versammelten sich ganze Familien vor den Fernsehgeräten. Denn eins war klar: Dagmar Frederic tut gut“, hebt der SPD-Regierungschef hervor. „Das Scheinwerferlicht, die Showtreppe, die Bühne, das war und das ist noch immer Ihre Welt.“

Frederic plant weiter musikalische Projekte wie ein Bühnenprogramm mit ihrer Tochter Maxie, die als Kind schon Duette sang. Immer an ihrer Seite bei allen Auftritten ist ihr Mann Klaus (84), mit dem sie seit rund 23 Jahren verheiratet ist. „Er ist einfach der Ausgleichende und der Kluge. Und ich bin eben die, die steht morgens auf und hat schon die große Klappe.“ ■