Die italienische Mafia greift mit ihren Kraken-Armen nach Berlin. Die dreiste Masche der mutmaßlichen Mafiosi: Kriminelle auf Mopeds spähen gezielt Fahrer teurer Autos im Bereich des Kurfürstendamms aus. Ihr Ziel? Hochwertige Luxusuhren!
Sie warten auf den perfekten Moment – an einer roten Ampel. Sobald das Opfer anhält, nähern sie sich dem Wagen und zwingen den Fahrer mit Tricks, die Scheibe herunterzulassen. Dann reißen sie blitzschnell die Uhr vom Handgelenk, beschreibt Andreas Kopietz von der Berliner Zeitung (Bezahlschranke) die Vorgehensweise der Täter.
Es handele sich um eine international agierende Bande, hinter der offenbar die neapolitanische Mafia steckt, besser bekannt als Camorra. Diese Mafia-Gruppe gilt normalerweise als unsichtbar in Deutschland – zumindest bis jetzt!
Die Berliner Staatsanwaltschaft hat inzwischen Anklage gegen drei Italiener erhoben: Zwei Männer im Alter von 46 und 41 Jahren sowie eine 49-jährige Frau stehen im Fokus. Sie sollen gezielt Uhrenraubzüge in Berlin geplant haben.
Mafia-Gangster hatten Uhr im Wert von 110.000 Euro im Visier
Vor ihrer Festnahme lebten die beiden Männer in Neapel als unauffällige Familienväter, so die Berliner Zeitung. Doch im Juni – pünktlich zur Fußball-EM und zur Touristensaison – kamen sie nach Berlin. Ihre 49-jährige Komplizin, die Schwester des älteren Angeklagten, hatte eine Unterkunft in Halensee organisiert. Dafür werde sie nun wegen Beihilfe angeklagt.
Um diese Taten geht es: Am 13. Juni schlugen die beiden Männer in der Augsburger Straße zu. Ihr Ziel: ein Autofahrer, der eine Rolex „Yachtmaster“ im Wert von rund 40.000 Euro trug. Doch das Opfer ahnte die Gefahr und entfernte geistesgegenwärtig seine Uhr, bevor die Täter zuschlagen konnten. Ohne Beute flohen sie auf ihrem Moped.
Doch schon am nächsten Tag versuchten sie es erneut. Dieses Mal in der Lietzenburger Straße. Hier klopften sie an das Autofenster eines anderen Fahrers, der eine Patek Philippe „Nautilus“ im Wert von 110.000 Euro am Handgelenk trug. Es kam zu einem Gerangel, wobei das Armband der Uhr riss und die Uhr im Fußraum des Autos landete. Für die Täter unerreichbar. Der Fahrer erlitt Verletzungen an der Hand, und die Schäden am Auto sowie an der Uhr summierten sich auf mehrere Tausend Euro.
Gut organisierte Bandenmitglieder der Camorra
Noch am selben Tag schlug die Polizei zu. Beamte nahmen die beiden Männer und die Frau fest. Seitdem sitzen alle drei in Untersuchungshaft. Die Männer werden in der JVA Moabit streng voneinander getrennt. Selbst am Gottesdienst dürfen sie nicht gemeinsam teilnehmen – kein Risiko, dass die Täter Absprachen treffen könnten. Schließlich handelt es sich nicht um Kleinkriminelle, sondern um gut organisierte Bandenmitglieder, die zur Organisierten Kriminalität zählen.

Bereits im Mai 2021 waren die beiden Männer ins Visier der Berliner Polizei geraten. In den folgenden Monaten wurden internationale Ermittlungen eingeleitet, die bis nach Frankreich, Italien, Spanien und sogar Griechenland führten. Der entscheidende Hinweis kam aus Neapel: Die dortige Polizei informierte ihre Kollegen in ganz Europa über die Machenschaften der Camorra, die solche Raubzüge steuert. Das bedeutet jedoch nicht zwingend, dass die Täter selbst Mitglieder der Mafia sind.
Die Berliner Staatsanwaltschaft betont, dass in den letzten Jahren bereits mehrere mutmaßliche Komplizen dieser Bande in Deutschland und anderen europäischen Ländern festgenommen wurden. Berlin bleibt aber im Fadenkreuz der Kriminellen.




