Schlimmes Schicksal

Waltraud (80) aus „Armes Deutschland“: Rente reicht nicht – nach 40 Jahren Arbeit!

Die Rentnerin aus Ludwigshafen war Krankenschwester, fuhr Taxi und Lkw. Heute reicht das Geld nicht mal für einen Eisbecher im Café.

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Rentnerin Waltraud hat 40 Jahre lang gearbeitet – doch das, was von ihrer Rente nach Abzug der Miete bleibt, reicht nicht zum Leben.
Rentnerin Waltraud hat 40 Jahre lang gearbeitet – doch das, was von ihrer Rente nach Abzug der Miete bleibt, reicht nicht zum Leben.RTLZwei

Sie hat ihr Leben lang gearbeitet, doch nach 40 Jahren Schufterei reicht die Rente nicht zum Leben: Das Schicksal von Waltraud aus Ludwigshafen wird am Dienstagabend etliche Menschen in ganz Deutschland bewegen. Die 80-Jährige gehört zu den Protagonisten einer neuen Ausgabe von „Armes Deutschland“, einer Sozial-Doku, die Menschen begleitet, die an der Armutsgrenze leben. Waltrauds Geschichte schockiert: Sie verlor ihren Mann – und weil die Rente nach Jahrzehnten der Arbeit nicht reicht, muss sie ihre Wohnung aufgeben.

„Armes Deutschland“: So viel Geld bleibt Waltraud (80) von ihrer Rente

Rentnerin Waltraud S. lebt nach Abzug ihrer Miete von 595 Euro Rente im Monat. „Das Leben in meiner Wohnung kann ich mir nicht mehr leisten. Deshalb steige ich jetzt aus“, sagt sie. Die harte Wahrheit: Um sich ein normales Leben zu finanzieren, ist nicht genug Geld da, obwohl Waltraud ihr Leben lang arbeitete. Mal als Krankenschwester, mal als Lkw- oder Taxifahrerin. „Wenn man über 40 Jahre gearbeitet hat, denkt man, dass ausgesorgt ist. Man hat genug ausgezahlt – aber was man rauskriegt, ist fürchterlich.“

Sie könne sich nichts Besonderes mehr erlauben, selbst der Besuch im Café mit Freunden sei kaum zu stemmen. „Eisessen geht schon gar nicht, das ist schweineteuer geworden.“ Zu Beginn der Rentenzeit arbeitete sie sogar noch. Bis zur Corona-Zeit fuhr sie Taxi, als das nicht mehr ging, gab sie Backkurse für Kinder. Doch als die Pandemie kam, war Schluss. Um sich die Rente aufzubessern, würde sie gern weiter arbeiten. „In meinem Alter ist es schlecht, irgendwas zu kriegen. Ich bin eine Unfallgefahr. Das ist eine ganz komische Ausrede.“ Bevor sie das Alter gesagt habe, habe man sie einstellen wollen – doch als sie sagte, dass sie 80 sei, sei Schluss gewesen.

Waltraud aus „Armes Deutschland“ will ihre Wohnung aufgeben, weil das Geld nicht reicht. Sie zieht in ein mobiles Zuhause, ein kleines Haus auf Rädern.
Waltraud aus „Armes Deutschland“ will ihre Wohnung aufgeben, weil das Geld nicht reicht. Sie zieht in ein mobiles Zuhause, ein kleines Haus auf Rädern.RTLZwei

Rente reicht nicht: Waltraud aus „Armes Deutschland“ muss ihre Wohnung aufgeben

Doch die finanzielle Lage wird ohne Nebenjob nicht leichter. Waltraud bekommt etwas mehr als 1000 Euro Rente, die knappe Hälfte davon geht allein für die Miete drauf. 50 Quadratmeter groß ist ihre Wohnung, die sie sich nun nicht mehr leisten kann. „Ich habe schon angefangen zu packen, ich ziehe aus. Es ist mir zu teuer, ich kann das nicht mehr verkraften.“ Auch, weil sie keinen Mann mehr hat: Der Vater ihrer Kinder verstarb bereits. Zur Miete kämen noch Versicherungen, selbst hier hat sie nur das, was wirklich erforderlich ist, sagt sie. „Ist nicht viel für jemanden, der genug hat. Aber ich habe es nicht.“

Wenn man über 40 Jahre gearbeitet hat, denkt man, dass ausgesorgt ist. Man hat genug eingezahlt – aber was man rauskriegt, ist fürchterlich.

Rentnerin Waltraud (80) in „Armes Deutschland“

Doch jammern will sie nicht, sagt Waltraud S. „Es geht vielen Leuten so. Nur haben die nicht das Herz, öffentlich aufzutreten und zu sagen: Es reicht uns.“ Für sie ist es eine Schande, dass das Rentensystem in Deutschland nicht mehr funktioniere. „Es geht einfach nicht mehr.“ Für die 80-Jährige beginnt mit ihrer Entscheidung, in ein neues Zuhause zu ziehen, ein völlig neues Leben. Denn es handelt sich nicht etwa um eine Wohnung, sondern um einen mobilen Wohncontainer, eine Art Tiny House. 25 Quadratmeter groß, kleine Küche, Waschmaschine.

Waltraud (80) wünscht sich, dass am Monatsende mal Geld übrig bleibt

Auf die Idee sei auch ihre Tochter gekommen. „Ein Wohnwagen wäre zu klein, aber das mobile Wohnen finde ich ganz toll.“ Das kleine Haus steht auf Rädern, kann bewegt werden. An der holländischen Grenze fand sie das kleine Haus, zahlte dafür 10.000 Euro, dazu 1300 Euro für den Transport. „Meine Tochter und mein Schwiegersohn haben das für mich übernommen – und ich denke, dass ich noch eine ganze Zeit etwas davon zurückzahlen kann.“

Sie kann den Tag nicht abwarten, aus ihrer Wohnung zu ziehen, sagt sie im Interview bei „Armes Deutschland“. Denn dann werden die finanziellen Probleme weniger – und Waltraud S. kann sich am Ende des Monats vielleicht darüber freuen, auch mal etwas Geld übrigzuhaben. Das Schicksal von Waltraud S. – es ist nur eines von vielen in Deutschland. Wie sie in ihrem neuen Haus ankommt, sehen die Zuschauer von „Armes Deutschland“ jeden Dienstag um 20.15 Uhr bei RTL zwei.

Geht es Ihnen ähnlich wie Rentnerin Waltraud S. – und wollen Sie Ihre Geschichte erzählen? Schreiben Sie uns an wirvonhier@berlinerverlag.com. Wir freuen uns über Ihre Nachricht!