Nur noch von drüben

Sicht im Osten weg: Berliner Fernsehturm ist jetzt ein Wessi!

Es sind schon zwei Wolkenkratzer am Alexanderplatz, die uns im Osten die Sicht auf den Fernsehturm nehmen. Im Westen ist man fein raus.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Jetzt hat der neue Wolkenkratzer am Alex den Berliner Fernsehturm fast komplett geschluckt. Es bleibt nur noch die Spitze.
Jetzt hat der neue Wolkenkratzer am Alex den Berliner Fernsehturm fast komplett geschluckt. Es bleibt nur noch die Spitze.Norbert Koch-Klaucke

Bisher galt er als standhafter Ossi. Der Berliner Fernsehturm, der 1969 als höchstes Wahrzeichen der damaligen DDR-Hauptstadt eröffnet wurde, ist jetzt ein Wessi!

Denn es ist jetzt das passiert, was schon seit Wochen zu befürchten war. Ein Wolkenkratzer-Neubau am Berliner Alexanderplatz hat in diesen Tagen seine endgültige höchste Position erreicht und lässt den 368 Meter hohen Fernsehturm aus dem östlichen Blickwinkel für immer verschwinden. Man muss sich schon westwärts bewegen, wenn man den Fernsehturm in seiner kompletten Statur wieder sehen will.

Unter anderem geht es um die prominente Sichtachse an der Kreuzung Memhardstraße/Karl-Liebknecht-Straße. Diese Ecke war die vor allem für Touristen ein beliebter Foto-Hotspot von der Ost-Seite auf den Fernsehturm. Ein anderes Bauwerk verdeckt nun die Sicht: Der Wolkenkratzer, der seit Monaten am Kaufhaus Galeria am Alexanderplatz gigantisch in die Höhe wächst – sogar höher als ursprünglich geplant.

Im Westteil Berlins hat man eine Super-Sicht auf den Fernsehturm am Alexanderplatz.
Im Westteil Berlins hat man eine Super-Sicht auf den Fernsehturm am Alexanderplatz.Stephan Dost/imago

Bei 134 Metern sollte bei dem Bau des Hochhauses eigentlich Schluss sein. Doch es gab zwei Änderungen. Mit behördlicher Genehmigung wurde der Bau auf 146 Metern erhöht – und die sind jetzt erreicht. Mit dem Ergebnis: Wen man Glück hat, kann man von besagtem Foto-Hotspot gerade einmal die Fernsehturmspitze sehen. Der Rest ist weg!

Fernsehturm: Vom Pankow-Zubringer ist er kaum noch zu sehen

Aber auch an anderen Standorten im Osten Berlins ist der Fernsehturm nicht mehr in seiner kompletten Schönheit zu sehen. Etwa von der A114 aus. Wenn man mit dem Auto von dort in Richtung Prenzlauer Berg in die Stadt hineinfuhr, grüßte einem einst aus der Ferne der Fernsehturm in seiner ganzen Pracht. Nun ist es der Wolkenkratzer.

Vom ehemaligen Flughafen Tempelhof im Westen Berlins kann man wunderbar auf den Fernsehturm schauen. Der störende Wolkenkratzer wirkt hier wie ein Bauzwerg.
Vom ehemaligen Flughafen Tempelhof im Westen Berlins kann man wunderbar auf den Fernsehturm schauen. Der störende Wolkenkratzer wirkt hier wie ein Bauzwerg.Emmanuele Contini/imago

In so einigen östlichen Kiezen wird man deshalb Trauer schieben. Sah man einst noch vom Balkon oder den Fenstern aus den Fernsehturm, müssen sich so manche Berliner jetzt mit dem davorgeschobenen Wolkenkratzer die Sicht auf das Berliner Wahrzeichen vermiesen lassen.

Wer im Westen Berlins wohnt, ist in puncto Fernsehturm auf der besseren Seite. Von Kreuzberg, Tiergarten oder Moabit darf man sich weiter an dem Wahrzeichen ohne Blickstörungen satt sehen. Dies gilt auch für die Berliner aus dem Ostteil, die „westwärts“ vom Fernsehturm wohnen.

Auf der Computer-Animation ist von Friedrichshain aus der Blick durch den Wolkenkratzer auf dem Fernsehturm getrübt.
Auf der Computer-Animation ist von Friedrichshain aus der Blick durch den Wolkenkratzer auf dem Fernsehturm getrübt.Commerz Real

Zurück zu unserem Foto-Hotspot im Alexanderplatz-Nähe: Ein paar Schritte in Richtung Westen auf der Karl-Liebknecht-Straße, dann ist der Fernsehturm wieder da – allerdings mit dem Wolkenkratzer in der Nähe. Das ist auch ein sehr gewöhnungsbedürftiger Blick.

Jetzt schluckt der nächste Wolkenkratzer den Fernsehturm

Aber mit der Sicht auf den Fernsehturm wird es eh noch auf der Ost-Seite schlimmer. Denn der zweite Wolkenkratzer, der auf dem Alex entsteht, wird auch für Beeinträchtigungen sorgen. Gemeint ist das sogenannte Covivio-Hochhaus (134 Meter).

Auch der Bau des Covivio-Hochhauses auf dem Alexanderplatz lässt aus östlicher Sicht den Fernsehturm verschwinden.
Auch der Bau des Covivio-Hochhauses auf dem Alexanderplatz lässt aus östlicher Sicht den Fernsehturm verschwinden.Olaf Schuelke/imago

Der Bau des Fundaments brachte 2022 den Bahnhofstunnel der U-Bahnlinie U2 gefährlich ins Schwanken. Nun nimmt uns auch dieser Wolkenkratzer mit dem jetzt entstehenden Sockelbau  die Sicht auf den Fernsehturm. Von der Bernhard-Weiß-Straße und der Otto-Braun-Straße aus schwindet bereits immer mehr der Blick auf das Wahrzeichen.

Dabei sollte man doch aus allen Himmelsrichtungen ungestört auf den Fernsehturm schauen können. Daher sollten Wolkenkratzer, die am Alexanderplatz entstehen, nicht die Höhe des Hotels Park Inn (130 Meter) überschreiten. Das hatte 2018 die damalige Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) so beschlossen. Der Grund: Die Wolkenkratzer  sollten nicht den Blick auf den Fernsehturm verdecken. Genau das passiert aber jetzt, weil Lompschers Nachfolger die Pläne änderten.