Nichts ist vor ihnen sicher!

Waschbären-Wahnsinn wird in Berlin zur Plage

Sie kommen, um zu bleiben. Mindestens 1000 Waschbären gibt es in der Hauptstadt. Manche wollen sie jagen und kastrieren. Aber das ist ein Problem.

Teilen
Ein Waschbär hat es sich in Berlin auf dem Dach eines Hauses gemütlich gemacht.
Ein Waschbär hat es sich in Berlin auf dem Dach eines Hauses gemütlich gemacht.Serienlicht/imago

Waschbären sind scheinbar niedliche Wildtiere, die in Berlin immer heimischer werden. Aber man sollte nicht vergessen: Waschbären sind eine invasive Art. Waschbären stammen aus Nordamerika. Sie bedrohen das Leben anderer Tiere und sie nisten sich oft unter den Dächern von Wohnhäusern ein. Dort richten sie dann große Schäden an und lassen sich fast nicht mehr vertreiben. An die 1000 dieser pelzigen Allesfresser gibt es schätzungsweise in der Hauptstadt. Was tut eigentlich der Berliner Senat dagegen?

Kürzlich sollte ein Kastrationsprojekt starten, mit dem Berlin die Population der Waschbären eindämmen wollte. Aus einem unerfindlichen Grund wurde das Projekt allerdings von der Jagdbehörde der Senatsumweltverwaltung abgeblasen.

Derk Ehlert, Wildtierexperte des Berliner Senats hält sowie nicht viel davon. Der Berliner Morgenpost (Bezahlschranke) sagte er: „Es gab Überlegungen, Wildschweinen die Antibabypille zu verabreichen. Davon wurde jedoch wieder Abstand genommen, da dies nur unter kontrollierten Bedingungen möglich gewesen wäre. Durch die Jagd oder großangelegte Kastrationsprojekte lassen sich die Wildschweinbestände nicht nachhaltig reduzieren – das zeigen eindrucksvoll die Jagdzahlen der letzten Jahrzehnte.“

Der Waschbär ist in Berlin zum Problemtier geworden

Allerdings sieht Ehlert auch, dass der Waschbär in Berlin zum Problemtier geworden ist und dass man seine Population begrenzen sollte: „Er nimmt, was er kriegen kann. Und dazu gehören auch selten gewordene Amphibien, wie Kröten und Frösche. Oder er macht sich über die Nester brütender Vögel am Boden her.“

Allerdings seien Waschbären nicht wirklich schuld daran, wenn am Ende andere Arten aussterben: „Das liegt vielmehr am Klimawandel und der Trockenheit“, so Ehlert in der Morgenpost. „Finden die Amphibien nicht mehr genug Wasserflächen oder Sümpfe, konzentrieren sie sich an einem Ort. Dann kann es schon mal passieren, dass der Waschbär dort die letzte Kröte herausholt. Aber er kann dennoch keine Art ausrotten. Wenn überhaupt, trägt er zusätzlich dazu bei.“

Ein Waschbär treibt sich am Müggelsee in Berlin rum.
Ein Waschbär treibt sich am Müggelsee in Berlin rum.Bluegreen Pictures/imago

Was können Hausbesitzer tun, um sich erfolgreich gegen Waschbären zu wehren? Waschbären können Dachziegel abdecken und die Dämmung zerstören, Hausbesitzer müssten lernen, ihre Häuser dicht zu machen, so Ehlert. Genauso, wie wir ganz selbstverständlich die Wohnungen abschließen. Sie müssten dafür Sorge tragen, dass keiner ins Haus gelangen kann.

Immer häufiger werden Waschbären ohne Fell gesichtet

Es sollte auch kein Katzenfutter herumstehen, dass der Waschbär vor der Katze findet. „Es gibt schon zahlreiche Hilfsmittel, um das kleine Raubtier fern vom Hof und Dach zu halten. Wer Rat braucht, bekommt ihn zum Beispiel bei der Wildtierberatung des Naturschutzbundes (Nabu) unter 030 – 54 71 28 91. Die kümmern sich um alle Wildtiere wie Igel, Füchse, Eichhörnchen.“

Derk Ehlert, Wildtierexperte des Berliner Senats.
Derk Ehlert, Wildtierexperte des Berliner Senats.epd/imago

Bundesweit falle übrigens auf, dass die Jagdzahlen in den vergangenen Jahren nicht mehr signifikant stiegen. Sie stagnieren auf hohem Niveau. Die Gründe hierfür sind unklar. Ehlert: Es könnte mutmaßlich daran liegen, dass sich Krankheiten wie Räude oder Staupe durch die hohen Bestände schneller ausbreiten können. Immer häufiger werden Waschbären ohne Fell gesichtet, die ganz offensichtlich die Räude haben.“

In Amerika ist die Kälte der größte natürliche Feind der Waschbären. Jagen ist nach Ehlert allerdings auch nur bedingt zielführend: „Dazu gibt es eine umfangreiche Studie aus Kassel: Sie hat gezeigt, dass eine starke Entnahme von Tieren zu mehr Nachwuchs führt und vor allem weibliche Tiere geboren werden können. In der Natur geht es darum, den Verlust auszugleichen.“ ■