Wucher mag niemand gern, mit dem Wuchern in der Natur ist es ganz ähnlich. Und Berlin ist die Stadt, in der das Kraut offenbar am meisten wuchert. Zum Ärger der Berliner, die auf Gehwegen nicht mehr vorankommen. Überall stehen Pflanzen im Weg, die bis in die Rinnsteine wachsen. Und die Berliner Stadtreinigung? Die ist in dieser Sache offenbar abgetaucht.
Berlin hat ein Wucher-Problem: Hoher Bewuchs auf Gehwegen beeinträchtigt an vielen Stellen der Stadt sowohl die Sicht für Autofahrer als auch Fußgänger. Außerdem sammelt sich dort schnell unschöner Müll an.
Ein Beispiel, über das die B.Z. berichtet, findet sich an der Ecke Witzleben- und Kantstraße, wo der Hausmeister Detlef Bastian (74) bereits mehrfach per E-Mail die Berliner Stadtreinigung (BSR) um Hilfe gebeten hat. Das Unkraut sei mittlerweile auf 1,50 Meter angewachsen und stelle eine Gefahr für Fußgänger und Autofahrer dar, ätzt der Charlottenburger.
Die Beseitigung des Wildwuchses fällt ganz klar in den Zuständigkeitsbereich der BSR, allerdings nur auf befestigten Flächen, die sie auch reinigt. Aufgrund ökologischer Vorgaben wird schon seit längerem auf den Einsatz von Chemikalien verzichtet, stattdessen erfolgt die Entfernung mechanisch – mit Kehrmaschinen, Rasenmähern und Freischneidern.
Ein Knackpunkt dabei ist: „Es gibt keine Vorgaben hinsichtlich der Häufigkeit, Wuchshöhe oder Pflanzenart“, erklärt der BSR-Sprecher Sebastian Harnisch der B.Z. So gedeihen Brennnesseln und Gänsefuß mit ihren unzähligen Samen ungehindert, besonders zwischen Pflastersteinen und Gehwegplatten sowie an den Baumscheiben unter den Straßenbäumen.
Wo das Unkraut wuchert, sammelt sich auch Müll an
Für diese Bereiche ist allerdings nicht die BSR zuständig, sondern die Grünflächenämter der Bezirke – obwohl sich auch dort oft Papier und Plastikmüll durch den Wind ansammeln. Ironischerweise warnen die Bezirke selbst online vor der Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe für die Bäume.

Die Pankowerin Gisela Abel (64) entfernt solche Unkrautnester regelmäßig eigenhändig, wurde allerdings kürzlich von einem Mitarbeiter der BSR gestoppt: Das gehöre nicht in den Papierkorb, sondern in die Biotonne.
Immerhin stellte die Pressestelle der BSR jetzt klar: „Straßen-Abfalleimer sind für Kleinabfälle vorgesehen. Auch kleine Wildkräuter, die zum Beispiel von Passanten entfernt worden sind, können dort entsorgt werden.“
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