Die Tat schockte vor sechs Jahren Berlin. Es war der 18. März 2019, gegen 22 Uhr. Ein 26-Jähriger ging auf der Karl-Marx-Allee, kurz hinter dem Café Moskau, Richtung Alexanderplatz. Ein Mann kam ihm entgegen, stach unvermittelt mit einem Messer zweimal in den Oberkörper – und verschwand im Dunklen. Dem Opfer gelang es noch, mit dem Handy die Polizei zu alarmieren. Doch er verblutete, ein Notarzt konnte nicht mehr helfen. Jetzt hat Europol den Täter geschnappt.
Auf den Fotos von damals sieht man die Stelle, an dem der 26-Jährige starb. Mit Sand sind die Blutflecken abgedeckt, die Umrisse des Mannes sind klar zu erkennen. Wenig später legten Freunde am Tatort Blumen nieder und entzündeten Kerzen.
Die Polizei jagte den Kapuzenmann sechs Jahre lang
Die Polizei war damals lange ratlos, vermutet wurde erst, dass Täter und Opfer sich nicht kannten. Das Opfer war Edgar Orlovskij. Ein Litauer, der in Spandau wohnte und dort auch gemeldet war.
Einen Monat nach der Tat ging die Polizei mit Fotos an die Öffentlichkeit: Ein Kapuzenmann war auf seiner Flucht von mehreren Überwachungskameras erfasst worden, ein Augenzeuge der Tat konnte die Bilder identifizieren. Jetzt bekam das Phantom ein Gesicht: Der Gesuchte war laut Polizei mindestens 40 Jahre alt, von kräftiger Gestalt. Unter seiner Kapuze verbarg sich eine Halbglatze mit Haarkranz. Die Aufnahmen zeigten ihn zunächst von vorn mit Kapuze und später von hinten ohne Kapuze.
Aber noch sechs Jahre brauchte es, um die Täter zu fassen. Denn es gibt nicht nur den Messerstecher, sondern auch noch zwei Auftraggeber. Es war ein Auftragsmord. Grund für die brutale Tat: Das Opfer soll laut B.Z. Schulden bei einem 44-jährigen Russen gehabt haben.
Jetzt meldete die Berliner Polizei: Am 24., 25. und 26. Juni 2025 nahmen Einsatzkräfte der lettischen und rumänischen Polizei mit Unterstützung von Europol einen 58-Jährigen, einen 57-Jährigen sowie einen 44-Jährigen aufgrund von europäischen Haftbefehlen fest. Ihnen wird heimtückischer Mord aus Habgier sowie Anstiftung hierzu vorgeworfen. Der mutmaßliche Auftragsmord soll in Zusammenhang mit organisierter Kriminalität stehen.
In Berlin gab es jetzt Hausdurchsuchungen
Der 58-Jährige soll der ausführende Täter sein. Er soll Edgar Orlovskij vor dessen Arbeitsstätte in der Karl-Marx-Allee aufgelauert und mit Tötungsabsicht zweimal auf ihn eingestochen haben. Für die Tat war er kurz zuvor nach Deutschland eingereist und unmittelbar danach nach Moldau ausgereist.

Der 58-Jährige konnte in Rumänien festgenommen werden. Der 57-jährige Beschuldigte wurde am Folgetag in Riga (Lettland) und der 44-jährige tags darauf in Bukarest (Rumänien) festgenommen. Die mutmasslichen Täter sollen nun von Rumänien und Lettland nach Berlin ausgeliefert werden.