Verbotene Parole

UPDATE+++Schon wieder auf der Berlinale: Israel-Kritik in der Urania!

Bei einer Berlinale-Veranstaltung am Wochenende wurde die verbotene Parole „From the River to the Sea“ skandiert. Im Netz läuft das Video dazu.

Author - Karim Mahmoud
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Der Moment, in dem die israelkritische Äußerung auf der Bühne fällt.
Der Moment, in dem die israelkritische Äußerung auf der Bühne fällt.X

Die 75. Berlinale soll eigentlich ein Fest der Kunst und des internationalen Austauschs sein, doch stattdessen geraten die Internationalen Filmfestspiele schon wieder in die Schlagzeilen – wegen eines Vorfalls auf der Bühne.

Während einer Veranstaltung in der Urania wurde die verbotene Parole „From the River to the Sea“ skandiert. Zuvor war eine Erklärung des iranischen Schauspielers Erfan Shekarriz verlesen worden, der das Festival boykottiert. Shekarriz ließ den chinesischen Regisseur Jun Li die Erklärung vortragen. Darin wirft der Schauspieler Deutschland vor, einen Genozid an den Palästinensern zu unterstützen.

„Während Sie diesen Film sehen, ersticken Millionen von Palästinensern unter dem brutalen, vom Westen finanzierten, Siedlerkolonialismus Israels“, heißt es in der Rede von Erfan Shekarriz: „Die deutsche Regierung und ihre Kultureinrichtungen, einschließlich der Berlinale, tragen in der einen oder anderen Form zur Apartheid, zum Völkermord und zur brutalen Tötung und Auslöschung des palästinensischen Volkes bei.“

Damit nicht genug: Mitten in der Rede fiel die Parole, die die Existenz Israels infrage stellt – ein Tabubruch, der für Empörung sorgte. Aber auch für Jubel im Saal.

Die Berlinale ist ja längst nicht mehr nur ein Schauplatz für cineastische Meisterwerke, sondern zunehmend auch ein Ort politischer Debatten. Nur, wo verläuft die Grenze zwischen Meinungsfreiheit und Hetze?

Die Äußerungen, die in der Urania gemacht wurden, überschritten für manche die rote Linie. Kritiker werfen den Verantwortlichen vor, nicht rechtzeitig eingegriffen zu haben, als die umstrittenen Sätze fielen.

Der Zentralrat der Juden zeigte sich empört: „Dass zu Hamas-Parolen Beifall aufbraust, macht fassungslos“, heißt es auf X: „Der Zentralrat hat vor der #Berlinale2025 das Gespräch zu den Veranstaltern gesucht. Wir waren uns einig, wie mit diesem klaren Israelhass und israelbezogenen Antisemitismus umzugehen ist. Wir gehen davon aus, dass ein solches Verhalten entsprechend sanktioniert wird.“

Nicht der erste Skandal – die Berlinale im Kreuzfeuer der Kritik

Der Vorfall reiht sich ein in eine Reihe von erregten Debatten, die die Berlinale bereits führte. Schon im vergangenen Jahr hatte es israelkritische Äußerungen auf der Bühne gegeben. Und erst vor wenigen Tagen stand das Festival wegen einer kontroversen Diskussion um israelkritische Positionen wieder unter Beschuss.

Nach der Berlinale-Eröffnungsgala am vergangenen Donnerstag, bei dem es seitens der schottischen Schauspielerin Tilda Swinton zu indirekten Vorwürfen gegen Trump und die Nahostpolitik Israels kam, hatte es bereits hitzige Wortgefechte gegeben. Nun sorgt die neuerliche Eskalation für die nächsten Spannungen.

Reaktionen auf den Vorfall ließen nicht lange auf sich warten. Weitere Teilnehmer auf X verurteilten die Äußerungen scharf: „Wie kann es sein, dass so etwas auf einem der wichtigsten Filmfestivals der Welt passiert?“, fragt ein User.

Die Festivalleitung um Tricia Tuttle steht nun unter Druck. Tuttle bedauert den Vorfall in der Urania außerordentlich und teilte mit: „Wir haben unsere Gäste im Vorfeld darauf hingewiesen, welche politischen Äußerungen besonders sensibel und welche möglicherweise strafbar sind.“ Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts Berlin ermittelt in der Sache. ■