Schaut man auf die neue politische Karte Brandenburgs, sieht man, dass das Bundesland gespalten ist. Im Norden, Osten und Süden ist alles blau (für die AfD) eingefärbt, rings um Berlin und im Westen des Landes dominiert die Farbe Rot (für die SPD). In Kleinmachnow, am Rand von Berlin, blieben sogar die Grünen vor der AfD, die sich hier mit 11,5 Prozent der Stimmen begnügen mussten.
Kleinmachnow, knapp 12 Quadratkilometer groß, gut 20.000 Einwohner, war zuletzt im vergangenen Jahr in den Schlagzeilen, als hier eine frei laufende Löwin gesichtet wurde, die sich später als Wildsau herausstellte. Die Wildschweine sind in der Tat ein Problem. In den Wäldern, die den Ort umgeben, müssen Hunderte davon leben. Gerne marodieren die Tiere über die Straßen Kleinmachnows, pflügen bewachsene Flächen um und erschrecken Hundebesitzer beim Gassigehen.
Kleinmachnow: Promis wie Chris Doerk wohnen hier
Schon zu DDR-Zeiten war Kleinmachnow, damals nur durch die Mauer von Berlin-Zehlendorf getrennt, ein eher ruhiger Ort. Vor allem Einfamilienhäuser. Entlang des Zehlendorfer Damms und seiner Nebenstraßen wohnt die bürgerliche Mitte – und viele Prominente: die Schlagersängerin Chris Doerk, der Schauspieler Tobias Schenke oder die ehemalige Eisschnelllauf-Weltmeisterin Monique Garbrecht-Enfeldt.
Nach der Wende gab es auch Zuzug aus dem Westen – vom CDU-Politiker Jörn Schönbohm bis hin zum Neonazi-Anwalt Horst Mahler. Unruhe gab es nur, als sich Bushido und Arafat Abou-Chakar in Kleinmachnow groß einkauften: Aber die Geschichte hat sich inzwischen auch schon wieder erledigt.
Und jetzt ist Kleinmachnow im Landkreis Potsdam-Mittelmark wieder rot. Die SPD legte im Vergleich zur Wahl von 2019 um 13,4 Prozent auf nun 39,3 Prozent zu. Dahinter folgen die CDU (20,5 Prozent) und die Grünen (14,2 Prozent). Nur auf Platz 4: die AfD mit 11,5 Prozent. Abgeschlagen auf Platz 5: das Bündnis Sahra Wagenknecht mit 6,7 Prozent. Ganz extrem geht auch in Kleinmachnow: Jeweils 1 Stimme gab es für die DKP und die Partei III. Weg.
Das Gegenstück zu Kleinmachnow ist das Örtchen Hirschfeld (1183 Einwohner, Landkreis Elbe-Elster) nahe der sächsischen Grenze. Hier kam die AfD bei der Landtagswahl auf 61,3 Prozent – 10,7 Prozent mehr als 2019. Der Rest ist zum Rang einer Splitterpartei geschrumpft. Auf Platz 2 liegt die SPD (13,4 Prozent) vor dem BSW (11,2 Prozent) und der CDU (8,5 Prozent).

Der Wahlkreis Spree-Neiße II im Süden Brandenburgs bleibt die Hochburg der AfD – gleichauf mit dem Ergebnis im Wahlkreis Oberspreewald-Lausitz I. In beiden Wahlkreisen erreichte die AfD bei der Landtagswahl am Sonntag mit jeweils 41,7 Prozent ihre höchsten Werte in einem Wahlkreis. In Spree-Neiße II gewann Michael Hanko das Direktmandat, in Oberspreewald-Lausitz I die frühere Landesvorsitzende Birgit Bessin. Bei der Wahl vor fünf Jahren hatte die AfD ihren höchsten Anteil ebenfalls im Wahlkreis Spree-Neiße II –mit 36,0 Prozent.
Je näher an Berlin, desto stärker die SPD
Hochburgen für die SPD sind die Wahlkreise Potsdam I (37,4 Prozent, AfD: 10,7 Prozent) und Havelland II (36 Prozent, AfD: 22,1 Prozent). Die Zahlen zeigen: Je näher der Wahlkreis an Berlin liegt, desto größer ist der Abstand zwischen SPD und AfD. In SPD-Hand blieben auch die Städte Frankfurt (mit 30,5 Prozent knapp vor der AfD mit 29,2 Prozent) und Cottbus. Hier gewann die SPD beide Wahlkreise I und II (32,4 und 33,5 Prozent) vor der AfD (31,8 und 31,2 Prozent). Nur einen Wahlkreis, der an Berlin grenzt, konnten die Blauen gewinnen. In Barnim III (Wandlitz, Biesenthal, Chorin) holte die AfD 31,3 Prozent, die SPD kam hier auf 26,5 Prozent.
Auffällig: In allen Wahlkreisen, die AfD gewann, bekam der Direktkandidat mehr Stimmen als die Partei. Es scheint so, als ob auch viele AfD-Wähler lieber den SPD-Mann Dietmar Woidke als Ministerpräsidenten sehen wollten und bei der Zweitstimme eine andere Partei als die AfD wählten. ■