Die Zwangsräumung geht im SEZ an der Landsberger Allee in Berlin-Friedrichshain dem Ende entgegen. Doch kaum hat das Land Berlin das Sport- und Erholungszentrum nun auch physisch im Besitz, stellt Bausenator Christian Gaebler (SPD) die Weichen schon in Richtung SEZ-Abriss. Nach seiner Ansicht gibt es in Berlin keinen Bedarf für ein Spaßbad.
Gaebler sieht keine Chance für einen Erhalt des SEZ. Stattdessen bleibt er dabei, dass auf dem Areal unter anderem Wohnungen gebaut werden sollen. „Mir ist bisher nicht bekannt, dass der Bedarf an Spaßbädern gestiegen ist und der Bedarf an Wohnungsbau zurückgegangen ist“, sagte der Bausenator am Dienstag nach einer Sitzung des Senats. „Insofern sehe ich keinen Anlass für eine Änderung des Bebauungsplans.“
Möglich wäre für Gaebler nur, Teile des einstigen DDR-Spaßbades zu erhalten. „Wir müssen sehen, ob wir Elemente des SEZ in die neue Bebauung integrieren können. Aber sicherlich werden wir das SEZ nicht so erhalten können, wie es jetzt da steht“, sagt der Bausenator. „Wir werden Sport und Freizeit integrieren in die neue Bebauung.“ Das sei mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM), die für den Wohnungsbau zuständig ist, auch so abgesprochen.

Das Problem: Keiner beim Land Berlin will wirklich das SEZ als Schwimmbad und Sport-Freizeitstätte haben. Die WBM wäre mit so einem Betrieb auch überfordert, erklärten vor kurzem Bau-Experten. Auch die Berliner Bäderbetriebe reißen sich nicht um das SEZ. Sie waren vor über 20 Jahren sogar froh darüber, dass das DDR-Spaßbad aus ihrem Besitz ging – wegen hoher Betriebskosten, die in die Millionen ging.
Schon damals wurde intern im Senat darüber nachgedacht, das SEZ abzureißen als es zu modernisieren. Doch öffentlich ausgesprochen wurde es nie. Man fürchtete sich vor allem vor dem Zorn der Berliner im Osten der Stadt, da gerade der Abriss des Palastes der Republik beschlossene war. Also war man seitens des Senats froh, dass 2003 der Leipziger Rainer Löhnitz das SEZ-Areal für nur einen Euro erwarb, das heute ein millionenschweres Grundstück ist. Was dann folgte, kennen wir.
Bausenator Gaebler: SEZ als Spaßbad wirtschaftlich nicht mehr zu betreiben
Bausenator Gaebler erklärt, dass ihm bewusst ist, dass das SEZ zu DDR-Zeiten ein Anziehungspunkt gewesen ist. Er weiß, dass viele Menschen positive Erinnerungen daran hätten, so Gaebler. Aber es sei in der heutigen Zeit wirtschaftlich nicht mehr als kommunales Bad zu betreiben. „Darum bitte ich um Verständnis.“
Berlin habe mit der Räumung das Grundstück mühsam zurückerobert. Es sei nicht möglich, mit den defizitären Bäderbetrieben nun ein defizitäres Spaßbad zu betreiben, das noch einmal zig Millionen Investitionen koste. „Da muss sich die Stadtgesellschaft einfach mal entscheiden“, sagt Gaebler. „Meine Antwort ist: Es gibt einen Bebauungsplan, es gibt einen Bedarf für Schulen und Wohnen. Insofern sehe ich da keinen Anlass für Veränderungen.“
Das SEZ war am Vormittag nach einem langen Rechtsstreit zwangsgeräumt worden. Damit befinden sich das große Gelände und das ehemalige Vorzeige-Erlebnisbad der DDR wieder im Besitz des Landes Berlin.
Zu der von einem Gericht angeordneten Zwangsräumung erschienen am Morgen mehrere Gerichtsvollzieher an der Landsberger Allee, zur Unterstützung und Amtshilfe rückte auch die Polizei an. Die Arbeit der Gerichtsvollzieher zog sich wegen der vielen Räume im SEZ mit seinen 47.000 Quadratmetern, in dem sich früher das große Erlebnisbad, Sporteinrichtungen und eine riesige Kellerbar befanden, bis in den Nachmittag. (mit dpa) ■