Sechs Jahre nach der Tat

Auftragsmord in der Karl-Marx-Allee: Europol schnappt Täter-Trio!

In der Nähe vom Café Moskau wurde vor sechs Jahren ein Mann brutal erstochen. Jetzt wurden die Täter im Ausland festgenommen.

Author - Stefan Henseke
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Hier wird der Tatverdächtige in Rumänien von Polizisten festgenommen, wie das Europol-Foto zeigt.
Hier wird der Tatverdächtige in Rumänien von Polizisten festgenommen, wie das Europol-Foto zeigt.Europol

Die Tat schockte vor sechs Jahren Berlin. Es war der 18. März 2019, gegen 22 Uhr. Ein 26-Jähriger ging auf der Karl-Marx-Allee, kurz hinter dem Café Moskau, Richtung Alexanderplatz. Ein Mann kam ihm entgegen, stach unvermittelt mit einem Messer zweimal in den Oberkörper – und verschwand im Dunklen. Dem Opfer gelang es noch, mit dem Handy die Polizei zu alarmieren. Doch er verblutete, ein Notarzt konnte nicht mehr helfen. Jetzt hat Europol den Täter geschnappt.

Auf den Fotos von damals sieht man die Stelle, an dem der 26-Jährige starb. Mit Sand sind die Blutflecken abgedeckt, die Umrisse des Mannes sind klar zu erkennen. Wenig später legten Freunde am Tatort Blumen nieder und entzündeten Kerzen.

Die Polizei jagte den Kapuzenmann sechs Jahre lang

Die Polizei war damals lange ratlos, vermutet wurde erst, dass Täter und Opfer sich nicht kannten. Das Opfer war Edgar Orlovskij. Ein Litauer, der in Spandau wohnte und dort auch gemeldet war.

Einen Monat nach der Tat ging die Polizei mit Fotos an die Öffentlichkeit: Ein Kapuzenmann war auf seiner Flucht von mehreren Überwachungskameras erfasst worden, ein Augenzeuge der Tat konnte die Bilder identifizieren. Jetzt bekam das Phantom ein Gesicht: Der Gesuchte war laut Polizei mindestens 40 Jahre alt, von kräftiger Gestalt. Unter seiner Kapuze verbarg sich eine Halbglatze mit Haarkranz. Die Aufnahmen zeigten ihn zunächst von vorn mit Kapuze und später von hinten ohne Kapuze.

Aber noch sechs Jahre brauchte es, um die Täter zu fassen. Denn es gibt nicht nur den Messerstecher, sondern auch noch zwei Auftraggeber. Es war ein Auftragsmord. Grund  für die brutale Tat: Das Opfer soll laut B.Z. Schulden bei einem 44-jährigen Russen gehabt haben.

Jetzt meldete die Berliner Polizei: Am 24., 25. und 26. Juni 2025 nahmen Einsatzkräfte der lettischen und rumänischen Polizei mit Unterstützung von Europol einen 58-Jährigen, einen 57-Jährigen sowie einen 44-Jährigen aufgrund von europäischen Haftbefehlen fest. Ihnen wird heimtückischer Mord aus Habgier sowie Anstiftung hierzu vorgeworfen. Der mutmaßliche Auftragsmord soll in Zusammenhang mit organisierter Kriminalität stehen.

In Berlin gab es jetzt Hausdurchsuchungen

Der 58-Jährige soll der ausführende Täter sein. Er soll Edgar Orlovskij vor dessen Arbeitsstätte in der Karl-Marx-Allee aufgelauert und mit Tötungsabsicht zweimal auf ihn eingestochen haben. Für die Tat war  er kurz zuvor nach Deutschland eingereist und unmittelbar danach nach Moldau ausgereist.

Man sieht noch die Umrisse: Hier wurde Edgar Orlovskij im März 2019 auf der Karl-Marx-Allee ermordet.
Man sieht noch die Umrisse: Hier wurde Edgar Orlovskij im März 2019 auf der Karl-Marx-Allee ermordet.Eric Richard

Der 58-Jährige konnte in Rumänien festgenommen werden. Der 57-jährige Beschuldigte wurde am Folgetag in Riga (Lettland) und der 44-jährige tags darauf in Bukarest (Rumänien) festgenommen. Die mutmasslichen Täter sollen nun von Rumänien und Lettland nach Berlin ausgeliefert werden.

In dem Zusammenhang mit den Festnahmen gab es am 27. Juni auch Wohnungsdurchsuchungen an sechs Adressen in Schöneberg und Mitte sowie in Falkensee (Land Brandenburg). Dabei wurden diverse Waffen, darunter eine Schrotflinte, mehrere Handfeuerwaffen sowie Stichwaffen, elektronische Datenträger und Geschäftsunterlagen sichergestellt.