Von Neukölln nach Treptow

A100-Verlängerung: Heute rollen erste Autos, hier wird protestiert

Die Verlängerung der Stadtautobahn soll den Berliner Osten besser anbinden. Doch die 3,2 Kilometer haben viele Gegner.

Author - Stefan Henseke
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Alles ist fast fertig, nur die Autos fehlen noch: Am Mittwoch wird der 16. Bauabschnitt der A100 von Neukölln nach Treptow für den Verkehr freigegeben.
Alles ist fast fertig, nur die Autos fehlen noch: Am Mittwoch wird der 16. Bauabschnitt der A100 von Neukölln nach Treptow für den Verkehr freigegeben.Britta Pedersen/dpa

In Berlin-Treptow ist Anspannung zu spüren. Polizeihubschrauber sind in der Luft, in den letzten Nächten war eine erhöhte Polizeipräsenz zu bemerken: Am Mittwoch soll das neue A100-Teilstück nach Treptow eröffnet und für den Fahrzeugverkehr freigegeben werden. Anscheinend befürchtet man Sabotageaktionen von Autobahngegnern, die die Eröffnung verhindern wollen. Was für Mittwoch geplant ist, welche Gegendemonstrationen angekündigt sind.

Unklar ist bisher, wann die ersten Autos über das 3,2 Kilometer lange Teilstück rollen werden. In einer Presseinladung vom Morgen wird von einem Fototermin um 13 Uhr direkt an der Autobahn auf der Treptower Seite gesprochen.

Klar ist: Nach zwölf Jahren Bauzeit sollen am Mittwoch die ersten Autos über den neuen Abschnitt der Autobahn A100 von Berlin-Neukölln nach Berlin-Treptow rollen. Mit einem Festakt wird die Verlängerung der Stadtautobahn für den Verkehr freigegeben, teilt die bundeseigene Autobahn-Gesellschaft mit.

Ab 14 Uhr findet der Festakt im Hotel Estrel statt

Ungewöhnlich: Die Eröffnungsfeier findet nicht wie üblich direkt an der Autobahn selbst, sondern im benachbarten Hotel Estrel statt. Autobahn-Sprecher Ralph Brodel begründete das gegenüber der Berliner Morgenpost erst mit Sorgen vor gewalttätigen Protesten, sprach dann aber später von „technischen und organisatorischem Gründen“. In der Vergangenheit gab es mehrere Brandanschläge auf Fahrzeuge von beteiligten Baufirmen.

Auch in der Presseeinladung zum Festakt (14 bis 16 Uhr) wird von „hohen Sicherheitsvorkehrungen“ gesprochen. Strenge Einlasskontrollen werden angekündigt. Ohne Akkreditierungsbestätigung und Presseausweis komme man nicht hinein. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) soll zur Eröffnung reden, auch Berlins Regierender Kai Wegner (CDU).

Autofahrer, die zu den ersten Nutzern des Autobahnabschnitts gehören wollen, müssen online mitlesen. Über die Verkehrsinformationszentrale (VIZ) und die entsprechenden Social-Media-Kanäle soll die Freigabe vermeldet werden.

Mehrere Proteste gegen die Verlängerung der A100 sind angekündigt – auf der Neuköllner und auf der Treptower Seite. In Treptow wird von 10.30 bis 14 Uhr an der Matthesstraße demonstriert, in Neukölln ist eine Demonstration (12.30 bis 16 Uhr) für Ziegrastraße, Sonnenallee und Hatun-Sürücü-Brücke angemeldet.

Das Bündnis „A100 wegbassen“ demonstriert direkt vor dem Estrel

Das Bündnis „A100 wegbassen“ kündigt auf Instagram an, dass es ab 13 Uhr vor dem Hotel Estrel aufdrehen will. Im gemeinsamen Aufruf mit Fridays for Future zur „TagXDemo“ heißt es: „Das ist das Ende der Klimazerstörung und der Anfang der Mobilitätswende“. Schon um 10.15 Uhr startet eine Fahrraddemo, die von den Schönhauser-Allee-Arcaden über Frankfurter Tor zur A100 führt.

Schon beim ersten Spatenstich zur A100-Verlängerung im Jahr 2013 gab es Proteste von Autobahn-Gegnern.
Schon beim ersten Spatenstich zur A100-Verlängerung im Jahr 2013 gab es Proteste von Autobahn-Gegnern.Christian Mang/imago

Der 3,2 Kilometer lange Autobahnabschnitt führt vom Dreieck Neukölln bis zur Anschlussstelle Treptower Park. Ein Großteil der Trasse verläuft in einem bis zu sieben Meter tiefen Trog. Mit dem Abschnitt soll der Berliner Osten besser an das Autobahnnetz angebunden werden. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich den Angaben zufolge auf 721 Millionen Euro.

Perspektivisch soll die Autobahn mit dem sogenannten 17. Bauabschnitt noch weiter durch den Ostteil der Stadt verlängert werden. Gegen die Pläne gibt es Gegenwind aus den betroffenen Kiezen. Bürgerinitiativen, Umweltgruppen und Anwohner wollen den Bau verhindern. (mit dpa)