Abfall in jeder Ecke

Berlin: In diesen Kiezen türmt sich der Müll – auch in Ihrem?

Umfrage zeigt, wie dreckig die einzelnen Kieze in Berlin sind. Die Stadt steuert gegen. Aber die Disziplin der Einwohner und Touristen lässt zu wünschen übrig.

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Illegaler Sperrmüll auf einer Straße in Berlin-Neukölln. In dem Bezirk ist es laut Umfrage am dreckigsten.
Illegaler Sperrmüll auf einer Straße in Berlin-Neukölln. In dem Bezirk ist es laut Umfrage am dreckigsten.Jochen Eckel/imago

Berlin, Stadt der Freiheit, der Kultur, des pulsierenden Lebens – und leider auch des Mülls. Eine Umfrage zeigt: Berlin ist schmutzig – und zwar richtig! Schon 2023 hatte fast die Hälfte der damals Befragten (44,9 Prozent) Berlin als die dreckigste Großstadt Deutschlands gewählt. Doch wo genau türmen sich die Müllberge? Dazu gibt es jetzt ein neues Umfrageergebnis.

Leser von t-online haben in einer nicht repräsentativen Umfrage eine ganz klare Antwort: Knapp 40 Prozent der mehr als 14.000 Teilnehmenden wählten Neukölln als den dreckigsten Bezirk der Hauptstadt. Ob Zigarettenkippen, Essensreste oder kaputte Möbelstücke – in Neukölln scheint der Müll einfach ein Teil des Straßenbildes geworden zu sein. Der Bezirk kämpft seit Jahren mit einem schlechten Image, die Umfrage dürfte nicht gerade dazu beitragen, es zu verbessern.

Doch auch andere Bezirke können sich nicht so recht sauber reden. Denn hinter Neukölln folgen auf den weiteren Plätzen Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte. Diese beiden Bezirke sind nicht nur das Zentrum der Party- und Clubszene, sondern offenbar auch der Schmutz-Metropole Berlins.

Von Hausmüll, der einfach auf der Straße entsorgt wird, bis hin zu Glasscherben, die sich nach jedem Wochenende wie kleine Glitzerpfützen über Gehwege verteilen – hier scheinen die Müllmänner und -frauen keine ruhige Minute zu haben.

Keine freie Minute für Berlins Müllmänner und Müllfrauen

Interessanterweise schafft es Marzahn-Hellersdorf auf Rang vier. Man könnte meinen, dass in den Plattenbausiedlungen Disziplin herrscht, das ist womöglich aber ein Klischee. Auch hier ist das Umfrageergebnis eindeutig.

Lichtblicke gibt es allerdings ebenfalls in der Hauptstadt. Nicht überall stapeln sich leere Pizza-Kartons und Fast-Food-Verpackungen. Ganz im Gegenteil: Die Leserinnen und Leser von t-online bescheinigen einigen Bezirken sogar eine vorbildliche Sauberkeit. Treptow-Köpenick, Steglitz-Zehlendorf, Tempelhof-Schöneberg, Lichtenberg und Charlottenburg-Wilmersdorf gelten als die reinsten Ecken Berlins.

Aber wie kommt es nun zu diesen krassen Unterschieden? Immerhin gibt es in Berlin fast 24.000 Papierkörbe der Stadtreinigung BSR, die an den Straßen der Hauptstadt platziert sind. Zusätzlich werden Parks und kleinere Grünanlagen mit etwa 2500 Müllbehältern von der BSR versorgt und regelmäßig gereinigt. Eigentlich genug, sollte man meinen.

Ist es also eine Frage der Mentalität? Wird in den saubereren Bezirken vielleicht einfach besser auf die Umwelt geachtet, oder liegt es daran, dass die Müllabfuhr dort einfach häufiger unterwegs ist? Ein Blick auf die Zahlen zeigt: In Mitte stehen 3500 Papierkörbe – fast doppelt so viele wie in den meisten anderen Bezirken. Trotzdem gehört Mitte zu den dreckigeren Vierteln. Der Müll im Straßenbild scheint also mehr als nur ein logistisches Problem zu sein – er ist eindeutig ein gesellschaftliches.

24.000 Mülltonnen an den Straßen Berlins

Aber: Trotz des wenig schmeichelhaften Rufes als eine der dreckigsten Städte Deutschlands bleibt Berlin nicht tatenlos im Kampf gegen den Müll. Die Stadt investiert nicht nur in mehr Papierkörbe, sondern startet immer wieder neue Initiativen, um das Sauberkeitsproblem in den Griff zu bekommen.

Die Berliner Stadtreinigung (BSR) ist dabei das Rückgrat der Bemühungen. Zusätzlich gibt es regelmäßige Reinigungsaktionen, bei denen die BSR nicht nur die Mülltonnen leert, sondern auch Straßen und Plätze säubert. Besonders stark frequentierte Bereiche wie der Alexanderplatz oder die Party-Hotspots in Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln werden auch schon mal öfter angefahren.

Kieztag: Die BSR entsorgt Sperrmüll in Berlin-Prenzlauer Berg.
Kieztag: Die BSR entsorgt Sperrmüll in Berlin-Prenzlauer Berg.Sabine Gudath/imago

Zusätzlich gibt es in Berlin aber auch verschiedene Initiativen, die Bürgerinnen und Bürger ermutigen sollen, selbst aktiv zu werden. Ein Beispiel ist die Kampagne „Schön wie wir“ in Neukölln, die versucht, das Bewusstsein der Anwohner für Sauberkeit im Kiez zu stärken. Durch Plakate, Informationsveranstaltungen und gemeinsame Aufräumaktionen sollen die Menschen motiviert werden, ihren Stadtteil sauberer zu halten.

Auch die „Kehrenbürger“-Initiative der BSR setzt auf freiwilliges Engagement. Hier können sich Berlinerinnen und Berliner regelmäßig an gemeinsamen Putzaktionen beteiligen, bei denen sie ausgestattet mit Handschuhen und Müllsäcken ihre Viertel von Abfall befreien. Das Projekt erfreut sich zunehmender Beliebtheit, denn immer mehr Menschen verstehen, dass die Stadt nicht alleine für die Sauberkeit verantwortlich gemacht werden kann.

In diesen Berliner Kiezen ist es laut Umfrage mit dem Müll am schlimmsten.
In diesen Berliner Kiezen ist es laut Umfrage mit dem Müll am schlimmsten.Berliner Kurier

Ein großes Problem in Berlin ist die illegale Müllentsorgung. Sperrmüll wird oft einfach auf die Straße gestellt, anstatt ordnungsgemäß entsorgt zu werden. Um dem entgegenzuwirken, hat die Stadt die Strafen für illegale Müllentsorgung deutlich erhöht. Wer seinen Abfall einfach auf der Straße ablädt, riskiert inzwischen empfindliche Geldbußen. Zusätzlich setzt die BSR in besonders belasteten Gebieten verstärkt auf regelmäßige Kontrollen. Und es gibt inzwischen auch Sperrmülltage in den Kiezen. Leute können da abgeben, was sie nicht mehr brauchen.

So geht Berlin gegen die Müllflut vor

Übrigens: Berlin plant auch langfristig, die Sauberkeit durch bessere Stadtplanung und intelligente Mülllösungen zu verbessern. In vielen neuen Wohnprojekten sind unterirdische Müllsysteme integriert, die nicht nur den Platzbedarf verringern, sondern auch das Stadtbild sauberer halten sollen. Diese Systeme ermöglichen es, Müll direkt in unterirdische Container zu befördern, die dann von der Müllabfuhr entleert werden – ohne dass überfüllte Mülltonnen an den Straßen stehen.

Hier wurde ein ganzer Hausstand in Berlin-Kreuzberg entsorgt, sogar Autoreifen.
Hier wurde ein ganzer Hausstand in Berlin-Kreuzberg entsorgt, sogar Autoreifen.Jürgen Ritter/imago

Besondere Aufmerksamkeit gilt auch den Parks und Grünanlagen, die in Berlin oft stark frequentiert sind. Besonders im Sommer werden sie zu beliebten Treffpunkten – und leider auch zu Hotspots der Vermüllung. Um hier gegenzusteuern, hat Berlin nicht nur die Anzahl der Müllbehälter in den Parks erhöht, sondern setzt auch auf zusätzliche Reinigungsteams, die während der Hochsaison für Ordnung sorgen.

In besonders stark besuchten Parks wie dem Görlitzer Park oder dem Treptower Park sind temporäre Müllsammelstellen eingerichtet worden. Zusätzlich gibt es Parkläufer, die nicht nur auf Sauberkeit achten, sondern auch versuchen, die Besucher der Parks für das Müllproblem zu sensibilisieren.

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