Waschbären können ziemlich putzig sein, allerdings auch ziemlich nervig. Und sie werden immer mehr. Eigentlich sind die Kleinbären ja in Nordamerika zuhause. Doch wie kamen sie zu uns nach Deutschland? Wie wurden sie zu inzwischen auch hier heimischen Wildtieren? Es begann vor 90 Jahren mit zwei Waschbär-Pärchen.
Nordhessen, am 12. April 1934. An diesem Tag kam ein Pelztierzüchter aus der Gegend zum Forstamt Vöhl am Edersee. Im Gepäck zwei Waschbär-Pärchen. Das Geschäft mit den Pelzen lief wegen der Weltwirtschaftskrise nicht mehr gut. Die für ihn nicht mehr lukrativen Tiere aus seinem Gehege bot er nun zur Aussetzung an. Das war von oberster Stelle in Berlin bereits genehmigt worden. Und so konnten die Waschbären ab da an „die heimische Fauna bereichern“, wie es der Pelztierzüchter vorgeschlagen haben soll.
Einige Jahre später, zu Kriegsende 1945, waren auf einer Pelztierfarm bei Strausberg in Brandenburg nach einem Bombentreffer einige Waschbären geflohen. Auch sie trugen zur Verbreitung der ursprünglich aus Nordamerika stammenden Raubtiere in Deutschland bei. Ohne natürliche Feinde konnten sie sich seither nahezu ungehindert verbreiten. Und jetzt sind sie schon richtig, richtig viele.
Zwei Millionen Waschbären soll es bundesweit bereits geben
Der dämmerungs- und nachtaktive Waschbär bringe es inzwischen auf schätzungsweise zwei Millionen Exemplare bundesweit, Tendenz steigend, sagt Wildtierbiologe Norbert Peter von der Universität in Frankfurt. Die massive Verbreitung wird zum Problem. Denn die Allesfresser stören nicht nur die Nachtruhe in Wohngebieten, sondern bedrohen Experten zufolge auch den Bestand manch heimischer Tierart. „Waschbären fressen immer das, von dem am meisten da ist“, erklärt Peter. Im Frühjahr etwa seien das Amphibien, die auf dem Weg zu ihren Laichgründen seien, um dort ihre Eier abzulegen. Der Waschbär wähle sie als Nahrungsressource ganz gezielt aus. „Das kann Auswirkungen haben auf bedrohte Arten.“
Um das Jagdverhalten der Waschbären genauer zu beleuchten, haben Wildtierbiologe Peter und sein Team Daten in Naturschutzgebieten in Hessen sowie in Brandenburg und Sachsen-Anhalt gesammelt. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass Waschbären auch Fressfeinde (Prädatoren) von streng geschützten Erdkröten, Gelbbauchunken und deren Laich sind. Deren giftige Haut hält sie dabei nicht ab. „Die Waschbären häuten sie, bevor sie sie fressen. Das zeigen viele Opfer-Funde“, berichtet Peter.

Auf der Suche nach Futter sind Waschbären aber auch in Wohngebieten unterwegs. In Kassel etwa, wo es besonders viele Waschbären gibt, klagen einige Hausbesitzer über unerwünschte Untermieter, die enorme Schäden anrichten: Die cleveren Waschbären nisten sich gern in Dachböden ein, reißen Dämmungen heraus, bekommen dort ihre Jungen. Obstbäume in Gärten werden von den Kleinbären leer gefressen. In Gärten plündern sie Obstbäume leer und räumen Vogelnester aus. Und lautstark durchwühlen sie nachts Mülltonnen.
Was tun gegen Waschbären in Haus, Hof und Garten?
Zugänge zum Haus versperren: Hat ein Waschbär etwas Unterschlupf auf dem Dachboden gesucht, rät die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ zu prüfen, wie das Tier dorthin gelangen konnte. Meist klettern Waschbären über Regenfallrohre oder über Bäume mit überhängenden Ästen aufs Dach und gelangen so ins Haus. In dem Fall Bäume und Sträucher zurückschneiden. Regenrohre kann man mit glatten Metallmanschetten verkleiden, sodass Waschbären daran nicht hochklettern können.
Waschbären abschrecken mit Hundegeruch: Einige Gerüche schrecken Waschbären auch ab - der nach Hund etwa. Das kann man sich zunutze machen und eine viel benutzte Hundedecke an möglichen Zugängen platzieren. Auch Säckchen mit Hundehaaren, die man an Sträuchern aufhängt, können Waschbären fernhalten. Den Geruch von Mottenkugeln mögen die Tiere „Vier Pfoten“ zufolge ebenfalls nicht.

Den Müll gut sichern: Gelangt der Waschbär an den Müll, ist das für ihn ein Festmahl. An gut verschlossene Tonnen kommt er allerdings nicht ran. Dafür sind zum Beispiel Spanngummis, die die Deckel fixieren, oder Schlösser nützlich. Und: Gelbe Säcke nicht schon am Vorabend an die Straßen stellen, sondern erst am Morgen der Abholung. ■