Schubsen, schlagen, treten, schießen – für die Polizei gehört Täter-Gewalt längst zum täglichen Frust. Ob bei Einsätzen rund um Demonstrationen, hitzigen Fußballspielen oder schlicht im normalen Streifendienst: Übergriffe sind keine Ausnahme. Und immer wieder gibt es auch Tote.
So wurden zwischen 1945 und 2022 mehr als 400 Polizisten im Dienst tödlich verletzt. Gerade erst erschoss ein 18-Jähriger im saarländischen Völklingen einen jungen Polizeibeamten. Und viele wundern sich zu Recht, dass die Politik so schnell den Mantel des Schweigens darüber gelegt hat.
In Berlin trauert die Polizei immer noch um den Polizeikommissar Roland Krüger (erschossen 2003) und den Hauptkommissar Uwe Lieschied (erschossen 2006). Und es bleibt gefährlich für Berlins Polizeibeamte, wie sich jetzt zeigt. Ein Blick auf die aktuellen Zahlen erklärt das ganze Ausmaß.

1925 tätliche Angriffe auf Polizeikräfte wurden 2024 offiziell erfasst, schreibt der Tagesspiegel. Besonders hart trifft es die Beamten in der City. Spitzenreiter ist der Abschnitt an der Friedrichstraße, zuständig für den Norden Kreuzbergs – dort mussten die Kollegen 153 Attacken hinnehmen.
Knapp dahinter folgt die Wedekindstraße in Friedrichshain mit 141 Fällen. Platz drei: die Keibelstraße in Mitte mit 128 registrierten Übergriffen. Auch in Tiergarten, Kreuzberg-Süd und Neukölln-Nord geht es rau zu: Dort summieren sich die Attacken auf jeweils zwischen 80 und gut 100 Fälle.
Über 300 Attacken auf Polizisten ereigneten sich 2024 bei Demos
Ganz anders sieht es in den bürgerlichen Vorzeigekiezen im Südwesten aus – Nikolassee, Schlachtensee, Wannsee und Zehlendorf-West sind beinahe schon Polizeiparadies. Im zuständigen Abschnitt wurden lediglich acht Taten verzeichnet, die niedrigste Zahl in ganz Berlin.
Nicht nur der Ort entscheidet über das Risiko. Auch die Art der Veranstaltung spielt eine Rolle: Über 300 Attacken ereigneten sich 2024 bei Versammlungen, also überwiegend Demonstrationen. Öffentliche Verkehrsmittel waren Schauplatz von 92 Vorfällen, Fußball sorgte für 73 weitere. Selbst beim Public Viewing kam es zu Übergriffen – neunmal.

Deutlich friedlicher bleiben Konzerte, religiöse Feiern oder Schulfeste: Hier kam es gerade einmal zu je einem Vorfall im gesamten Jahr. „Die Zahlen sprechen eine klare Sprache“, wird Stephan Weh, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Berlin, im Tagesspiegel zitiert. „Allein 2024 hat die Berliner Polizei 1925 Ermittlungsverfahren wegen tätlicher Angriffe nach Paragraf 114 StGB eingeleitet. Gewalt gegen Polizeibeschäftigte ist schon lange kein Randphänomen mehr, sondern traurige Routine.“
Doch damit nicht genug: Neben der Statistik der tätlichen Angriffe existieren noch weitere Erhebungen. So meldete die Polizeiliche Kriminalstatistik mehr als 10.500 verletzte Beamte im Jahr 2024 – ein Plus von über zehn Prozent gegenüber 2023. Der Unterschied erklärt sich dadurch, dass bei den enger gefassten „tätlichen Angriffen“ mehrere verletzte Beamte in einem einzigen Verfahren zusammengefasst sein können, während die Kriminalstatistik deutlich weiter gefasst ist. So zählen dort auch Verletzungen im Rahmen von Landfriedensbruch oder anderen Delikten. (km)
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