20 Jahre wurde um die Umbenennung der Mohrenstraße in Berlin-Mitte gestritten. Seit vergangenem Wochenende heißt sie nun Anton-Wilhelm-Amo-Straße. Doch auf der nahegelegenen U-Bahn-Station ist noch immer Mohrenstraße zu lesen. Mit etwas Verspätung wird aber jetzt der Stationsname noch in diesen Tagen geändert, teilte die BVG dem KURIER mit. Denn auch hier gab es Zoff, der die Umbenennung verzögerte.
Grund war die Gerichtsposse, die die offizielle Umbenennung der Mohrenstraße am 23. August beinah in letzter Minute verhindert hätte. Per Eilklage hatte eine Bürgerinitiative erreicht, das das Verwaltungsgericht Berlin die geplante Zeremonie stoppte. Denn es laufen noch sechs Anwohner-Klagen wegen der Umbenennung gegen das Bezirksamt Mitte, die das Bezirksparlament 2020 beschlossen hatte.
Dagegen klagte das Bezirksamt. Wenige Stunden später kassierte das Oberverwaltungsgericht die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes. Die Umbenennung durfte stattfinden. Opfer dieser Posse wurden aber die Berliner Verkehrsbetriebe.
Denn die BVG wollte am 23. August auch mit der Umbenennung des U-Bahnhofes Mohrenstraße beginnen. „Aufgrund der juristischen Entwicklungen mussten wir die Namensänderung des U-Bahnhofs zunächst stoppen. Nach der finalen Umbenennung der Straße werden wir sie nun vornehmen“, sagt BVG-Sprecherin Franziska Ellrich.
Auf der Station Mohrenstraße, an der U-Bahnen der Linie U2 halten, werden insgesamt 13 Schilder ausgetauscht. Dazu gehören auch die großen Plexiglasscheiben an den Ein- und Ausgängen des Bahnhofes.
Mohrenstraße nur ganz klein: Bis Mittwoch wechselt U-Bahnhof den Namen
„Laut aktueller Planung werden die Schilder mit dem neuen Namen ,Anton-Wilhelm-Amo-Straße‘ bis zum Mittwoch (27. August) beschriftet und vorübergehend auch den alten Namen ,Mohrenstraße‘ noch in kleinerer Schriftgröße tragen, da die Fahrplanauskunft aus betrieblichen und technischen Gründen erst nach und nach erfolgen kann“, sagt BVG-Sprecherin Ellrich dem KURIER.
So sei sichergestellt, dass die Orientierung für die Fahrgäste weiterhin und jederzeit gegeben ist, die die Station derzeit noch unter den Namen Mohrenstraße in Fahr- und Streckenplänen der BVG finden.
Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember wird die Umbenennung „auf allen Materialien der Fahrgastinformation umgesetzt sein“. Bis dahin sollen auch die Klebefolien mit dem Zusatz Mohrenstraße auf den Schildern am U-Bahnhof in Berlin-Mitte verschwinden.
Man folge gerne dem Umbenennungswillen des Bezirksamtes, so die BVG-Sprecherin. In ihrem Änderungsbeschluss von 2020 hatten Grüne- und SPD-Verordnete der BVV auf die Forderung mehrere Organisationen reagiert. Vor allem Initiativen der Schwarzen Community in Berlin forderten, dass die Mohrenstraße verschwindet.

Begründung: Der Straßenname sei mit der Geschichte der Versklavung direkt verbunden. Er wurde im 18. Jahrhundert vergeben, als Preußen unter König Friedrich I. die Kolonialfestung „Groß-Friedrichsburg“ im heutigen Ghana errichtete.
Der neue Name Anton-Wilhelm-Amo-Straße soll dagegen einen Afrikaner ehren, der um 1703 im heutigen Ghana in Westafrika geboren wurde und als Kind nach Deutschland verschleppt wurde. Er war hierzulande der erste bekannte Philosoph und Rechtswissenschaftler afrikanischer Herkunft.