Anders als in den Jahren zuvor hisst der Bundestag in diesem Jahr keine Regenbogenflagge zum großen CSD-Umzug in Berlin. Keine Fahne auf dem Dach des Reichstags? Dann eben eine riesige davor, dachten sich zwei Aktivistinnen aus der queeren Community. Am Freitagabend rollten sie eine 400 Quadratmeter große Regenbogenflagge auf dem Rasen vor dem Reichstagsgebäude aus. Quasi als Auftakt zum großen CSD-Wochenende. Alles, was sie dazu wissen müssen, lesen Sie hier.
Vor rund 80 Teilnehmern sprach vor dem Reichstag auch die Starterin der Petition „Bunt statt grau: Die Regenbogenflagge am CSD muss wehen!“, die schon mehr als 230.000 Menschen unterschrieben haben. Hintergrund: die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), am Bundestag anders als in den Vorjahren keine Regenbogenflagge zu hissen.
Das Motto vom CSD 2025: „Nie wieder still!“
Die Bundesratspräsidentin und saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) hatte am Freitagvormittag mitgeteilt, dass am Bundesratsgebäude hingegen die Regenbogenflagge zum Christopher Street Day (CSD) gehisst werde.
Zum diesjährigen Berliner CSD werden wieder Hunderttausende Menschen erwartet. Der Demonstrationszug mit über 80 Wagen und 100 Fußgruppen zieht ab Mittag von der Leipziger Straße in Schöneberg bis zum Brandenburger Tor.
Wie das CSD-Motto in diesem Jahr lautet: „Nie wieder still!“. „Wir hören nicht auf, bis alle gehört werden!“, erklären die Veranstalter. Unter diesem Leitsatz reiht sich der Berliner CSD in das bundesweite Motto „Nie wieder still!“ ein. „In einer Zeit, in der die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte infrage gestellt werden und die Angriffe auf die queere Community zunehmen, bleibt der Protest auch in diesem Jahr unverzichtbar“, heißt es.
Wann die CSD-Demonstration startet: Die Demonstration beginnt um 12 Uhr an der Leipziger Straße, Ecke Charlottenstraße. Die ersten Fahrzeuge erreichen die Abschlusskundgebung voraussichtlich gegen 15.30 Uhr, gegen 19 Uhr sollen die letzten Wagen ankommen. Bis in den späten Abend findet am Brandenburger Tor die Abschlusskundgebung statt.

Wo die Strecke lang führt: Über Potsdamer Platz, Bülowstraße, Nollendorfplatz, Kleiststraße, Lützowplatz, Klingelhöferstraße, Großer Stern, Straße des 17. Juni bis zum Brandenburger Tor.
Wer alles auf die Strecke geht: An den Start gehen Dutzende Fußgruppen und 81 Wagen – darunter Wagen von Vattenfall, Rewe und Commerzbank. Mit dabei sind auch die Evangelische Kirche Berlin, das Regenbogennetzwerk der BVG, die Botschaften der Benelux-Länder, die Schwulenberatung Berlin und Zalando.
Für Autofahrer: Diese Straßen sind abgesperrt
Welche Straßen alles gesperrt sind: Bereits seit Donnerstag sind die Straße des 17. Juni zwischen der Siegessäule und dem Brandenburger Tor dicht. Gleiches gilt für die Ebertstraße zwischen Scheidemannstraße und Behrenstraße sowie die Yitzhak-Rabin-Straße.
Am Samstag von 6 bis 24 Uhr ist auch die Leipziger Straße zwischen Charlottenstraße und Axel-Springer Straße (Aufstellungsbereich für den Umzug) komplett gesperrt. Von 12 Uhr bis Sonntag, 3 Uhr, wird auch die Scheidemannstraße/John-Foster-Dulles-Allee zwischen Yitzhak-Rabin-Straße und Große Querallee für Autofahrer abgesperrt. Außerdem der Bereich Großer Stern inklusive der zuführenden Straßen Straße des 17. Juni ab Bachstraße, Altonaer Straße, Bartningallee ab Flensburger Straße, Paulstraße, Spreeweg und Hofjägerallee ab Tiergartenstraße.
Wie das Wetter wird: Laut wetter.com scheint Petrus mitzuspielen. Zum ersten Mal seit Tagen wird kein Regen vorhergesagt. Von 12 bis 18 Uhr soll es mehr Sonne als Wolken geben – bei 23 Grad. Auch abends liegt die Regenwahrscheinlichkeit bei 0 Prozent.

Wo nach dem Umzug weiter gefeiert wird: Die „Mainparty – House of Pride“ steigt ab 21 Uhr auf fünf Floors im Ritter Butzke (Ritterstraße 24-27, Kreuzberg). Auch hier wird gefeiert: Der Maaya Pool Club auf dem RAW-Gelände (Revaler Straße 99, Friedrichshain) wird am Samstag ab 21 Uhr zur „Girls Town“, das Weekend (Alexanderstraße 7, Mitte) ab 21 Uhr zum „Queer Garten“.
Wo Freitag und Sonntag vor- und nachgefeiert wird: Das CSD-Wochenende startet Freitagnacht um 22 Uhr mit dem „Revolver Opening“ im Club Ost (Alt-Stralau 1-2, Friedrichshain). Und am Sonntag klingt das Wochenende ab 13 Uhr mit der „Paradiso Sunday Pool Party“ im Maaya Pool Club aus.
Am Schöneberger Ufer demonstrieren Rechtsextreme gegen den CSD
Wo Gegendemonstrationen angemeldet sind: Am Schöneberger Ufer ist von 11.30 bis 15 Uhr eine rechtsextreme Kundgebung gegen den CSD angemeldet, die Anmelderin erwartet 400 Teilnehmer. Motto der Demo: „Gemeinsam gegen den CSD-Terror“. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht anlässlich des Berliner Christopher Street Days von einer neuen Gefahr durch rechtsextreme Gewalt.
Die GdP erwarte einen „absoluten Großeinsatz“, wie der Sprecher des Landesverbands Berlin, Benjamin Jendro sagt. In diesem Jahr müssten sicherheitsrelevante Fragen geklärt werden, „die vor Jahren noch keine Rolle gespielt haben“, erklärt er. Die Polizei sehe gerade aus dem rechtsextremistischen Millieu immer häufiger gezielte Gewalttaten gegen die queere Community, durch unberechenbare Einzeltäter oder organisierte Gruppen, die extra etwa nach Berlin reisen würden (mit dpa).