Sie folgen dem Abfall

Köpenick: Wildschwein-Panik im Familienkiez

Bewohner des Berliner Bezirks Treptow-Köpenick leben mit Wildschweinen. Aber nicht jeder fühlt sich mit den Tieren wohl.

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In Köpenick trauen sich Wildschweine immer näher an die Siedlungen ran.
In Köpenick trauen sich Wildschweine immer näher an die Siedlungen ran.blickwinkel/Imago

Wildschweine sorgen in Köpenick für gemischte Gefühle. Eigentlich gehören die Tiere in die Gegend, aber müssen sie den Leuten gleich auf die Pelle rücken? Anwohner und Spaziergänger machen sich bereits Sorgen, dass die Tiere aggressiv werden könnten.

Es geht besonders um den Karolinenhofweg. Er grenzt direkt an das Landschaftsschutzgebiet Krumme Lake Grünau in Treptow-Köpenick und ist ein perfekter Lebensraum für Wildschweine.

Die Berliner Zeitung hat mit Peter Harbauer gesprochen. Er ist Mitarbeiter bei den Berliner Forsten, und er rechnet mit einem deutlichen Anstieg der Population: „Das hängt unter anderem mit den milderen Wintern und dem guten Nahrungsangebot der letzten Jahre, aber auch durch zum Beispiel illegale Entsorgungen von Gartenabfällen im Wald und Essensresten zusammen.“

Siedlungen werden dadurch für die Tiere zu gern besuchten Futterquellen, heißt es zudem vom Nabu-Landesverband Berlin. Zerstörte Zäune, verwüstete Gärten und durchwühlte Mülltonnen sind die sichtbaren Folgen dieser Besuche.

Einige macht das nervös. Christin zum Beispiel. Sie sagt der Berliner Zeitung: „Es gibt zu viele von denen, das müssen die Förster unter Kontrolle bringen.“ Auch das Verhalten anderer hält sie für unverantwortlich: „Es gibt ja Leute, die die füttern, das finde ich unmöglich.“

Wildschweine können sich, wie viele andere Wildtiere auch, Nahrungsquellen dauerhaft merken. Wenn man sie füttert, kehren sie immer wieder in Wohngebiete zurück, weiß der Nabu. Übrigens ist das Füttern laut Landesjagdgesetz (§§ 34/50 LJG Bln) sowieso verboten und kann mit bis zu 5000 Euro Bußgeld geahndet werden.

Sigrid (l.) und Christin haben Probleme mit der Überpopulation der Tiere.
Sigrid (l.) und Christin haben Probleme mit der Überpopulation der Tiere.Markus Wächter

Auch andere in der Gegend können sich für die Schweine nicht erwärmen: „Die sollen bleiben, wo sie hingehören“, zitiert die Zeitung Gabriele. Sie fährt gern mit dem Fahrrad durch Treptow-Köpenick, da braucht man eine Begegnung mit einem Wildschwein nicht wirklich.

Fast 1000 Wildschwein-Abschüsse

Ob zur Eindämmung der Überpopulation mehr Schweine geschossen werden sollten, wird unterschiedlich bewertet. „Darum soll sich der Förster kümmern, auch wenn die Tiere ’nen leckeren Schinken hergeben“, sagt ein anderer Anwohner. Derzeit ist die Jagd auf Wildschweine nur auf land-, forst- oder fischereiwirtschaftlich genutzten Flächen innerhalb eines Jagdbezirks erlaubt.

Damit es nicht ständig zu gefährlichen Begegnungen kommt, werden die Tiere gejagt. In der Jagdsaison 2023/2024 gab es 941 Wildschwein-Abschüsse. 5000 Tiere soll die Population umfassen. Genaue Zahlen für den Bezirk Treptow-Köpenick liegen nicht vor.

Eine nachhaltige Reduktion der Population lässt sich durch Jagd aber nicht erzielen, heißt es in der Berliner Zeitung. Der Verein Wildtierschutz Deutschland meint dazu: „Die Reproduktion von Wildschweinen ist kompensatorisch. Das bedeutet, dass Verluste – zum Beispiel durch die Jagd – durch vermehrten Nachwuchs ausgeglichen werden.“

Die Menschen in Treptow-Köpenick müssen also lernen, mit den Wildschweinen zu leben. Auch wenn es nicht jeder und jedem gefällt.

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