Immer wieder zeigt die Sozial-Doku „Armes Deutschland“ Menschen, die mit wenig Geld auskommen müssen – und erzählt dabei immer wieder Geschichten, die viele traurig machen. Wie die von Seniorin Waltraud (80). Mehr als 40 Jahre lang arbeitete sie, doch nach dem Tod ihres Mannes kann sie von der kleinen Rente, die ihr bleibt, die eigene Wohnung nicht mehr bezahlen. Die Alternative: Die 80-Jährige will sich von den meisten Dingen trennen, dann in ein mobiles Mini-Haus auf einem Campingplatz ziehen.
„Armes Deutschland“: Rentnerin Waltraud (80) bleiben nur 300 Euro zum Leben
Der Rentnerin Waltraud aus „Armes Deutschland“ bleiben nach allen Abzügen nur rund 300 Euro zum Leben – und das, obwohl sie ein Leben lang gearbeitet hat. Schon in der vergangenen Woche berichtete „Armes Deutschland“ über den Fall. Sie arbeitete als Krankenschwester, fuhr später Lkw und zuletzt Taxi, bis sie 72 Jahre alt war. „Wenn man über 40 Jahre gearbeitet hat, denkt man, dass ausgesorgt ist“, sagt sie. „Man hat genug eingezahlt – aber was man rauskriegt, ist fürchterlich.“ Das Leben in ihrer Wohnung könne sie sich nun nicht mehr leisten. „Deshalb steige ich aus“, sagt Waltraud.
Mit der Hilfe ihrer Tochter kaufte sie sich ein kleines, mobiles Haus, bezahlte an der holländischen Grenze 10.000 Euro dafür. 25 Quadratmeter groß ist das Häuschen, das entfernt an ein Wohnmobil erinnert. Drinnen sind auch eine kleine Küche und eine Waschmaschine. Mit dem Haus will sie nun auf einen Campingplatz ziehen. Nach und nach muss sich Waltraud von vielen Dingen aus ihrem Besitz trennen. Bitter: Die Möbel, die sie gehegt und gepflegt hat, will sie verkaufen, doch sie wird sie nicht los. Dabei wären 20 Euro für ein Schränkchen viel Geld. „Das ist ein halber Wocheneinkauf, ich brauche ja nicht viel“, sagt sie.
Ich kann eigentlich nirgends hin. Es kostet überall Eintritt, man trinkt was, man isst was, geht nicht. Dann bleibe ich zu Hause und gucke Fernsehen.
„Armes Deutschland“: Armut treibt Rentnerin Waltraud (80) in die Einsamkeit
Durch das Leben im Minihaus hofft sie, dass zukünftig mehr Geld übrig bleibt. Denn aktuell sei es für sie beispielsweise nicht möglich, mit Freunden in ein Café zu gehen und einen Eisbecher zu essen. „Beschissen, ganz ekelhaft“ nennt sie das Leben mit so wenig Geld. „Ich kann eigentlich nirgends hin. Es kostet überall Eintritt, man trinkt was, man isst was, geht nicht. Dann bleibe ich zu Hause und gucke Fernsehen.“ Das Leben mit wenig Geld treibt sie also auch in die Einsamkeit. Auch das soll sich ändern, wenn sie in ihr Minihaus zieht.

Für ihr Minihaus hatte sie bereits einen Stellplatz, der vom Besitzer noch betoniert werden sollte, um mehreren solchen mobilen Wohnhäusern Unterschlupf zu gewähren. Doch der Eigentümer überlegte es sich anders. Das Problem: In ein paar Wochen läuft der Mietvertrag aus, also muss schnell ein neuer Platz her. Eine Option ist ein Campingplatz im Pfälzer Wald – den „Ochsenbuschpark“ will die Seniorin zu ihrem künftigen Zuhause machen. Auch ihre Tochter besitzt ein solches Minihaus, will mit ihrer Mutter gemeinsam auf dem Platz wohnen, Seite an Seite. Aber: Wird es hier mit einem Plätzchen für gleich zwei Häuser klappen?
Wohnung zu teuer: Waltraud aus „Armes Deutschland“ zieht auf den Campingplatz
Im Gespräch mit Platz-Chefin Annemiek Merger (37) bittet sie um Obdach – und die zeigt sich bedrückt. „Ich finde es traurig, das tut mir eigentlich weh“, sagt sie. „Sie hat immer gearbeitet.“ Es könne nicht sein, dass man im Rentenalter auf der Straße stehen muss, weil man sich die Wohnung nicht mehr leisten kann. „Das verstehe ich nicht.“ Die Erleichterung kommt bei der Besichtigung: Die Rasenfläche, auf der das Haus stehen könnte, ist groß genug. Rund 1900 Euro soll der Platz pro Jahr kosten – inklusive Strom und Wasser und für beide Minihäuser. Kein Vergleich zur Miete der bisherigen Wohnung – pro Monat bekommt Waltraud 1000 Euro Rente, knapp die Hälfte geht allein für die Miete drauf.
Dich 80-Jährige ist erleichtert: Dass sie den Platz bekommen hat, bedeutet vor allem, dass sie ein neues Leben mit weniger finanziellen Sorgen beginnen kann. Mitleid für ihr Leben mit wenig Geld möchte die Seniorin übrigens nicht. „Es geht vielen Leuten so“, sagt sie. Nur hätten viele nicht den Mut, sich öffentlich so zu zeigen, wie sie bei „Armes Deutschland“. Für Waltraud ist es eine Schande, dass das Rentensystem in Deutschland nicht mehr funktioniere, sagt sie. Denn auch arbeiten kann sie in ihrem Alter nicht mehr. Niemand habe sie zum Schluss mehr einstellen wollen, weil sie mit 80 Jahren eine Unfallgefahr darstelle. Wie es mit Waltraud und ihrem Minihaus-Projekt weitergeht, erfahren die Zuschauer bei „Armes Deutschland“ jeden Dienstag um 20.15 Uhr bei RTL zwei. ■
Geht es Ihnen ähnlich wie Rentnerin Waltraud S. – und wollen Sie Ihre Geschichte erzählen? Schreiben Sie uns an wirvonhier@berlinerverlag.com. Wir freuen uns über Ihre Nachricht! ■