Berlin weitet die Parkzonen aus. Autofahrer müssen ab sofort in immer mehr Stadtteilen tief in die Tasche greifen, wenn sie ihr Fahrzeug abstellen wollen. Im beliebten Kreuzberger Graefekiez und rund um den Oranienplatz wird seit dem 1. Oktober kräftig zur Kasse gebeten. Aber warum eigentlich nicht in Berlins Bonzen-Bezirken?
Drei Euro pro Stunde kostet das Parken jetzt in Berlin-Kreuzberg – und zwar täglich von 9 bis 22 Uhr. Wer als Anwohner sein Auto weiter vor der Haustür parken möchte, braucht eine Vignette. Für zwei Jahre kostet der Aufkleber zwar „nur“ 20,40 Euro, aber die steigende Zahl der bewirtschafteten Zonen sorgt in der Stadt für Diskussionen.
Man fragt sich, wieso eigentlich? Sollen etwa nur die Bewohner einiger Bezirke fürs Parken blechen? Das wäre ungerecht. Es reicht schon, dass die Bonzen-Bezirke im Südwesten und Westens Berlins, aber auch die Bonzen-Bezirke im Südosten und Norden (Pankow) von umfangreicher Parkraumbewirtschaftung verschont geblieben sind, was ein Skandal ist.
Mit den zwei neuen Kreuzberger Bereichen steigt die Zahl der kostenpflichtigen Parkzonen in Berlin jedenfalls auf 84, schreibt RBB24. In diesem Jahr allein seien fünf zusätzliche Zonen eingeführt worden – vor allem in den besonders dicht bewohnten und beliebten Gegenden der Hauptstadt.
Seit einem Monat wird bereits im Reichenberger Kiez und rund um den Lausitzer Platz kassiert. Und auch der Neuköllner Norden macht mit: Im Reuterkiez, im Donaustraßen-Kiez und rund um die Weserstraße sind die Parkplätze ebenfalls kostenpflichtig.
Parkplatz-Abzocke nicht in Steglitz-Zehlendorf
Wie schon gesagt: Vor allem innerhalb des S-Bahnrings haben die Bezirke neue Parkzonen eingeführt. Außenbezirke wie Spandau, Pankow und Steglitz-Zehlendorf sind dabei vergleichsweise zurückhaltend. Während es im Wedding um den Soldiner Kiez mit zwei Euro pro Stunde noch verhältnismäßig günstig ist, sind die Preise in Mitte oder Friedrichshain-Kreuzberg rund um die Leipziger Straße oder im angesagten Kreuzberg bereits bei vier Euro pro Stunde angekommen.

Und es kommt noch dicker: Bis Jahresende sollen neun weitere Parkzonen in der Hauptstadt eingeführt werden. Besonders in Charlottenburg-Wilmersdorf wird es ab dem 1. Dezember ernst – gleich sieben neue Zonen werden hier die Parkgebührenpflicht weiter ausdehnen.
- Schloßstraße
- Klausenerplatz
- Schloßgarten
- Tegeler Weg
- Kaiserin-Augusta-Allee
- Alt-Lietzow
- Richard-Wagner-Straße
Autofahrer in Berlin müssen sich also auf noch mehr kostenpflichtige Parkplätze einstellen – die Zeiten des kostenlosen Parkens in der Hauptstadt scheinen endgültig vorbei. Denn jetzt will auch Tempelhof-Schöneberg mitkassieren. Bis spätestens Anfang Februar sollen hier gleich zwei neue kostenpflichtige Parkzonen entstehen – eine rund um das St.-Joseph-Krankenhaus und eine weitere an der Manfred-von-Richthofen-Straße. Damit wird der Bezirk weiter aufrüsten, um dem wachsenden Parkdruck Herr zu werden.
Die Bonzen-Bezirke von Berlin müssen nicht fürs Parken blechen
Doch während Tempelhof-Schöneberg aufs Gas drückt, gerät Neukölln ins Stocken. Eigentlich waren auch hier weitere Parkzonen geplant, doch jetzt ist die Einführung in der Schwebe. Grund dafür sind finanzielle Engpässe, so RBB24, und die führen zu fehlenden Parkscheinautomaten. Aus dem Bezirksamt heißt es, dass die Kürzungen des Senats die Anschubfinanzierung für diese Zonen zunichtemachten. Wann Autofahrer hier zur Kasse gebeten werden, bleibt also ungewiss. Sicher zur Freude der Autofahrer in dieser Gegend Berlins.

Ganz anders sieht es im Bezirk Mitte aus, der mit einer echten Neuheit für Nachrichten sorgt: Rund um den Gendarmenmarkt wird ab sofort eine Höchstparkdauer eingeführt, die in Berlin ihresgleichen sucht. Wer hier keinen Anwohnerausweis hat, darf nur noch maximal vier Stunden parken – danach droht das Abschleppkommando. Der Grund? Der Parkdruck sei einfach zu hoch, die Konkurrenz um die wenigen Stellplätze zwischen Kurz- und Langzeitparkern eskaliere, so das Bezirksamt.
Für Anwohner mit Vignette gilt die Begrenzung nicht. Doch Langzeitparker, die das Limit deutlich überschreiten, müssen ab sofort nicht nur mit saftigen Strafen, sondern auch mit einer kostenpflichtigen Umsetzung ihres Fahrzeugs rechnen.
Die Ausweitung der kostenpflichtigen Parkzonen sorgt in der Berliner Politik für gemischte Reaktionen. Während SPD-Vertreter Tino Schopf die Maßnahmen ausdrücklich befürwortet und sie als Anreiz für Pendler sieht, endlich auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen, hagelt es von der CDU Kritik. Johannes Kraft, verkehrspolitischer Sprecher der Christdemokraten, moniert, dass einige Bezirke bei der Einführung der Parkzonen zu schnell und zu lasch vorgehen würden – die Argumente für diese Maßnahmen seien seiner Meinung nach oft nicht überzeugend genug.
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